Politik

Grünen-Streit im TV sorgte bei Kanzler für Spott

Alt-Grüne gegen Jung-Grüne vor einem ratlosen Publikum. "Im Zentrum" im ORF geriet zur Freak-Show mit einem Kanzler als Zaungast.

Heute Redaktion
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Terror in Stockholm, Trump bombardiert Syrien, Flüchtlinge, Türkei – worüber lässt der ORF diskutieren? Über den Familienstreit zwischen den Grünen und ihrer Jugendorganisation. Dass dies schwer vermittelbar sein würde, war klar. Aber: Schlimmer geht immer.

Geladen Sonntagabend von Claudia Reiterer "Im Zentrum": Grünen-Bundesprecherin Eva Glawischnig, Flora Petrik, Chefin der Jungen Grünen, eben von der Partei gefeuert, weil sie bei den Hochschülerschaften eine Konkurrenzliste zur eigenen Partei (!) unterstützt, Politikwissenschaftler Anton Pelinka und Politberater Rudi Fußi.

Die gute Nachricht zu Beginn (es blieb die einzige an diesem Abend): Eva Glawischnig hat sich von ihrem Pollenschock gut erholt, sieht wieder fit aus. Merkbar allerdings (unter anderem am häufigen Reiben der Fingerknöchelchen), dass ihr dieser Konflikt gehörig auf die Nerven geht. Das dürfte der Großteil des Publikums auch so gesehen haben.

Kanzler verspottet Grünen-Geplänkel

"Vertragen sie keine Kritik?", wollte Moderatorin Claudia Reiterer zu Beginn von Glawischnig wissen. "Darum geht es nicht", antwortete die Grünen-Chefin, "es handelt sich ja um keine inhaltliche Kritik". Und bemühte den Fußball, um der Debatte eine Spielfläche zu geben. "Wenn bei Rapid oder der Austria zwei Nachwuchsspieler sagen, uns gefällt die Mannschaft nicht mehr, wir gründen eine eigene und nennen sie auch Rapid oder Austria, würde das kein Präsident hinnehmen".

Wer glaubte, die Diskussion würde nun Zug zum Tor entwickeln, hatte die falschen Eintrittskarten gekauft. Nun folgte Mittelfeldgeplänkel. Wer wen wohin nicht eingeladen habe, wer zu wenig wertgeschätzt würde, was weh getan habe.

Wohl zu diesem Zeitpunkt erkannte Kanzler Christian Kern (SPÖ): Das wird nichts mehr. Er griff zum Handy und schrieb spöttisch unter eine Twitter-Umfrage (Braucht es die Grünen? Antwortmöglichkeiten: Nein, Nicht wirklich, die SPÖ reicht, keine Ahnung): "Das erste Mal, dass ich an einer Online-Umfrage teilgenommen habe."

Petrik auf verlorenem Posten

Zu diesem Zeitpunkt brachte sich im ORF Politberater Rudi Fußi in die Debatte ein. Er unterstellte den Jungen Grünen, bei der Mitgliederzahl zu mogeln ("150 statt 4.000"), weil sie Aktivisten mit Empfängern von Mails verwechseln. Von den 15 letzten Presseaussendungen, die er von den Jungen Grünen gelesen habe, wollten nur zwei (Titel Professor abschaffen, Gratis-Verhütungsmittel) NICHT Eva Glawischnig beschädigen.

Spätestens als sich auch noch Anton Pelinka auf die Seite der Alt-Grünen schlug, muss Flora Petrik geahnt haben: Hoch gewinne ich das hier nicht mehr. Dafür hielt sie sich wacker.

"Schattenboxen mit kabarettistischen Einlagen", nannte Pelinka den Streit der Grünen. Seit dem Wahlsieg von Van der Bellen hätte die Partei "17 Elfmeter verschossen". Außerhalb eines kleinen Klüngels interessiere der Konflikt niemanden.

Spätestens da hätte die Diskussion einen Spielabbruch verdient gehabt. Die Teilnehmer aber beschlossen, bis zur vollen Spielzeit am Feld zu bleiben. Mitunter hatte man den Eindruck, Glawischnig wünschte sich in einen Birkenwald zurück. Aber das bleibt von der Motivlage her gesehen eine Vermutung. Wie so vieles bei den Grünen. (cnn)