Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zeigt in einer neuen Metastudie, dass Klimaschutzzertifikate kaum zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen
Reisende können zwar die Emissionen ihrer Flüge durch CO₂-Aufschläge für Klimaschutzprojekte kompensieren, doch nur 16 Prozent der ausgestellten Emissionsgutschriften führen tatsächlich zu einer Reduzierung der Treibhausgase.
Das Team um Benedict Probst vom Net Zero Lab des Max-Planck-Instituts München für Innovation und Wettbewerb analysierte 14 Studien über 2346 Klimaschutzprojekte sowie 51 Studien über vergleichbare Maßnahmen ohne Emissionsgutschriften. Ein zentrales Ergebnis: Viele Projekte wären vermutlich auch ohne den Verkauf von Zertifikaten umgesetzt worden, was den tatsächlichen Nutzen dieser Maßnahmen stark infrage stellt.
Große Unterschiede zwischen Projekten
Die Effektivität der Zertifikate variiert stark je nach Projekt. Zertifikate zur Reduktion des klimaschädlichen Gases HFC-23, das bei der Herstellung von Kühlmitteln und Teflon entsteht, erzielten eine vergleichsweise hohe Emissionsminderung von 68 Prozent. Dagegen schnitten Projekte zur Verhinderung von Abholzung deutlich schlechter ab und erreichten nur 25 Prozent. Maßnahmen zur Reduktion des Treibhausgases SF6 kamen auf lediglich 16 Prozent, während Kochherdprojekte (Förderung von saubereren Kochstellen) in Schwellenländern nur eine Minderung von 11 Prozent bewirkten.
Forderung nach strengeren Regeln
Die Studie zeigt, dass die geringe Wirksamkeit von Emissionsgutschriften die globalen Klimaziele gefährdet und das Vertrauen in Kohlenstoffmärkte untergräbt. Zudem bestehe laut Benedict Probst die Gefahr von Greenwashing, wenn Unternehmen unwirksame Zertifikate nutzen, um Klimaneutralität vorzutäuschen. Das Forschungsteam fordert daher dringend strengere und klarere Regeln für die Ausgabe von Emissionsgutschriften, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich einen messbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten.