Oberösterreich

Achtung giftig! Verbotene Pestizide auf Obst und Gemüse

Na Mahlzeit! Der größte Teil von Obst und Gemüse aus Übersee ist mit Pestiziden belastet. Ein AK-Test hinterlässt ein mulmiges Gefühl im Magen.

Die Arbeiterkammer hat 28 Obst- und Gemüsesorten auf Pestizide untersucht. (Symbolfoto)
Die Arbeiterkammer hat 28 Obst- und Gemüsesorten auf Pestizide untersucht. (Symbolfoto)
Getty Images/iStockphoto

Im Einkaufswagen der Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Oberösterreich und von "Global 2000" landeten 28 Mangos, Granatäpfel, Zuckererbsen und Fisolen. Die meisten davon kamen aus Ländern außerhalb der EU. Untersucht wurden die Produkte auf Pestizide.

Das erschreckende Ergebnis: Die Experten fanden auf 75 Prozent der in Linz und Wien gekauften Vitaminbomben Rückstände der Mittel.

Besonders bedenklich waren vier Proben. Darauf wurden Wirkstoffe gefunden, die in der EU eigentlich schon verboten sind. Die betroffenen Waren stammten aus Peru und Kenia, in einem Fall ließ sich die Herkunft nicht mehr bestimmen. Außerdem wurden zwei Überschreitungen der gesetzlichen Höchstwerte aufgedeckt.

Nur sechs Proben – vier Granatäpfel und zweimal Fisolen – enthielten keine Pestizide.

So schaffen es die Mittel in die EU

Auf den europäischen Markt schaffen es die verbotenen Mittel über eine Hintertür: Geht von einem Wirkstoff eine mögliche Schädigung für Verbraucher oder Umwelt aus, verliert er seine Zulassung. Dann gilt ein Höchstwert von 0,01 mg/kg.

Produkte aus Nicht-EU-Ländern unterliegen aber nicht der hiesigen Gesetzgebung. Das heißt: Mittel, die hierzulande eigentlich verboten sind, werden dort verwendet und auch die geltenden gesetzlichen Höchstwerte überschritten.

Die Arbeiterkammer spricht von einer "Doppelmoral" der europäischen Gesetzgebung.

Bei einigen getesteten Lebensmitteln, die aus Über­see importiert werden, seien deshalb sehr hohe Höchstwerte von bis zu 10,0 mg/kg festgelegt, auch bei verbotenen Pestiziden. So beispielsweise bei Mangos.

Beim Anbau wird der Wirkstoff Carbendazim verwendet, der in der EU bereits wegen seiner Gesundheitsauswirkungen länger nicht mehr zugelassen ist. Bei Produkten aus Übersee liegt der Höchstwert aber bei 0,5 mg/kg und somit 50-mal über der Bestimmungsgrenze von 0,01 mg.

Das soll jenen Ländern, mit denen es ein Handelsabkommen gibt, ermöglichen, ihre Produkte auch weiterhin in der EU verkaufen zu können. 

Wie gefährlich sind Pest­izide?

Das im AK-Test festgestellte Carbendazim kann etwa genetische Defekte verursachen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und sogar das Kind im Mutterleib schädigen. "Durch die Doppelstandards in der Gesetzgebung können ganz legal Produkte auf europäischen Tellern landen, die hohe Mengen von gesundheitsschädlichen Rückständen enthalten", warnt die Arbeiterkammer.

"Auch die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsländer müssen mit solchen hochgefährlichen Wirkstoffen hantieren", kritisieren die Konsumentenschützer. 

Die AK Oberösterreich fordert daher vom Gesundheitsministerium, sich auf EU Ebene dafür einzusetzen, dass gesundheitsschädliche Pestizide auch nicht über Umwege in den heimischen Supermärkten landen. Für gefährliche Wirkstoffe dürfe es keine Import-Toleranzen geben.

So vermeidest Du Pestizid­belastungen:

1
Saisonale und regionale Produkte kaufen

Diese sind in der Regel weniger mit Pestiziden belastet und können somit bedenkenlos gegessen werden.

2
Ökologische Landwirtschaft

Diese Produkte sind zwar teurer, aber: "Wirklich ohne Pestizide sind Obst und Gemüse nur aus ökologischer Landwirtschaft zu haben, da im Bio-Landbau gar keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden dürfen", erklären die Konsumentenschützer.

3
Informationen einholen

Einzelne Supermarkt-Ketten informieren darüber hinaus über die aktuelle Pestizid-Belastung von Obst und Gemüse.

Verbotene Pestizide auf dem Feld

Aber auch auf den Feldern heimischer Bauern landen öfter giftige Stoffe. Neonicotinoide etwa sind wegen ihrer Bienengiftigkeit seit 2018 in der EU eigentlich verboten. Es gibt allerdings Ausnahmefälle.

Geregelt wird der Gebrauch des Mittels über die EU-Pestizidverordnung. Das europäische Pestizid Aktions-Netzwerk untersuchte, wie oft Länder eine Ausnahmeregelung anforderten. 

Laut dem Ergebnis ist Österreich mit 20 derartigen Notfallzulassungen zwischen 2019 und 2020 negativer Spitzenreiter vor Finnland mit 18 und Dänemark mit 17 Notfallzulassungen. "Heute" berichtete.

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