Wien

Grüner Plan: Bäume und Radwege statt 70.000 Parkplätzen

Rund 700.000m2 seien im öffentlichen Raum durch die Ausweitung des Parkpickerls freigeworden. Die Grünen legen einen 7-Punkte-Plan zur Nutzung vor.

Louis Kraft
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    Das Parkpickerl machte in Wien rund 700.000 Quadratmeter frei. Für die Nutzung entwickelten die Grünen Mobilitätssprecher Kilian Stark (l.) und Heidi Sequenz einen 7-Punkte-Plan.
    Das Parkpickerl machte in Wien rund 700.000 Quadratmeter frei. Für die Nutzung entwickelten die Grünen Mobilitätssprecher Kilian Stark (l.) und Heidi Sequenz einen 7-Punkte-Plan.
    Helmut Graf

    Seit 1. März gilt in Wien das (fast) flächendeckende Parkpickerl. In den Bezirken Simmering, Hietzing, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing sind dadurch große Flächen im öffentlichen Raum freigeworden. Laut den Mobilitätssprechern der Wiener Grünen, Heidi Sequenz und Kilian Stark betrage die leergefegte Fläche rund 700.000 Quadratmeter. Das errechnet sich aus 70.000 Autos, die nun weniger in Wien parken und der Annahme, dass jedes Auto einen Platz von etwa zehn Quadratmetern einnimmt. Während in den Bezirken nun Überlegungen laufen, wie dieser Platz genützt werden kann, sind die Grünen schon einen Schritt weiter.

    In einem 7-Punkte-Plan haben sie ihre Ideen zusammengefasst, am Mittwoch wurden die Forderungen präsentiert. "Lange sind Umgestaltungen an dem Argument gescheitert, dass dadurch Parkplätze wegfallen würden. Dieses Argument zieht nun nicht mehr", stellt Sequenz klar. Daher wollen die Grünen den freigewordenen Raum "so rasch als möglich" nutzen, bevor wieder mehr Autos zurückkehren. "Bei jeder Ausweitung gab es bisher den gleichen Effekt: Viele Autobesitzer geben ihre Garagenplätze auf und parken dann um 30 Cent pro Tag wesentlicher billiger im öffentlichen Straßenraum".

    Freigewordener Raum bietet Platz für 14mal die Ringstraßenallee

    Bevor das passiert, wollen die Grünen aber ihre Ideen umsetzen: Konkret zielen diese auf mehr Verkehrssicherheit, mehr Grünraum, die Forderung des umweltfreundlichen Verkehrs und die mehr Begegnungsräume für die Menschen. "Der Platz, der nun freigeworden ist, hätte das Potenzial für 28.000 neue Bäume. Das entspricht 14 Mal der Ringstraßenallee, die insgesamt rund 2.000 Bäume hat". Daher ist die Pflanzung neuer Bäume und die Schaffung neuer Grünflächen ein zentraler des Grünen 7-Punkte-Plans zur Neugestaltung der alten Parkplätze.

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    Neue Grünräume

    Da sich Asphaltflächen im Sommer stark aufheizen, müssten neue Grünflächen und Bäume umgesetzt werden. Für derartige Projekte gebe es aus dem Programm "Raus aus dem Asphalt" bereits Förderungen durch die Stadt. Mit einem neuen Sonderbudget sollen die Bezirke nach Grünem Plan zusätzlich unterstützt werden.

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    Autofreie Schulvorplätze

    Um die Verkehrssicherheit, gerade für Kinder, zu erhöhen, wollen die Grünen möglichst alle Schulvorplätze autofrei machen. Da, wo das nicht möglich ist, soll zumindest stark verkehrsberuhigt werden. 

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    Parkplatzmarkierungen sollen weg von Gehsteigen

    Um die Gehsteige den Zufußgehenden zurück zu geben, fordern die Grünen die Entfernung der bisherigen Parkplatzmarkierungen. Als konkretes Beispiel nennt Sequenz die Gehsteige rund um die Schödlbergergasse in Kaisermühlen (Donaustadt). Auf den Gehwegen rund um eine Volksschule und den Hans-Hass-Park würden Autos so tief in den Gehsteig hineinragen, dass das Passieren unmöglich wird. Dafür müsse man einen Trampelpfad nehmen, der bei Regen zu einer "Schlammwüste" werde. Und das, obwohl vis-a-vis durch das Parkpickerl Flächen frei seien.

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    Neue Fußgänger- und Begegnungszonen

    Für Plätze und Straßen mit viel Fußgängerverkehr sollen Projekte mit neuen Fußgängerzonen oder Begegnungszonen umgesetzt werden. 

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    Parkplätze weg von Kreuzungen

    An den Kreuzungen wollen die Grünen die alten Parkplatzmarkierungen entfernt wissen. Stattdessen sollen die gesetzlich vorgeschriebenen 5-Meter-Abstände mittels Parkwinkel gekennzeichnet werden. Dadurch soll die Verkehrssicherheit erhöht werden.

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    Schrägparker sollen Längsparker werden

    Dasselbe Ziel verfolgt auch der Vorschlag, Schrägparkplätze in Längsparker zu verwandeln. Gerade für Kinder seien Schrägparker beim Queren der Straße eine Gefahr, da sie noch nicht über die Motorhaube sehen könnten. Der so gewonnene Raum schaffe zudem Platz für neue Radwege und Zufußgehende, da die Autos nicht länger in den Gehsteig hineinragen. 

    Eine Verbreiterung der Gehsteige wäre höchst an der Zeit, denn rund ein Drittel aller Gehwege in Wien sind zu schmal, wie der VCÖ warnt. 

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    Neue Parkplätze schaffen ... aber nur für Räder

    Die nun freigewordenen Flächen seien auch eine große Chance für den Ausbau des Wiener Radwegenetzes. Die Grünen wollen Lückenschlüsse forcieren und neue Parkplätze für Drahtesel schaffen. Zudem sieht der Grüne Plan vor, die Einbahnen für den Radverkehr zu öffnen. Bei der letzten Analyse im Jahr 2020 waren 130 Kilometer der Einbahnen nicht geöffnet. In Liesing waren es 80%, in Simmerung 67% und in Hietzing immerhin noch 59%.

    "Umgestaltung scheitere nicht am Geld, sondern am Willen"

    Bereits vor rund einem Jahr brachten die Wiener Grüne ähnliche Forderungen ein. Ein Antrag im Wiener Gemeinderat wurde jedoch abgelehnt. Die Grünen sehen das im fehlende Bekenntnis begründet. Wie viel die Umsetzung der Grünen Ideen kosten würde nicht, kann aufgrund der fehlenden Planung nicht geschätzt werden. Einiges, wie etwa die Entfernung der Parkplatzmarkierungen an den Gehsteigen koste aber so gut wie nichts, erklärt Sequenz. "Die Umgestaltung ist noch nie am Geld gescheitert, sondern am politischen Willen", ist sie sich mit Stark einig.