Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) hat entschieden: Für das umstrittene Heumarkt-Projekt in Wien-Landstraße muss die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nach dem UVP-Gesetz 2000 im vereinfachten Verfahren durchgeführt werden. Das sorgt jetzt für ordentlich Wirbel rund um die Pläne in der City.
Im 96-seitigen Erkenntnis des BVwG steht: "Bei einer Realisierung des verfahrensgegenständlichen Vorhabens ist – vor allem durch visuelle Auswirkungen auf die Stadträume Belvederegarten und Stadtpark – mit großen negativen Beeinträchtigungen des außergewöhnlichen universellen Wertes der UNESCO-Welterbestätte 'Historisches Zentrum Wien' bzw. wesentlicher Attribute, die den außergewöhnlichen universellen Wert vermitteln, zu rechnen."
Wie der ORF berichtet, folgt das Gericht damit der Linie der UNESCO, die bisher alle Varianten des Heumarkt-Projekts abgelehnt hat. Wien steht seit 2017 durchgehend auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes.
Die Entscheidung des Gerichts könnte das Bauprojekt um rund ein Jahr verzögern und sogar ganz gefährden. Denn eine Baugenehmigung gibt es nur, wenn die Umweltprüfung positiv ausfällt.
Der große Streitpunkt bleibt die Höhe der geplanten Gebäude. Konkret geht es laut "Kurier" um das Projekt "Heumarkt neu 2021", das einen Wohnturm mit 56,5 Metern und ein Hotel mit 47,85 Metern Höhe vorsieht. Für die UNESCO ist das immer noch zu hoch, sie verlangt weitere Änderungen.
Die Stadt Wien hatte das Projekt Ende 2024 schon genehmigt und dabei keine UVP für notwendig gehalten. Sie stützte sich auf ein Gutachten der Städteplanerin Christa Reicha, die das Vorhaben als welterbekonform einschätzte. Das sorgte allerdings für Kritik von der Umweltschutzorganisation "Alliance for future".
Der Anwalt des Investors Michael Tojner, Karl Liebenwein, zeigte sich laut "Kurier" überrascht von der Entscheidung des BVwG und überlegt, gegen das Urteil Berufung einzulegen.
Auch City-Bezirksvorsteher und Wiener ÖVP-Landespartei-Obmann Markus Figl reagierte auf die Entscheidung des Gerichts: "Damit ist endgültig klar: Dieses Projekt ist nicht welterbetauglich. Seit Jahren ignoriert die SPÖ-Neos-Stadtregierung alle Warnungen – von der UNESCO über Fachgremien bis hin zur Bevölkerung – und versucht dennoch, das Projekt durchzudrücken. Das Ergebnis sind verlorene Jahre, beschädigtes Vertrauen und ein anhaltender Imageschaden für Wien", so Figl.