Flughafen gesperrt

Geiseldrama – Wienerin wird aus AUA-Maschine gerettet!

Seit Samstagabend hielt eine Geiselnahme Hamburg in Atem, Beamte evakuierten eine AUA-Maschine. Alina A. schildert in "Heute" die dramatischen Szenen.

Christian Tomsits
Geiseldrama – Wienerin wird aus AUA-Maschine gerettet!
Nach der dramatischen Geiselnahme am Flughafen Hamburg wurde auch ein AUA-Flieger evakuiert.
LR

Um exakt 20.12 Uhr begann am Samstag in Hamburg ein Geiseldrama am Flughafen. Ein bewaffneter Mann (35) war in einem Audi auf das Vorfeld des Airports gerast. Der Vater einer Vierjährigen durchbrach eine Sicherheitsschranke und bremste seinen schwarzen Kombi Wagen erst vor einer voll besetzten Passagiermaschine der Turkish Airlines und warf Molotow-Cocktails aus dem Auto. Daraufhin hielt er seine Tochter als Geisel, Spezialeinheiten verhandelten mit dem Mann – fast 18 Stunden, dann gab er auf.

Nur unweit vom Tatort und somit mittendrin in dem Drama war Alina A. (32). Die Pädagogin aus Wien hatte mit vier Freundinnen ein paar Tage in der Hansestadt verbracht und saß bereits im AUA-Flieger. "Wir waren bereits Minuten vor dem Abflug und standen schon vor der Startbahn in Position, als das Flugzeug plötzlich stoppte und überall Blaulicht war", berichtet die 32-Jährige. 

Wienerin: "Ich hörte einen Schuss"

Aus dem voll besetzten Flugzeug konnte sie die dramatische Entwicklungen am Airport aus nächster Nähe wahrnehmen. Polizei, Feuerwehr und Rettung rasten über das Rollfeld. "Schwerbewaffnete Beamte schlichen um Autos – dann hörte ich einen Schuss", ist sich die Wienerin sicher. Tatsächlich feuerte der Verdächtige nur rund 100 Meter weiter zwei Mal in die Luft. Alle Abflüge wurden gecancelt, der Flughafen gesperrt.

Ganze vier Stunden dauerte es, bis die rund 180 verunsicherten Passagiere aus dem vollen A320 endlich evakuiert werden konnten. Zwischenzeitlich war die Kühlung und die Belüftung im Flieger ausgefallen. "Menschen zogen sich bis aufs Unterleiberl aus, wir bekamen nur ein bisschen Wasser im Plastikbecher und eine Schokolade", hatte sich die Betroffene ein besseres Krisenmanagement erwartet.

Die Evakuierung im Video

"Wir bekamen kaum Informationen und niemand wusste, was als nächstes passiert", kritisiert sie. Die Lage war sehr angespannt. Um kurz nach Mitternacht mussten Alina A. und die anderen Passagiere dann im strömenden Regen zu Fuß über das Rollfeld gehen – nur unweit vom bewaffneten und unberechenbaren Geiselnehmer.  "Polizisten mit Sturmgewehren gaben uns Deckung – es war gruselig", schildert sie eindrücklich im "Heute"-Gespräch.

Vorübergehend mussten die Geretteten dann noch in einem stockdunklen Nebengebäude des Flughafens ausharren, ehe nach und nach ein Bustransfer in ein Hotel organisiert wurde. "Da das Flughafen-Hotel aber restlos überbucht war, musste ich mir selbstständig um 2 Uhr früh noch eine andere Unterkunft organisieren." Auch am Sonntag ist weiterhin unklar, ob ein Heimflug möglich sein wird. Der Flughafen arbeitet derzeit an einer Wiederaufnahme des Betriebs, kann aber noch keine genaueren Angaben nennen.

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    Auch 15 Stunden nach Beginn der Einsatzlage, hält sich der Vater mit seiner Tochter (4) verschanzt.
    Auch 15 Stunden nach Beginn der Einsatzlage, hält sich der Vater mit seiner Tochter (4) verschanzt.
    Daniel Bockwoldt / dpa / picturedesk.com

    Laut der deutschen Bild-Zeitung soll ein Sorgerechtsstreit hinter der Verzweiflungstat des Mannes stecken, der auf türkisch von den Behörden fordert, mit seiner Tochter ausreisen zu können. "Wir gehen im Moment davon aus, dass es dem Kind körperlich gut geht. Das sagt uns der Blickkontakt, den wir im Moment haben, und die Telefonate mit dem Täter, da ist das Kind im Hintergrund zu hören", hieß es von einer Sprecherin der Hamburger Polizei. "Wie es seelisch aussieht, darüber mag ich nicht spekulieren."

    Auch für Reisende war die Situation alles andere als angenehm. 286 Flüge wurden abgesagt, mindestens 34.500 Passagiere sind von den Ausfällen betroffen. Am Sonntagnachmittag gab der Mann auf und wurde festgenommen. Das Kind blieb wie durch ein Wunder unverletzt.

    ct
    Akt.
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