Österreich

Grapschender Professor noch immer im Dienst

Heute Redaktion
Teilen
Der Professor soll eine Studentin begrapscht haben.
Der Professor soll eine Studentin begrapscht haben.
Bild: Symbolbild/Fotolia

Ein Professor an der WU Wien soll seit 2006 Studentinnen sexuell belästigt haben. 2015 wurde der Mann zu einer Geldstrafe verurteilt, blieb aber im Dienst.

Ein dienstrechtliches Disziplinarverfahren kam 2015 zu einer eindeutigen Schulderkenntnis. Laut der Disziplinarkommission hat der Professor etwa eine Studentin am Busen berührt und einer ein Foto eines Penis mit dem Kommentar "Wo hast du Platz für mich, wo ich ihn reinrammen kann?" per E-Mail geschickt. Insgesamt gab es Vorwürfe von 13 Frauen. Trotzdem wurde der Hochschul-Lehrer damals nur für vier Jahre karenziert (ohne Gehalt), aber nicht von der Wirtschaftsuniversität entlassen, kritisiert der Verband Sozialistischer Student_innen Österreich (VSStÖ) in einer Aussendung.

Mängel im Verfahren

Laut VSStÖ hat es zudem zahlreiche Mängel im Verfahren gegeben. Erst jetzt wurden etwa gravierende Missstände bei der Prävention sowie der Betreuung von Betroffenen bekannt: "Was uns an Mängeln zu Ohren kommt, ist haarsträubend. Die Haupt-Ansprechperson der WU war für die Betroffenen nur an einem Tag in der Woche erreichbar. Informationen und Beweismaterial wurden eigenmächtig nicht an die Disziplinarbehörde weitergeleitet. Eine Betreuung der Betroffenen während des Verfahrens war gar nicht gegeben - weder juristisch noch psychologisch. Stattdessen wurde Druck auf sie ausgeübt und ihnen eine Schweigepflicht auferlegt", erklärt Hannah Lutz, hochschulpolitische Sprecherin des VSStÖ.

Entlassung doch möglich?

Da es sich bei dem Beschuldigten um einen pragmatisierten Beamten handelt, konnte die WU den Mann weder entlassen noch versetzen. Das bezweifelt Lutz: "Kenner der Sachlage sagen uns hinter vorgehaltener Hand, dass eine Entlassung angesichts der Schwere der Taten sehr wohl möglich gewesen wäre."

Causa neu aufrollen

Der VSStÖ nimmt den Abschluss sämtlicher Verfahren nun zum Anlass, die Causa neu aufzurollen. Neben der Prüfung juristischer Möglichkeiten soll die Universitätsleitung nun zur Setzung notwendiger Schritte bewegt werden. Denn seitens der WU seien bis heute kaum Präventionsmaßnahmen gesetzt worden: "Wir haben von der Veröffentlichung des Namens damals aus Rücksicht auf die Betroffenen, und in dem Vertrauen, dass entsprechende Maßnahmen getroffen werden, Abstand genommen", erklärt Lutz. "Nun, da der Professor bald zurückkommen soll, überwiegt aber das Interesse seiner zukünftigen Studentinnen, dass sie vor ihm sicher sein können."

WU weist Vorwürfe zurück

Die WU weist die Vorwürfe des VSStÖ strikt zurück. Es habe keine Mängel gegeben, die Betroffenen hätten sowohl juristische als auch psychologische Hilfe erhalten: "Es stand den Betroffenen ein Team von Spezialisten zur Verfügung. Damit war sichergestellt, dass zu jederzeit eine Ansprechpartnerin für die Betroffenen erreichbar ist. Anders als behauptet, wurde den Betroffenen Beratung und psychologische Hilfe angeboten. So konnten sich die Betroffenen jederzeit über das Prozedere im Disziplinarverfahren informieren", so WU-Sprecherin Cornelia Moll.

Auch Informationen hätte die WU nicht zurück gehalten und zudem zahlreiche Präventions-Maßnahmen umgesetzt. Auf die Frage, wie es nach der Karenz des Professors weiter geht, meint Moll: "Der Beamte kehrt frühestens Anfang 2020 zurück. Auch die WU ist an einer zufrieden stellenden Lösung interessiert und wird zeitgerecht mögliche Maßnahmen ergreifen und das Gespräch suchen." (cz)