Politik

Gertrude (89): Das steckt hinter dem Wahlkampf-Video

Heute Redaktion
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In drei Tagen wurde ihr Video 2,7 Mio. Mal gesehen. Fast fünf Minuten lang warnt Schoah-Überlebende Gertrude (wegen rechtsextremer Anfeindungen halten wir den Nachnamen geheim) den FP-Wahlkampf.

In drei Tagen wurde ihr Video 2,7 Mio. Mal gesehen. Fast fünf Minuten lang warnt Schoah-Überlebende Gertrude () den FP-Wahlkampf.
Gerede über "Bürgerkrieg" und wie "das Niedrigste aus den Leuten" herausgeholt werde, erinnert sie an die 30er-Jahre. In einem Statement an "Heute" schreibt die 89-Jährige: "Ich bin freudig überrascht, dass die Worte einer alten Frau ernst genommen werden."

Sie selbst habe sich an Van der Bellen gewandt. Gertrudes Vater „wollte mit dem Judentum nichts zu tun haben“, erinnert sich die Pensionistin. 1933 taufte der Vater seine drei Kinder. Als die Deutschen 1938 in Österreich einmarschierten und Nazis – von Hunderttausenden Österreichern bejubelt – die Macht übernahmen, änderte sich auch für Gertrudes Familie das Leben schlagartig. Vom Regime wurden alle mit jüdischen Wurzeln zu Untermenschen erklärt.  "Wie die Juden damals die Straßen reinigen mussten, sind die Wiener g' standen, Frauen und Männer und haben geschaut und gelacht. Haha, das war lustig. Und das versucht man wieder herauszuholen aus den Menschen. Das schmerzt. Das fürchte ich“, warnt sie heute vor dem „Schlechtmachen“ politisch Andersdenkender. 

Gertrude ist in Wien-Meidling und Brigittenau aufgewachsen: Auf dem Weg zur Schule wurden Kinder auf dem Weg zur Schule schikaniert. 

 

1938 floh die Famlie über Jugoslawien nach Italien

Nachdem ihr Vater von der Gestapo am Morzinplatz verhört (und verprügelt) worden war, beschließt die Familie das Land zu verlassen. Zuflucht finden Sie in einem Kloster in Jugoslawien, bleiben aber nur kurz, ziehen weiter nach Italien. 1943 werden sie dort festgenommen und nach Auschwitz deportiert. Als 16-Jährige erlebt sie die Deportation ins KZ Auschwitz. Der Vater stirbt auf einem Weitertransport, Mutter und Brüder (9, 13) werden in Auschwitz vergast. Gertrude überlebt als Einzige.

 

Gertrude bleibt sieben Monate in Auschwitz, als Zwangsarbeiterin muss sie in einer Lampenfabrik arbeiten, später in einem Salzbergwerg bei Hamburg. 1947 kehrt sie nach Wien zurück.