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Fall Hadishat: "Thrill des Tötens" wegen PC-Games

Heute Redaktion
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Der mutmaßliche Mörder der kleinen Hadishat gewährte einer Gutachterin einen tiefen Einblick in seine Seele – und den exzessiven Konsum von Gewaltbildern.

Einen härteren Schnitt im Tagesablauf hätte es für Robert K. (17) gar nicht geben können. Bis zum 11. Mai 2018 hatte er jeden Tag bis spät in die Nacht Videospiele gespielt und gewaltverherrlichende Zeichentrickserien geschaut. Und dann soll der damals 16-Jährige das siebenjährige Nachbarmädchen Hadishat mit einem Brotmesser getötet haben. Für die Wiederholung des Prozesses am Donnerstag wurde ein neues Gutachten zur Zurechnungsfähigkeit des Killers erstellt – und es enthüllt massiven Konsum gewalttätiger Medien.

Kopfschmerzen nach dem Spielen

Bis zu acht Stunden saß Robert K. jeden Tag vor dem Computer, berichtet er der Gutachterin Kathrin Sevecke. Wenn er am nächsten Tag nicht in die Schule musste, sei er auch manchmal bis drei Uhr Früh in seinem Zimmer gesessen und habe Videospiele gespielt, Anime-Serien geschaut und Zeichentrickpornos konsumiert, in denen Tentakelmonster über Schulmädchen herfallen. Die Folge: starke Kopfschmerzen, die sich bei nächtlichen Spaziergängen legten.

Sevecke kommt in ihrem Gutachten zu dem Schluss, dass bei Robert K. eine "emotionale Übersättigung durch aggressiven Medienkonsum" vorliegt sowie eine "intensive Beschäftigung mit Todesbildern". Sie spricht von starken Anhaltspunkten, um die mutmaßliche Tat mit den gewalttätigen Videospielen und Serien in Verbindung zu bringen.

Zum Thema: Hadishats Killer: "Ich bin ein bisschen pädophil"

"Thrill des Tötens"

Die vielen Stunden vor dem Computer dürften laut der Expertin zur Ausbildung seiner Persönlichkeit beigetragen haben – zu einer Weltsicht, die ihn dazu brachte, den "Thrill des Tötens" erleben zu wollen. Das sei auch keine Spontanhandlung gewesen, sondern ein längerer Prozess. Und: Es bleibt ein Rätsel, warum er die Fantasie in der Realität auslebte.

Doch können sogenannte "Killerspiele" Kinder überhaupt zu Mördern machen? Wie Tobias Greitmeyer, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Innsbruck in einem wissenschaftlichen Beitrag zum Thema schreibt, kamen mehrere Studien zu dem Schluss, dass "das Spielen von gewalthaltigen Videospielen mit einer erhöhten Aggressionsneigung einhergeht". Gleichzeitig würde der Konsum dieser Inhalte die Hilfsbereitschaft außerhalb der virtuellen Welt mindern. Gleichzeitig seien auch gegenteilige, positive Konsequenzen denkbar, wenn prosoziale Games gespielt werden.

Fantasiefreunde

Robert K. konzentrierte sich eher auf Games und Serien mit Gewalt-Inhalten, nur Ego-Shooter mochte er nicht. "Auch nicht die ohne Blut", vertraute er der Psychiaterin an. Stattdessen saß er stundenlang vor Strategiespielen wie "Clash of Clans" (mag auch Strache), "Summoners War" oder dem digitalen Sammelkartentitel "Hearthstone". Diese Spiele sind nicht unbedingt blutig, aber konfliktreich und mitunter kompetitiv.

Der mutmaßliche Killer saß seit seinem fünften Lebensjahr täglich stundenlang vor japanischen Anime-Zeichentrickserien, dementsprechend vermisst er sei jetzt in der Haft. Sein Lieblings-Anime sei "Death Note". In dieser Serie besitzt ein Schüler ein Buch, das jeden Menschen tötet, dessen Namen auf seinen Seiten niedergeschrieben wird. Der Schüler wird von einem Todesgott begleitet, den nur er sehen kann.

Auch Robert K. schuf sich eigene Begleiter. Ihm erschienen die violette Schabe Kha'Zix und die riesige Katze Rengar aus dem Computerspiel "League of Legends". Fantasie und Wirklichkeit seien immer wieder verschwommen. Gutachterin Sevecke konstatiert, dass der Jugendliche in einer eigenen Welt gelebt habe, die emotional aufgeladen war und von gewalttätigen Fantasien und Fantasiewesen bevölkert war. Kha'Zix und Rengar haben ihn mittlerweile verlassen. Sie verschwanden durch die Medikamente in der Haft.

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