Politik

So wenig verdienen Frauen im Vergleich zu Männern

Obwohl immer mehr Frauen Vollzeit arbeiten und auch die Einkommen langsam steigen, bleibt die Lücke zu den Männern nach wie vor groß.

Heute Redaktion
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Zum Internationalen Frauentag am 8. März hat die Statistik Austria aktuelle Daten zur Beschäftigungsentwicklung und dem Lohnniveau im Vergleich von weiblichen und männlichen Angestellten veröffentlicht. Demnach setzt sich der Trend in Richtung Teilzeitarbeit bei Frauen weiter fort.

Grundsätzlich nimmt die Erwerbstätigkeit bei Frauen zu: Während die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen 1997 noch bei 58,4 Prozent lag, stieg sie bis 2007 auf 63,5 Prozent an und erreicht mittlerweile 68,2 Prozent (2017). Der Anteil erwerbstätiger Frauen war damit 2017 um fast 10 Prozentpunkte höher als vor 20 Jahren und nähert sich damit der Quote der erwerbstätigen Männer.

Gehaltsdifferenz nach wie vor groß

*) Gender Pay Gap: Der EU-Indikator wird gemäß der Definition von Eurostat einheitlich in allen Mitgliedstaaten auf Basis der durchschnittlichen (arithmetisches Mittel) Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten in der Privatwirtschaft (ohne Land- und Forstwirtschaft; öffentliche Verwaltung) berechnet.

Basis ist die Verdienststrukturerhebung, die seit 2006 im Abstand von vier Jahren durchgeführt wird. Die Werte für die Jahre zwischen den Erhebungen werden geschätzt. Analysen zum Gender Pay Gap können daher nur alle vier Jahre durchgeführt werden.

Quelle: Statistik Austria >>>

Der Gender Pay Gap – also der Einkommensunterschied bei gleichen Jobs – bleibt aber groß: Insgesamt haben Frauen 2017 um 37,7 Prozent brutto weniger verdient als ihre männlichen Kollegen. Laut Statistik Austria lässt sich der Unterschied auch durch die hohe Teilzeitquote von Frauen erklären.

Langfristig betrachtet hat sich der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern innerhalb der letzten zehn Jahre verringert. Während ganzjährig vollbeschäftigte Frauen im Jahr 2017 um 15,6 Prozent weniger als ihre männliche Kollegen am Gehaltszettel stehen hatten, waren es 2007 noch 21,6 Prozent.

Enorme Unterschiede bei Einkommensverteilung

Deutliche Unterschiede zeigt aber auch ein Blick auf die Einkommensverteilung. Frauen waren selbst bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung in den unteren Einkommensklassen überdurchschnittlich oft vertreten, während der Anteil der Männer bei den höheren Einkommen deutlich überwog.

Bezogen auf jene 10 Prozent ganzjährig Vollzeitbeschäftigter mit den niedrigsten Einkommen (Anm.: unter 24.906 Euro brutto pro Jahr) lag der Frauenanteil bei 57 Prozent. Unter den 10 Prozent mit den höchsten Einkommen (Anm.: mehr als 80.865 Euro brutto pro Jahr) waren Frauen mit 19 Prozent dagegen klar unterrepräsentiert.

Im EU-Vergleich über dem Schnitt

Im EU-Vergleich liegt Österreich weiterhin über dem Schnitt: So betrug der Gender Pay Gap* von in der Privatwirtschaft tätigen Frauen und Männern in der EU im Schnitt 16 Prozent, in Österreich waren es 19,9 Prozent. Nur in Großbritannien, Deutschland, Tschechien und Estland ist die Gehaltslücke noch größer. Im Vergleich dazu betrug der Gender Pay Gap 2017 in Rumänien 3,5 Prozent und in Italien und Luxemburg 5 Prozent.

Interessant ist, dass ein großer Teil jener Unterschiede nicht auf Merkmale wie Branche, Bildungsniveau, Alter, Voll-/Teilzeit, Region etc. zurückzuführen sind. Das heißt: Auch wenn sich weibliche und männliche Angestellte hinsichtlich der genannten Merkmale nicht unterscheiden, bleibt ein großer Teil des Gender Pay Gap (13,6 Porozent) unerklärt.

Ältere Frauen in Armutsgefahr

Die niedrigeren Löhne – und Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen – führen auch zu niedrigeren Pensionen und damit anderen sozialen Risiken.

Laut der Erhebung EU-SILC 2017 waren 22 Prozent der alleinlebenden Pensionistinnen, aber nur 13 Prozent der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet. Ein-Eltern-Haushalte – das sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – haben mit 31 Prozent das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen. (ek)