ÖSV-Asse vom Begräbnis zur WM

Girardelli: "Rote Blutspur im Schnee vergesse ich nie"

Die Ski-WM in Saalbach startet. "Ski-Experte" Marc Girardelli über seine Erinnerungen an den WM-Ort und die schwierigen Tage davor.
Marc Girardelli
04.02.2025, 07:04
Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm
Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm

Heute startet die Ski-WM in Saalbach. Mit Kaiserwetter. So wie bei der WM 1991 als in Saalbach 14 Tage lang die Sonne schien, ganz viel Schnee lag und die ÖSV-Stars Stephan Eberharter und Co. elf Medaillen abräumten.

Das erste WM-Gold in Saalbach holte aber ich – im Slalom. Vor Lokalmatador Thomas Stangassinger, der vor der Carving-Revolution im Stangenwald zu den Weltbesten gehörte.

"Gira" zeigt Kante

Nur drei Tage vor dem ersten WM-Rennen war der österreichische Abfahrer Gernot Reinstadler im Wengen-Zielhang verblutet. Ich habe vom Zielraum aus die Blutspur im Schnee gesehen. Am Anfang dachte ich, das ist rote Farbe. Dieses Bild und das Schicksal des 20-Jährigen setzten mir mehr zu als der Golfkrieg mit den Bomben-Videos, die auf CNN ausgestrahlt wurden.

„ÖSV-Fahrer reisten vom Begräbnis zur WM nach Saalbach“
Marc Girardelli"Heute"-Skiexperte

Einige ÖSV-Fahrer reisten direkt vom Begräbnis im Pitztal zur WM nach Saalbach. Eine härtere Vorbereitung gibt es nicht. Doch dann lieferten sie ab: Der Stern von Stephan Eberharter ging mit Doppel-Gold auf. So wie der von Petra Kronberger, auch Rudi Nierlich und Ulli Maier siegten. Fünf von zehn Goldmedaillen gingen an Österreich.

Ulli Maier, die einzige Mama im Ski-Zirkus, starb drei Jahre später auf der Ski-Piste in Garmisch, Rudi Nierlich bei einem tragischen Autounfall in seiner Heimat in Oberösterreich.

Nierlich verweigerte Trainingsvideos

Rudi traf ich im Weltcup bis dahin fast nur am Podest. Er war ein Schweiger, der auf der Piste explodierte, auch Alberto Tomba in Topform schlug. Wie er tickte, erzählten mir seine Teamkollegen wie Hans Enn. Rudi hatte eine Meinung – und die änderte er nicht. Ein Beispiel: Er hat sich nie ein Video von einem seiner Trainingsläufe angeschaut.

Die Top Wintersport-News auf einen Blick

Zum Rennen in Sölden kam Rudi einmal allein mit dem Auto, obwohl in den Zeitungen zuvor groß stand, dass ihm der Führerschein abgenommen worden war. Dem überraschten ÖSV-Boss sagte er nur: "Zum Autofahren brauchst du nicht den Führerschein, sondern nur einen Autoschlüssel."

Nach der WM-Saison 1991 reiste ich ins Pitztal, um die Familie von Gernot Reinstadler zu besuchen. Ich wurde dort herzlich empfangen, auch das vergesse ich nie.

Als Sportler hatte ich es geschafft, drei Tage nach dem tragischen Tod im WM-Slalom alles um mich herum auszublenden. Ich war Skifahrer. Darum war für mich der Schatten des Golfkrieges weniger groß.

Am Zwölferkogel geht es ab heute wieder um WM-Medaillen. Wieder bei Kaiserwetter. Nur wenige Meter entfernt von den Gedenkstätten für Ulli Maier, Rudi Nierlich und Gernot Reinstadler.

{title && {title} } gira, {title && {title} } Akt. 04.02.2025, 07:15, 04.02.2025, 07:04
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite