Politik

Golan-Video wurde als Schulungs-Film genutzt

Das berüchtigte Golan-Video soll als "Schulungsfilm des Bundesheeres" verwendet worden sein. Bei dem Zwischenfall starben neun Menschen.

Heute Redaktion
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In dem umstrittenen Video vom Vorfall im September 2012 ist zu sehen, wie österreichische UNO-Soldaten auf dem Golan die Einfahrt von syrischen Geheimpolizisten in einen tödlichen Hinterhalt offenbar nicht verhindert hatten. Bei einer darauffolgenden Schießerei wurden neun syrische Polizisten getötet.

Laut "Kleiner Zeitung" berichtete ein ehemaliger Bundesheersoldat, der im Bundesheerzentrum für Internationale Einsätze in Götzendorf für die Beobachtermission UNDOF an der syrisch-israelischen Grenzzone ausgebildet wurde, dass das umstrittene Video als "Schulungsmaterial" diente.

Heftige Debatten

"Das Video wurde jedem Soldaten des letzten Kontingents im Schulungsraum auf einem Laptop gezeigt und danach gemeinsam heftig debattiert", sagte der Soldat, der nicht namentlich genannt werden wollte. Dem gesamten Kontingent von mehr als 100 Soldaten sei das Video gezeigt worden. Das Kontingent sei letztlich nach dem angekündigten Rückzug von der UN-Mission durch den damaligen Verteidigungsminister Gerald Klug nicht mehr zum Einsatz gekommen.

"Commander, No Go"

Der Soldat berichtet laut „Kleiner Zeitung" auch über den Kommunikationsweg des Zwischenfalls, der in der Einsatzvorbereitung besprochen worden sei. Nach Aussage des Ex-Soldaten sei im Mai 2013 auch darüber gesprochen worden, dass der Kommandant der Schmugglergruppe der UN-Truppe einen Hinweis gegeben habe, bevor sie den Hinterhalt für die syrische Geheimpolizei gelegt hätten. "Commander, No Go", habe er gewarnt. Ein Einschreiten sei aber ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sei den österreichischen Soldaten im Training "eingetrichtert" worden.

"Kommando: Nicht einschreiten"

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"Das Kommando war klar und hieß: Nicht einschreiten!", zitierte das Blatt den Ex-Soldaten. "Der Befehl kam von ganz oben." Der österreichische Major meldete den Angaben zufolge als Oberkommandierender und Abschnittsbeauftragter die Ereignisse dem indischen UN-General als Oberkommandierendem der Mission. Insgesamt habe das Bundesheer aber in diesem Fall das Kontingent gut auf den Einsatz vorbereitet, sagte der Steirer, obwohl es in anderen Fällen, zum Beispiel in der grundsoldatischen Ausbildung, "eklatante Mängel" gegeben habe.

Kunasek erweitert Untersuchung



Der aktuelle Verteidigungsminister, Mario Kunasek (FPÖ), hat bereits auf die Meldung der "Kleinen Zeitung" reagiert. Er will den Auftrag der eingesetzten Untersuchungskommission ausweiten. "Ich möchte wissen, welcher Personenkreis hat von dem Video gewusst", sagt er. Generalstabschef Othmar Commenda betont in der Aussendung, dass es sich "bei dem gezeigten Video um kein offizielles Ausbildungsvideo des Verteidigungsministeriums handelt." (GP)

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