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Glasner watscht Hooligans ab: "Schnell distanzieren!"

Keine gute Laune bei Eintracht-Coach Oliver Glasner! Nicht nur wegen des Aus in der Champions League gegen Napoli, sondern auch wegen Hooligans.

Heute Redaktion
Frankfurt-Coach Glasner ist nach den Ausschreitungen in Neapel verärgert
Frankfurt-Coach Glasner ist nach den Ausschreitungen in Neapel verärgert
IMAGO/Antonio Balasco

Am Morgen danach, als die Anhänger von Eintracht Frankfurt den Ort der Schande verlassen hatten, zeigte sich in Neapel erst das ganze Ausmaß der brutalen Straßenschlachten. In den engen Gassen der historischen Altstadt beseitigten Lokalbesitzer und Anrainer gerade erste Spuren der totalen Verwüstung, da mehrten sich die Forderungen nach drastischen Konsequenzen.

Gerichtsverfahren? Schadenersatz durch deutsche Behörden? Drakonische Strafen für gewalttätige Fans? An dieser Diskussion wollte sich Oliver Glasner nach dem Albtraum-Abschied aus der Königsklasse aber nicht beteiligen. "Ich bin Trainer und zum Glück kein Politiker", sagte der Oberösterreicher mit Blick auf die Folgen der schweren Ausschreitungen rund um das Achtelfinal-Rückspiel gege Napoli (0:3). Er verurteile "jegliche Form von Gewalt und Kriminalität, egal wo auf der Welt", fand aber unmittelbar nach dem Spiel auch deutliche Worte: "Wenn wir da die Rädelsführer sind würde ich das nicht als Frankfurt-Fans bezeichnen, sondern als gewalttätige Gruppe, von der wir uns auch schleunigst distanzieren sollten."

Doch die Zusammenstöße zwischen Eintracht-Anhängern und Neapel-Fans mit der Polizei waren da längst zum Politikum geworden. "Ich hoffe, dass diese Verbrecher vor Gericht gestellt werden", sagte der italienische Vizepremier- und Außenminister Antonio Tajani. Die rechte Regierungspartei Lega um Matteo Salvini richtete gar Forderungen an die deutsche Regierung. Diese solle "für den Schaden aufkommen".

Eintracht-Vorstand Philipp Reschke verurteilte die Gewalt in den Straßen Neapels aufs Schärfste. "Ich bedauere diese Vorfälle sehr. Denn sie schaden nicht nur uns und dem Fußball, sondern sie schaden vor allem auch der gemeinsamen Sache, mit der wir hier eigentlich angetreten sind, um auch für Rechte der Fans zu kämpfen", sagte Reschke im HR-Interview am Donnerstag: "Das Ding hat uns natürlich gewaltig zurückgeworfen."

Auch die Eintracht versprach eine Aufarbeitung der Vorfälle, bei denen laut Polizei acht Personen, darunter drei Eintracht-Fans, festgenommen und sechs Sicherheitskräfte verletzt wurden. Man richte sich auf einen "langen Prozess" ein, so Reschke: "Dass es in dieser Form nicht weitergehen kann, ist klar."

Bilder aus der Innenstadt vom Mittwochnachmittag zeigten wilde Jagdszenen zwischen vermummten Anhängern und der Polizei. Autos brannten, Feuerwerkskörper und Stühle flogen durch die Luft. Italienischen Medien zufolge sei die Situation an der Piazza del Gesu eskaliert, als Frankfurter Fans und die Polizei von Neapel-Fans angegriffen wurden. Auch nach dem Spiel kam es rund um das Hotel der SGE-Ultras zu Zusammenstößen zwischen Napoli-Fans und den Sicherheitskräften.

Erst am frühen Morgen begann die Abreise der deutschen Fans: 120 identifizierte Anhänger verließen Italien über den Flughafen Rom Fiumicino, weitere 350 befanden sich zunächst sich in der Polizeistelle der Stadt Salerno zur Identifizierung. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Da sich die Unterkunft der Mannschaft ebenfalls an der Strandpromenade in unmittelbarer Nähe des Fan-Hotels befand, waren auch die Spieler über die Vorfälle informiert. "Natürlich haben wir das mitbekommen", sagte Sportvorstand Markus Krösche nach dem unwürdigen Ende aller Viertelfinal-Träume: "Das können wir nicht gutheißen."

Neue Kritik entzündete sich aber auch am Vorgehen der italienischen Behörden, die nach einer juristischen Hängepartie den Ticketverkauf an Personen mit dem Wohnsitz Frankfurt/Main verboten hatten. "Diese Erlasse sind untauglich", sagte Reschke. Kapitän Sebastian Rode meinte, Neapel habe "sich selbst keinen Gefallen damit getan, unsere Fans auszusperren". Und Djibril Sow sprach von einem "Kindergarten".

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) kündigte bereits Regeländerungen für das erneute Eintreten eines solchen Fan-Ausschlusses an. Die Reaktion von Aleksander Ceferin auf das umstrittene Vorgehen der Italiener kam jedoch erst am Vorabend des Spiels - zuvor hatte der UEFA-Boss geschwiegen.

Textquelle: AFP/red

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