Wirtschaft

Grüner Wasserstoff: Burgenland zeigt Putin rote Karte

Es wird eine der größten Anlangen Europas! Im Burgenland entsteht eine Mega-Anlage zur Produktion von Wasserstoff aus Wasser, Sonnen- und Windenergie.

Wolfgang Bartosch
Stellten 400-Millionen-Projekt vor: Leonore Gewessler, Hans Peter Doskozil.
Stellten 400-Millionen-Projekt vor: Leonore Gewessler, Hans Peter Doskozil.
Helmut Graf

Aktuell wird Wasserstoff noch zu einem guten Teil aus Erdgas erzeugt. Um die Abhängigkeit von Russland weiter zu reduzieren, soll in der burgenländischen Gemeinde Nickelsdorf nun eine gewaltige Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff entstehen. Das kündigten Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Mittwoch an.

Initiatoren des Projekts sind die Energieversorger Verbund und Burgenland Energie, die den sogenannten Elektrolyseur bis Ende des Jahrzehnts in drei Stufen aufbauen wollen. "Ab 2026 werden wir 9.000 Tonnen grünen Wasserstoff aus burgenländischer Wind- und Sonnenenergie pro Jahr produzieren. In der Vollausbaustufe bis 2030 werden es jährlich 40.000 Tonnen Wasserstoff für Österreich sein, womit wir 400.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich einsparen werden", erläutert Stephan Sharma, Boss von Burgenland Energie. Der grüne Wasserstoff soll dann über das bestehende Gaspipeline-System nach Schwechat und anschließend nach Wien befördert werden. Die bei der Produktion entstehende Abwärme soll für die Versorgung von Haushalten mit Fernwärme genutzt werden.

Produktion deckt ein Drittel des Österreich-Bedarfs

Laut Landeshauptmann Hans Peter Doskozil kann die Anlage im Vollausbau aus Wasser und 300 MW Wind- und Solarstrom "rund ein Drittel des gesamten heute in Österreich verwendeten Wasserstoffs erzeugen, ohne jeglichen CO2-Ausstoß". Dies schone das Klima, sei aber auch ein wichtiger Schritt in Richtung der nötigen Unabhängigkeit von Gas aus Russland. "Unser Ziel ist es, bis 2030 nicht nur klimaneutral, sondern auch energieautark zu werden, also sämtlichen Bedarf an Energie aus eigenen Quellen abzudecken. Damit wird es längerfristig auch möglich sein, den Preis für Energie selbst zu bestimmen."

"Wir spüren aktuell ganz deutlich, wie gefährlich unsere Abhängigkeit von Energieimporten ist", sagt auch Leonore Gewessler. "Deshalb werden wir bei grünem Wasserstoff verstärkt auf die Produktion im Inland setzen. Erst vor wenigen Wochen haben wir mit unserer Wasserstoffstrategie den Grundstein gelegt. Heute können wir schon ein erstes Projekt präsentieren. Das ist ein wichtiger und großer Schritt", so die Ministerin.

Projekt kostet 400 Millionen Euro

Für Verbund-Chef Michael Strugl ist grüner Wasserstoff eine "wesentliche Säule" der Unternehmensstrategie. "Europa steht vor einer energiewirtschaftlichen Zeitenwende. Erneuerbare Energien sind unsere einzige Chance für Dekarbonisierung und Unabhängigkeit von fossilen Importen – doch wir brauchen auch grünen Wasserstoff als Gamechanger." Bis 2040 werde die Nachfrage nach grünem Wasserstoff in Österreich das 4- bis 5-fache des heutigen Gesamtbedarfs betragen. Michael Strugl: "Jetzt ist die Chance, Österreich in eine Vorreiterrolle zu bringen. Dieses gemeinsame Projekt bringt uns einen großen Schritt Richtung Energiezukunft weiter."

Bei der Anlage handelt es sich um die größte in Österreich und eine der größten europaweit. Unterm Strich sollen mehr als 400 Millionen Euro in das ehrgeizige Projekt investiert werden.