Germania Ried feiert SS-Offizier Kranebitter

Der Gestapo-Mann und glühende Nationalsozialist soll für die Ermordung von 40.000 Juden in der Ukraine verantwortlich sein – in der Germania Ried wird er gefeiert.

Die Nazilieder-Causa um die schlagende Burschenschaft Germania Wiener Neustadt hat nicht nur den niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer zum Rücktritt von allen politischen Ämtern und eine Auflösung der Vereinigung erzwungen, sie bringt auch zahlreiche andere Burschenschaften ins Visier.

So wurde am gestrigen Donnerstag bekannt, dass ein FPÖ-Nachwuchspolitiker und Schriftführer der Burschenschaft Leder aus Leoben (Steiermark) auf Facebook nationalsozialistische Inhalte geteilt haben soll – "heute.at" berichtete.

Wie der "ORF" berichtet, soll auch im Germania-Ableger in Ried im Innkreis ein SS-Offizier in einer Festschrift aus dem Jahr 2000 gewürdigt worden sein. Darin werde Friedrich Kranebitter namentlich und mit Foto erwähnt. Zudem soll die Rede behaupten, dass der Zweite Weltkrieg so "bitter" geendet hätte.

"Für die Germania Ried schließe ich solche Vorkommnisse sicher aus"

Erst am gestrigen Donnerstag veröffentlichten die "Oberösterreichischen Nachrichten" ein Interview mit Germania-Ried-Vertreter Christoph Mösenbacher. In seiner Burschenschaften seinen nie solche Nazilieder gesungen worden. "Für die Germania Ried schließe ich solche Vorkommnisse sicher aus", wird Mösenbacher zitiert.

Die umstrittene Festschrift könne er nicht kommentieren, damals sei er noch nicht bei der Vereinigung gewesen. "Es ist jedoch auch komisch, dass man hier auf eine Festschrift aus dem Jahr 2000 zurückgreift", argwöhnt Mösenbacher.

Aber wer sind eigentlich die Mitglieder der Germania Ried? Darauf will auch Mösenbacher keine Antwort geben. Die Namen seien nicht geheim, aber veröffentlichen werde man sie nicht. "Wir organisieren auch öffentliche Veranstaltungen – [FPÖ-Außenministerin] Karin Kneissl war zum Beispiel hier, und kürzlich [Jurist & Kolumnist] Tassilo Wallentin – da kann man dann auch unsere Mitglieder sehen." Kneissl soll etwa 2016 einen Vortrag bei der Germania Köln sowie Ried gehalten haben, berichtet der "Standard".

Friedrich Kranebitter, Burschenschafter und SS-Offizier

Kranebitter, der selbst Mitglied der Germania Ried war, maturierte als Vorzugsschüler und schloss danach in Wien ein Jusstudium ab. Bereits vor 1938 war er ein glühender Nationalsozialist – obwohl das damals noch illegal war. Nach dem Anschluss war der Oberösterreicher als Gestapo-Chef in Wiener Neustadt für die Verfolgung jüdischer Bürger verantwortlich, wo er ein enger Mitarbeiter Ernst Kaltenbrunners, eines der Hauptverantwortlichen für den Holocaust, war.

Während des Zweiten Weltkrieges soll Kranebitter als Gestapo-Funktionär und SS-Sturmbannführer für die Ermordung von bis zu 40.000 Juden in der Ukraine verantwortlich gewesen sein. Das geht aus Gerichtsakten des ersten Kriegsverbrecherprozesses hervor, die 1945 auf Deutsch übersetzt wurden. Für diese Gräueltaten wurde Kranebitter allerdings nie zur Verantwortung gezogen. In Österreich wurde er nur wegen seines illegalen Nazi-Engagements VOR 1938 verurteilt. Er starb 1957 in Linz. (red)