Österreich

Hadishats Killer: "Ich bin ein bisschen pädophil"

Heute Redaktion
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Er sitzt seit mehr als einem Jahr in Haft, am Tag vor dem Valentinstag, nämlich kommenden Donnerstag, steht er vor Gericht: Robert K., mutmaßlicher Mörder der kleinen Hadishat.

Robert K. führt ein einsames Leben. Die meiste Zeit verbringt er in einer kleinen Gefängniszelle, abgeschottet von anderen Häftlingen. Sie nennen ihn "Kindermörder", "Arschloch", draußen wurde Blutrache geschworen. Es soll sogar ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt sein. 50.000 Euro betrage es, will der 17-Jährige gehört haben. Er sitzt seit über einem Jahr in Haft, wurde im Dezember 2018 zu 13 Jahren verurteilt.

Am 13. Februar steht er wieder vor Gericht. Nicht um zu klären, ob er wirklich das siebenjährige Nachbarsmädchen Hadishat mit einem Brotmesser in seiner Wohnung im Wiener Ditteshof getötet und im Mistkübel entsorgt hat. Nein, das Gericht muss die Frage beantworten, ob der damals 16-Jährige zum Tatzeitpunkt am 11. Mai 2018 zurechnungsfähig war. In dieser Frage widersprachen sich zwei Gutachter (einer davon ist mittlerweile tot) im ersten Prozess. Unzulässig, urteilte der Oberste Gerichtshof (OGH) und hob das Urteil auf.

Gutachter sind sich uneins

Während der Psychiater Peter Hofmann nach der Untersuchung von Robert K. zu dem Schluss kam, dass der Jugendliche schuldfähig ist, sah der mittlerweile verstorbene Manfred Gerstl eine schwere Form der Schizophrenie gegeben. Kathrin Sevecke, die das dritte Gutachten für den neuen Prozess verfasst hat, stimmt klipp und klar Hofmann zu: "Eine Unterbringung in einer Anstalt sei 'nicht zu bejahen'".

Die 150 Seiten starke Expertise, die "Heute" vorliegt, bietet einen tiefen Einblick in das Seelenleben von Robert K. Er berichtet der Gutachterin ausführlich über sein Leben vor der Bluttat, bezeichnet sich selbst als "Marionette, die Fäden ziehen kann, aber an der auch Fäden gezogen werden". Die Fäden zogen offenbar oft Einbildungen, Stimmen: Robert K. spricht über eine Fantasie-Freundin, mysteriöses Geflüster im Kopf und eingebildete Kreaturen aus Computerspielen.

Exzessiver Medienkonsum

Spiele nahmen vor der Tat einen großen Teil seines Lebens ein. Bis zu acht Stunden saß Robert K. jeden Tag vor dem Computer, manchmal bis drei Uhr Früh. Die Folge: starke Kopfschmerzen, die sich bei nächtlichen Spaziergängen legten. Dazu kamen japanische Anime-Zeichentrickserien, Tausende Episoden will sich der 17-Jährige angesehen haben – mit Handlungen über Ninjas, Piraten und das Buch "Death Note", das jenen Menschen, deren Namen eingetragen werden, den Tod bringt. Das sei seine Lieblingsserie, sagt der Killer. Überhaupt verschwimme oft Fantasie und Realität in seinem Kopf.

Ängste hatte Robert K. schon in der Kindheit – vor der Dunkelheit etwa oder Käfern. Dazu Panik vor Verfolgung durch Monster, dem Vorrechnen an der Tafel in der Schule oder von anderen ausgeschlossen zu werden. Er habe versucht, Freundschaften aufzubauen, sich dabei aber verstellt und die anderen Kinder manipuliert.

Erinnerungen an die Tat

An den 11. Mai 2018 erinnert sich Robert K. noch gut. Wie Hadishat auf Besuch kam, wie er ihr Stracciatella-Eis gab, wie er sie zuerst auf der Couch würgte und ihr danach in der Dusche die Kehle durchschnitt. Er sei den ganzen Tag schon depressiv gewesen und habe bei der Tat nur getan, was ihm eine Stimme befohlen hatte, erinnert er sich gegenüber der Psychiaterin.

Und ganz von sich aus gesteht er, dass er in eine von Hadishats Schwestern sowie deren Freundin verliebt war. Beide Kinder waren damals höchstens 13 Jahre alt. "Ich bin ein bisschen pädophil und schäme mich ein bisschen deswegen, weil sie beide noch Kinder waren", vertraut er Sevecke an.

Schlechte Zukunftsprognose

Und jetzt? Er empfinde Reue, sagt Robert K. "Unwohlsein, schlechtes Gewissen." Und er sehe Hadishat in seinem Kopf, entschuldige sich bei seinem Opfer. Noch einmal würde er den Stimmen nicht nachgeben und einen Menschen töten, beteuert er.

Die Gutachterin bezweifelt das: "Es besteht ein hohes Risiko, das Robert K. mit einem Gewaltdelikt (Tötungsdelikt) rückfällig wird." Diese Einschätzung führt sie auf mehrere Punkte zurück: Fehlende Einsicht der Erkrankung, das Abschieben der Tatverantwortung auf die Stimmen, emotionale Übersättigung durch exzessiven Medienkonsum und die Faszination mit Todesbildern.

Die Haft findet Robert K. "nicht schön". Er arbeitet nicht, besucht keine Schule. Seine Eltern hat er seit der Festnahme am 13. Mai 2018 nicht mehr gesehen, bisher nur eine Handvoll Briefe erhalten, die er nicht beantworten durfte. Auch bei der Wiederholung des Prozesses werden Vater, Mutter und Bruder nicht im Gerichtssaal sitzen. Sie flohen kurz nach der Tat aus Angst vor Blutrache aus Österreich, befinden sich an einem geheimen Ort. Und Robert K.? Der sitzt in einer Zelle, nimmt Medikamente und sehnt sich nach seinen Anime-Serien mit Ninjas und Piraten.

"Er kommt nie wieder frei – gut so"

Hadishats Familie ist indes aus dem Ditteshof weggezogen, wurde unlängst aber neuerlich Opfer übelster Hasstiraden. "Der junge Täter hatte recht", stand auf Plakaten, die unbekannte Täter in Wien-Döbling aufgehängt hatten. Nikolaus Rast, der sich von Anfang an für Hadishats Hinterbliebene einsetzt, will mit voller Härte vorgehen. Er wird auch dem Prozess am Donnerstag freikommen, sagt zu "Heute": "Es wird das passieren, was ich immer gesagt habe: Robert K. wird nie wieder freikommen und das ist gut so." Hadishats Mama wird dem Verfahren übrigens aller Voraussicht nach nicht beiwohnen, Bruder Rustam wird die Stellung halten. Was für ein tapferer, junger Mann …

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