Niederösterreich

Häme für Tastenhandy! Darum bekam Susann kein Essen

Susann P. (57) lebt von 650 €, orderte ein Billigessen. Nur: Sie bekam die Waren nicht, weil sie kein Smartphone hat und wurde ausgelacht.

Susann P. bekam ihre Billig-Sackerl nicht.
Susann P. bekam ihre Billig-Sackerl nicht.
privat

Susann P. lebt in Wien-Floridsdorf, bezieht derzeit 650 Euro Notstandshilfe und ist überzeugter Smartphone-Gegner. Selbst als ihr ein Bekannter ein Gerät geschenkt hatte, lehnte sie es dankend ab. Die smarte Wienerin bleibt im Zeitalter der Reizüberflutung und des Konsumzwangs lieber beim Tastenhandy.

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    Susann P. (57)
    Susann P. (57)
    privat

    Dennoch wollte die gelernte Grafikerin und Gärtnerin über die App "Too good to go" ein Gebäck-Sackerl und Veggie-Mix-Sackerl (gesamt 8,80 Euro) bestellen, lud sich die App auf den Laptop, zahlte via Paypal, druckte sich die ID-Nummern auf Papier aus und erschien überpünktlich beim genannten Supermarkt im Bezirk Korneuburg und zückte den Zettel.

    "Warfen dann Sackerl vermutlich weg"

    Doch statt den Artikeln erhielt die gebürtige Waldviertlerin nur Spott und Häme. "Sie hätten sowas noch nie gehabt, wie man kein Smartphone haben könne. Ich fühlte mich gleich noch ärmer und minderwertiger. Die Kassierin meinte, sie könne mir die Sackerl nicht geben, weil sie sonst einen Verlust hätten. Wahrscheinlich haben sie die Sackerl dann eh weggeschmissen", so Susann P.  - alles dazu hier.

    Die 57-Jährige erhielt auf Intervention ihr Geld zurück, ein Sprecher des Supermarktes bedauerte das Verhalten der Angestellten: "Sie hat sich nicht richtig verhalten."

    "Smartphone ist zwingend notwendig"

    Elisabeth Strasser, Sprecherin von "Too good to go" stellte klar: "Es ist zwingend ein Smartphone notwendig, steht auch auf der Homepage. Denn der Kunde muss vor den Augen der Mitarbeiterin swipen." Die App "Too good to go" war vor gut 6 Jahren in Dänemark entstanden, seit 3,5 Jahren gibt es die App in Österreich: Mittlerweile sind über 1,6 Millionen Kunden registriert und über 6.000 Betriebe, darunter Hofer, Billa, Spar, Hotel Sacher, Kooperationspartner. An erster Stelle steht dabei, noch genießbare Lebensmittel nicht wegzuwerfen.