ÖVP bevorzugt

"Gedemütigt" – schwere Vorwürfe gegen Ex-ORFNÖ-Chef

Im ORF-Stiftungsrat ging es am Donnerstag über den früheren Chef des Landesstudio NÖ. Anlass sind enthüllte Auszüge aus einer Untersuchung.

Newsdesk Heute
"Gedemütigt" – schwere Vorwürfe gegen Ex-ORFNÖ-Chef
Robert Ziegler im Gespräch mit Johanna Mikl-Leitner.
ORF NÖ

Schwere Vorwürfe kamen Ende 2022 gegen den Chefredakteur und späteren Landesdirektor des ORF NÖ, Robert Ziegler, auf: Seine Vorgängerin wurde später ÖVP-Landesrätin, er selbst soll ein System der Gefälligkeitsberichterstattung und umgesetzter Interventionen auf die Spitze getrieben haben.

Bis Februar 2023 hat eine Evaluierungskommission die Causa untersucht, den Bericht im Anschluss an ORF-General Roland Weißmann übergaben. Schon zuvor hat allerdings Ziegler selbst die Reißleine gezogen und "zum Wohle des ORF" sein Amt zur Verfügung gestellt.

Veröffentlicht wurde der Bericht nie, für Ziegler selbst hatte die Causa ebenfalls ein glimpfliches Ende. Er arbeitete seitdem weiterhin im ORF, allerdings in der Abteilung "Facility Management und Corporate Social Responsibility" sowie mit deutlichen Gehaltseinbußen.

"Redakteure herabgesetzt, gedemütigt und bloßgestellt"

Das soll sich nun ändern: Im Magazin "Dossier", das sich mit seinem aktuellen Schwerpunkt "Wolfgang Sobotkas Schule der Macht" widmet, wurden Auszüge des Berichts veröffentlicht. Im ORF-Stiftungsrat kam es daraufhin am Donnerstag zu einer regen Diskussion über die fast schon vergessene Causa; FPÖ-Vertreter fordern die gänzliche Entlassung Zieglers, berichtet die APA.

Peter Westenthaler (FPÖ) verlangt die Veröffentlichung des Berichts, in welchem von "systematischem Machtmissbrauch" zugunsten der ÖVP die Rede sei. Ziegler habe demnach "Redakteure herabgesetzt, gedemütigt und bloßgestellt". Vorturner Philipp Jelinek habe für weit weniger gehen müssen, obwohl dieser keinen redaktionellen Einfluss hatte.

Hilfestellung in Interview

Im Bericht, so schreibt "Dossier", haben rund 50 Mitarbeiter der Evaluierungskommission ihre Erfahrungen mit Ziegler und dem Redaktionsalltag geschildert. Der damalige Chefredakteur habe ÖVP-Interventionen nachgegeben, durch die Politiker in Beiträgen vorkommen oder Kritik abgeschwächt werden sollten. Investigative, kritische Berichte etwa aus Ö1 sollen bewusst nicht übernommen worden sein. "Erst wenn das Thema in allen Zeitungen und quasi 'nicht mehr zu halten war', haben wir die Beiträge auch gespielt", schildert ein Mitarbeiter.

Ein weiteres Beispiel betrifft ein Interview mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. "Wie das Rohmaterial zeigt, wurde das Gespräch öfter unterbrochen. Die Landes­hauptfrau durfte ihre Formu­lierungen sechsmal korrigieren – einmal sogar aufgrund ­einer Aufforderung ­Zieglers, die anderen Male durch Interventionen von ihrem tatsächlichen Pressesprecher", heißt es im Dossier.

Zur schiefen Optik trägt der Umstand bei, dass Ziegler mehrmals Moderationsaufträge, etwa von Wolfgang Sobotkas Alois-Mock-­Institut oder der Wirtschaftskammer Niederösterreich, bekam.

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    Unsplash / Leserreporter

    Auf den Punkt gebracht

    • Ende 2022 wurden schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Landesdirektor des ORF Niederösterreich, Robert Ziegler, erhoben, der ein System der Gefälligkeitsberichterstattung zugunsten der ÖVP betrieben haben soll
    • Ein Bericht der Evaluierungskommission, der nie veröffentlicht wurde, aber nun teilweise im Magazin "Dossier" erschien, bestätigt diese Vorwürfe und beschreibt systematischen Machtmissbrauch sowie die Herabsetzung und Demütigung von Redakteuren durch Ziegler
    red
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