Wirtschaft

Glas-Riese Schott testet Schmelzöfen mit Wasserstoff

Der Ceranfeld-Erfinder Schott testet in einem neuen Forschungsprojekt den Betrieb  seiner Spezialglas-Schmelzöfen mit umweltfreundlichen Wasserstoff.

Die Glasschmelze ist energieintensiv. Schott erforscht nun, wie Spezialglas mithilfe von Grünstrom oder Wasserstoff geschmolzen werden kann.
Die Glasschmelze ist energieintensiv. Schott erforscht nun, wie Spezialglas mithilfe von Grünstrom oder Wasserstoff geschmolzen werden kann.
Schott

Bis zu 1.700 Grad Celsius heiß muss das Ausgangsmaterial erhitzt werden, um sich zu den gewünschten Spezialgläsern zu verbinden. Die Glaswannen genannten Schmelzöfen wurden dabei bisher mit Erdgas betrieben, was einen Großteil der CO2-Emissionen der gesamten Produktion verursachte. 

Der Technologiekonzern Schott, der in den 1970er das Ceran-Kochfeld erfunden hat, will das nun ändern und auf die Nutzung von fossilen Energieträgern verzichten. Bis 2030 soll klimaneutral produziert werden, heißt es seitens Schott. Das Unternehmen setzt hier vor allem auf einen Technologiewandel in zwei Bereichen: die Elektrifizierung der Schmelzwannen auf Basis von Grünstrom und der Einsatz von grünem Wasserstoff.

H2-Beimischung wird getestet

Letzteres testet Schott nun bis Ende Dezember im Forschungsprojekt "H2-Industrie". Dabei wird Wasserstoff in großtechnischen Schmelzversuchen am Standort Mainz (D) beigemischt. Die Mainzer Stadtwerke unterstützen das Projekt mit einer mobilen Beimischstation, in der das Erdgas-Wasserstoff-Gemisch erzeugt wird. Schrittweise soll in der Spezialanlage der Wasserstoffanteil auf bis zu 35 Volumenprozent hochgefahren werden.

Zusammen mit SCHOTT testen die Mainzer Stadtwerke die Beimischung von Wasserstoff in großtechnischen Schmelzversuchen an einer Wanne am Standort Mainz.
Zusammen mit SCHOTT testen die Mainzer Stadtwerke die Beimischung von Wasserstoff in großtechnischen Schmelzversuchen an einer Wanne am Standort Mainz.
Schott

"Der Test ist absolute Pionierarbeit für die Glasindustrie, sodass sich das Expertenteam mit noch vielen offenen Forschungsfragen konfrontiert sieht, beispielsweise wie sich Wasserstoff auf die komplexen Schmelzprozesse und auf die Qualität der Produkte auswirkt", so Schott in einer Aussendung. Schon jetzt zeigt sich, dass auch damit die notwendigen hohen Temperaturen für die Glasschmelze erreicht werden. Jetzt laufen die vertiefenden Analysen zur Glasqualität der geschmolzenen Gläser.

"Schnelle Lösungen gefragt"

"Die Tests laufen sehr gut und zeigen, dass eine Veränderung unserer Technologie möglich ist", erklärt Vorstandsmitglied  Jens Schulte. Gleichzeitig spielt er auch einen Ball an die Politik weiter: "Beim Klimaschutz dürfen wir jetzt nicht nachlassen. Schnelle Lösungen sind gefragt". Schott unterstütze deshalb den Vorstoß des deutschen Wirtschaftsministeriums von Robert Habeck (Grüne) zu eigenen staatlichen Klimaschutzverträgen. Diese sollen die Entwicklung und Einführung von klimafreundlichen Technologien unterstützen.

Der neue Wasserstofftank auf dem SCHOTT Gelände in Mainz ist 21 Meter hoch.
Der neue Wasserstofftank auf dem SCHOTT Gelände in Mainz ist 21 Meter hoch.
Schott

Auch im Energieministerium des deutschen Bundeslandes Rheinland-Pfalz sieht man Wasserstoff als "zentralen Baustein" für eine spätestens 2040 zu erreichende Klimaneutralität. Schott sei da, ein "Vorreiter und Vorbild für die energieintensive Industrie" in Rheinland-Pfalz. Die Politik wolle solche regionalen Forschungsprojekte deshalb auch zukünftig unterstützen.

338.000 der 714.000 Euro, die das Schotts H2-Forschungsprojekt bisher verschlungen hat, hat das das rheinland-pfälzische Energieministerium im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zugeschossen.

Die größte Hürde

Die gewonnen Testergebnisse nutzt Schott nun, um seine Forschungen zur klimafreundlichen Transformation der Glasschmelze weiter voranzutreiben. Schon 2023 sollen Tests mit 100 Prozent Wasserstoff im Labormaßstab beginnen.

Bis zu einer kompletten Umstellung der Produktion sieht man bei Schott aber noch "viele technologische und infrastrukturelle Hürden". Die größte Herausforderung sei die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien produziert werde. "Um ihn im großen Maßstab in der Industrie nutzen zu können, braucht es den Aufbau einer kompletten Versorgungsinfrastruktur und den Ausbau erneuerbarer Energien, damit ausreichend Grünstrom zur Verfügung steht", so Schott abschließend.

Briten-Test "voller Erfolg"

Schott ist aber nicht der erste Hersteller, der den Wasserstoff-Einsatz probt. Die Briten sind bereits einen Schritt weiter. Bereits vergangenes Jahr hat dort das Unternehmen Pilkington, das zur Nippon Sheet Glass-Gruppe (NSG) gehört, eigenen Angaben nach, H2-Tests erfolgreich durchgeführt. In den drei Wochen laufenden Versuchen wurde die Ladungsmenge von 60 Tankwagen an Wasserstoff verbrannt.

UK-Geschäftsführer Matt Buckley zeigte sich jedenfalls von den Ergebnissen begeistert: "Der Versuch war ein voller Erfolg. Er zeigt, dass Wasserstoff zum Erreichen von exzellenter Schmelz-Leistung gleichwertig mit Erdgas ist und damit die Schmelzwannen mit stark verringerten CO2-Emissionen betrieben werden könnten."

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