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Grund, Folgen, Reaktionen – alles zum Rassismus-Skandal

Die Champions-League-Partie zwischen Paris Saint-Germain und Basaksehir Istanbul wurde nach einem Rassismus-Eklat abgebrochen. Alle Infos.

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Der vierte Offizielle, Sebastian Colţescu, steht in der Kritik. Demba Ba und Neymar Jr. stellten ihn nach seiner Aussage zur Rede.
Der vierte Offizielle, Sebastian Colţescu, steht in der Kritik. Demba Ba und Neymar Jr. stellten ihn nach seiner Aussage zur Rede.
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Was ist passiert?

Begonnen hat das Spiel zwischen PSG und Basaksehir wie an einem gewöhnlichen Champions-League-Abend. Doch schon nach 14 Spielminuten kommt es an der Seitenlinie zu viel Aufruhr. Der Assistenztrainer der Gäste, der frühere kamerunische Nationalspieler Pierre Webo, sah die Rote Karte, und dabei soll es zu einer rassistischen Beleidigung durch den Vierten Offiziellen gekommen sein.

Was hat der Schiri gesagt?

Dem Referee Sebastian Colţescu wurde vorgeworfen, eine rassistische Formulierung für Schwarze benutzt zu haben. Er soll Webo als "negru", also "der Schwarze", bezeichnet haben. Dieser Ausdruck war im leeren Prinzenpark-Stadion während der TV-Übertragung deutlich zu hören.

Wie hat man auf die Diskriminierung reagiert?

Alle PSG- und alle Basaksehir-Spieler begaben sich im Parc des Princes in die Katakomben.

Nach minutenlangen Diskussionen zwischen Schiedsrichter, Trainer, Betreuern und Spielern gingen die Teams geschlossen vom Platz und begaben sich in die Katakomben. Die Partie wurde schließlich beim Stand von 0:0 abgebrochen.

Wird das Spiel nachgeholt?

Ja, am Mittwochabend um 18.55 Uhr. Durch das 3:2 von RB Leipzig gegen Manchester United ist aber bereits Paris fix im Achtelfinale, kann die Deutschen aber noch von Platz eins der Gruppe verdrängen.

Und was für Konsequenzen hat die Beleidigung?

Für das Nachholspiel wird das komplette Schiedsrichter-Team ausgetauscht. Die Uefa kündigte zudem eine "gründliche Untersuchung" an. Über weitere Konsequenzen ist bis dato nichts bekannt.

Verteidigt sich der Schiedsrichter?

Ja. Wie zu hören war, soll das Schiedsrichter-Team aus Rumänien versucht haben, sich damit zu verteidigen, dass der Vierte Offizielle das rumänische Wort für Schwarzer (negru) benutzt habe und nicht das "N-Wort". Unabhängig davon, für wie beleidigend das Wort "negru" bei den Untersuchungen befunden wird, muss sich der vierte Offizielle vorwerfen lassen, den Co-Trainer auf seine Hautfarbe reduziert zu haben. 

Wieso ist dieser Rassismus-Vorfall einzigartig?

Pierre Wébo, der Betreuer des türkischen Teams, wurde offenbar rassistisch beleidigt.

Traurigerweise sind diese Geschehnisse im Profifußball kein Einzelfall, in der Vergangenheit kam es schon mehrmals zu rassistischen Beleidigungen von Spielern oder Betreuern. An dem Fall von Paris ist aber einiges einzigartig: 1. Es war ein Offizieller, von dem die Bemerkung kam. 2. Es passierte in einer Champions-League-Partie. 3. Beide Teams verließen das Feld danach geschlossen. Über solche solidarische Aktionen bei rassistischen Beleidigung wurde schon oft diskutiert, oftmals wurden sie aber nicht ausgeführt.

Wie reagieren die Spieler und Verbände nach der Partie?

Neymar, Kylian Mbappé und Co. – in den Stunden danach zeigten sich die Profis von PSG auch im Internet solidarisch. Neymar veröffentlichte auf Instagram ein "BLACK LIVES MATTER" und von Mbappé hieß es: "Nein zu Rassismus. M. Webo wir sind bei dir". Nachdem das Team von Trainer Thomas Tuchel sowie die Gegner das Feld verlassen und ein deutliches Signal gegen Rassismus gesetzt hatten, bewiesen die Pariser auch danach Haltung.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte "die rassistische Aussage gegenüber Pierre Webo" und teilte via Twitter mit: "Wir sind bedingungslos gegen Rassismus und Diskriminierung im Sport und in allen Lebensbereichen." Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu lobte das Verhalten der Profis beider Teams. "Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen gegenüber einer Einstellung, die sie als inakzeptabel beurteilt haben", schrieb die Ministerin am späten Dienstagabend bei Twitter. Sie warte die Ergebnisse der Untersuchung ab. "Aber ich kann die starke Symbolik ihrer Geste und ihrer Solidarität nur begrüßen."

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