Wien
Gumpendorfer Straße: 80% wünschen sich weniger Verkehr
Die Gumpendorfer Straße soll umgestaltet werden: Was sich die Anrainer erhoffen, haben nun die Wiener Grünen erhoben, mit klaren Ergebnissen.
Die Gumpendorfer Straße in Mariahilf, liebevoll "Gumpi" genannt, ist nicht nur eine der wichtigsten Durchzugsrouten durch Mariahilf, sie ist auch Heimat vieler Restaurants und Lokale. Doch da die "Gumpi" in den vergangenen Jahren immer mehr dem Verkehr gehört hat, soll sie nun umgestaltet und verkehrsberuhigt werden.
Im Juni machte die Bezirksvorstehung Mariahilf den Weg für eine Machbarkeitsstudie der Gumpendorfer Straße frei. Der Antrag auf Initiative der SPÖ wurde von allen Parteien, mit Ausnahme der FPÖ, angenommen. Doch solange wollten die Grünen nicht warten: Sie schickten schon im Juli mehr als 2.800 Fragebögen an die Anrainer der Gumpendorfer Straße aus, um zu erfragen, was sich die Bewohner von der Umgestaltung wünschen und erhoffen.
Abgefragt wurden anderem, welche Wünsche es in Bezug auf Baumpflanzungen und Gestaltung für Fußgänger sowie auf Verbesserungen für den öffentlichen und den Rad-Verkehr gibt. Auch Parkplätze und Durchzugsverkehr waren Thema. "Wir wollten einen Gesamtüberblick, ein Stimmungsbild der Bevölkerung erhalten. Ich denke, genau das ist sehr gut gelungen", erklärt der Grünen Spitzenkandidat in Mariahilf Michael Reichelt.
16 Prozent der Fragebögen kamen retour, fast 90% der Anrainer wünschen sich Bäume
"Rund 460 Antwortkarten wurden ausgefüllt zurückgeschickt, was einer enormen Responserate jenseits der 16 Prozent entspricht", so Reichelt. Die Altersspanne der Menschen, die den Grünen Fragebogen ausgefüllt haben, reiche von 16 bis 88 Jahren. Allein das beweise, wie wichtig dieses Thema für die direkt Betroffenen sei, so Reichelt.
Das Ergebnis selbst sei für Reichelt wirklich überraschend ausgefallen, er habe nicht mit einer derartigen Zustimmung zu den Vorstellungen der Grünen Mariahilf gerechnet: "Fast 90% der Anrainerinnen und Anrainer wünschen sich mehr Bäume, rund 70% mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger, dazu mehr Sitzgelegenheiten sowie mehr Brunnen und offenes Wasser. Ein überwältigender Beleg dafür, woran es derzeit in Mariahilf mangelt und was die Bevölkerung dringend braucht", erklärt Reichelt.
80% für Reduktion des Durchzugverkehrs, Wunsch nach weniger Parkplätzen
Ebenso deutlich sei das Voting gegen den Kfz-Verkehr auf der Gumpendorfer Straße ausgefallen: "Rund 80% der Befragten wollen weniger Durchzugsverkehr, was eindrucksvoll zeigt, wie sehr die Menschen unsere Forderung nach abschnittsweisen Einbahnregelungen unterstützen", so Reichelt. Laut der Grünen Studie wünschen sich die Bewohner zudem mehr Verbesserungen für den Radverkehr und - auch für die Grünen überraschend - weniger statt mehr Parkplätzen. "Die Befragung hat ergeben, dass sich 40% der Befragten weniger und nur 18% mehr Parkplätze wünschen. Interessant ist, dass es auch unter Letzteren viele gibt, die mehr Bäume wollen", so Reichelt.
"Die Gumpendorfer Straße ist derzeit eine Durchzugsschneise mit viel Lärm, Abgasen und Verkehr. Die Ergebnisse der Befragung zeigen ganz klar, wie die Wienerinnen und Wiener die Zukunft unserer Stadt sehen. Sie wollen mehr Grün und Schatten sowie eine bessere Aufenthaltsqualität in ihrem Wohnumfeld. Bei zahlreichen Geschäftsbesuchen hat sich ganz klar gezeigt, die Aufwertung der Gumpendorfer Straße ist auch eine große Chance für die Wirtschaftstreibenden vor Ort und stärkt die Unternehmerinnen und Unternehmer in ohnehin wirtschaftlich schwierigen Zeiten", ergänzt der Planungssprecher der Grünen Wien, Peter Kraus.
Grüne denken nun über Lösungen nach: Von "echter 30er Zone" bis zu neuem Stellplatzkonzept
Für Harald Frey, Verkehrsplaner der TU Wien und Beirat der Grünen Bildungswerkstatt heißt das Ergebnis der Studie, dass der Durchzugsverkehr aus den Wohngebieten der Bezirke ins höchstrangige Straßennetz verlagert werden müsse. "Einbahnführungen in der Gumpendorfer Straße, beispielsweise zwischen Kaunitzgasse und Stiegengasse Richtung stadtauswärts sind eine mögliche Maßnahme, die das Durchfahren vom Gürtel bis zum Getreidemarkt verhindern kann", so Frey.
Daneben könnten Begegnungszonen auf Kreuzungen wie dem Fritz-Grünbaum- und dem Kurt-Pint-Platz ebenso zur Verkehrssicherheit beitragen, wie eine Neugestaltung zu einer "echten" Tempo-30-Zone. Und um für Radverkehr und Öffis mehr Platz zu schaffen, will Reichelt ein neues Stellplatzkonzept erarbeiten lassen. "Ich würde als Bezirksvorsteher proaktiv an die Garagenbetreiber herangehen, um der Mariahilfer Bevölkerung – wie im Grünen Nachbarbezirk Neubau - günstige Stellplätze in Garagen anbieten zu können", so Reichelt.