Die Polizei in den Niederlanden hat kürzlich eine schockierende Entdeckung gemacht. Ein Container, von innen dick mit silberner Folie isoliert. In der Mitte ein altmodischer Zahnarztstuhl mit Riemen zum Festschnallen der Arme, dazu Handschellen und ein ganzes Arsenal an Werkzeug, um Menschen zu quälen. Die Entdeckung einer geheimen Folterkammer schockt sogar die hartgesottenen Polizisten des niederländischen Einsatzkommandos: "Fucking hell!", ruft einer in dem Video, das die Polizei zu dem spektakulären Einsatz veröffentlichte.
Am Mittwoch, dem Tag nach der Entdeckung der insgesamt sieben umgebauten Seecontainer, wird alles klarer: Dahinter stecken nach ersten Ermittlungen Drogenhändler. Der Hauptverdächtige ist nach Polizeiangaben ein 40-jähriger Mann aus Den Haag. Er gehört offenbar einer der führenden Drogenbanden des Landes an.
Die Polizei hatte am Vortag Bilder von sieben Seecontainern veröffentlicht, die zu Zellen und einer Folterkammer umgebaut worden waren. "Sechs der Container waren als Zellen gedacht, in denen Menschen festgebunden werden konnten, eine Zelle sollte tatsächlich als Folterkammer genutzt werden", sagte Chefermittler Andy Kraag.
Sechs Personen waren festgenommen worden. Bereits seit April war der Hauptverdächtige im Visier der Polizei, unter dem Verdacht des Drogenhandels und der Vorbereitung einer Liquidierung.
Dabei hatten die Ermittler auch die Lagerhalle im Ort Wouwse Plantage in der Provinz Noord-Brabant im Süden des Landes entdeckt. Von außen schien alles ganz harmlos. Doch dann bekam die Kripo Zugang zu dem inzwischen geschlossenen Netzwerk Encrochat, das vor allem von Kriminellen genutzt wurde. Es war von europäischen Ermittlern geknackt worden – monatelang konnten sie Telefon- und Chatgespräche abfangen.
Seitdem die "Folterkammer" ausgehoben worden ist, ist nichts mehr, wie es war im friedlichen Dorf Wouwse Plantage. Medien aus aller Welt interessieren sich plötzlich für den Ort, der im eigenen Land höchstens wegen eines Velorennens bekannt ist. "Wir wussten, dass etwas nicht stimmt", sagt ein Bewohner gegenüber niederländischen Medien, denn "es fuhren nachts immer wieder Autos durch die Straßen" – obgleich nachts im Dorf noch weniger los sei als bei Tag. "Ich verstehe nur nicht, wieso das so lange unentdeckt blieb."
Für die Niederländer war es ein Schock. Folter ist als Druckmittel in der Unterwelt zwar nicht neu, doch noch nie zuvor waren eigens dafür eingerichtete und umgebaute Räume entdeckt worden. "Das ist doch eine neue Dimension auch bei Kriminellen", sagte ein Polizeisprecher. Waffen, gestohlene Polizeiuniformen, Blaulichter und Drogen wurden ebenfalls beschlagnahmt.
In einem der Container stand – wie aus einem Horrorfilm – der Zahnarztstuhl. Daneben Heckenscheren, Zangen, Bohrer, chirurgische Instrumente und auch Klemmen, um einzelne Finger zu fixieren. Die Verdächtigen nannten es das "Behandlungszimmer", wie die Polizei mitteilte.
Sie hatte potenzielle Opfer rechtzeitig warnen können. Diese waren nach Angaben eines Polizeisprechers Personen aus der Unterwelt und sollten vermutlich unter Druck gesetzt und erpresst werden. Doch noch bevor die Folterkammer genutzt werden konnte, griff die Polizei jetzt zu.