Zwei Wochen vor der Bundestagswahl in Deutschland sieht sich Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Dabei geht es um Habecks 2001 veröffentlichte Doktorarbeit "Die Natur der Literatur". Der österreichische Plagiatssucher Stefan Weber wirft Habeck vor, in seiner Doktorarbeit getäuscht zu haben.
Doch der Grünen-Politiker ist dem Plagiatsjäger zuvorgekommen: In einem in sozialen Medien veröffentlichten Video sagte Habeck, er rechne damit, dass die Vorwürfe gegen seine Doktorarbeit am Montag veröffentlicht werden. Doch eine Prüfung der Ombudsstelle der Universität Hamburg habe bereits ergeben, dass es kein wissenschaftliches Fehlverhalten gebe. Die Universität bestätigte das.
Habeck kennt die Vorwürfe und ließ sie vorab prüfen. Laut FAZ geht es um Ungenauigkeiten in Fußnoten, meistens um "Literaturhinweise aus zweiter Hand". In vielen der von Weber aufgezählten Fälle fehle lediglich die Angabe "zitiert nach".
Im vergangenen August hatte der Plagiatssucher in seinem Blog die Dissertation Habecks als "Wissenschaftssimulation" bezeichnet und dazu kommentiert: "Zum Innenleben der Dissertation wird es in den nächsten Monaten Unangenehmes zu berichten geben." Nun wurden die Anschuldigungen auf dem rechtspopulistischen Portal Nius veröffentlicht. Habeck verdächtigt das Newsportal, den Plagiatsjäger bezahlt zu haben. Nius dementiert das.
Die Universität Hamburg widerspricht dem Österreicher: Im Ergebnis sei festgestellt worden, dass gemäß den Regeln der Uni kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliege, "da weder vorsätzlich noch grob fahrlässig gegen die Standards der guten wissenschaftlichen Praxis verstoßen wurde". Die Eigenständigkeit der Forschungsleistung sei durch das Prüfungsergebnis bestätigt worden.
Auf Social Media sagte Habeck, Weber werde auch Vorwürfe gegen die Doktorarbeit seiner Frau erheben. Seine Frau kandidiere aber für kein politisches Mandat. "Sie ist nicht Teil des Wahlkampfs. Ich bitte also darum, meine Familie rauszuhalten."
Im Sommer 2021 und damit wenige Monate vor der Bundestagswahl hatte Weber Vorwürfe gegen die damalige Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock erhoben. Dabei ging es um Baerbocks Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern". Weber hatte im Sommer 2021 auch kritisiert, der damalige Unionskanzlerkandidat Armin Laschet habe in seinem Buch "Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance" Stellen unzitiert übernommen.