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Hafermilch ist nur auf den ersten Blick perfekt

Vegan, glutenfrei, umweltverträglich und richtig fein: Der Milchersatz aus Hafer wird immer beliebter. Aber so gesund ist er gar nicht unbedingt.

Heute Redaktion
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"Oat Milk": Schäumt und schmeckt

Ob aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen: Immer mehr Menschen verzichten auf Kuhmilch. Hafermilch ist mittlerweile ein richtiges Trendgetränk geworden, das aufgrund seiner Schäumbarkeit und seines neutralen Geschmacks auch gern für Cappuccino und Lattes verwendet wird. In den USA sorgte der Hype um Haferdendrink (Oat Milk) im vergangenen Jahr sogar für Lieferengpässe.

Kein Wunder: Hafermilch ist für Veganer eine gute und gesunde Alternative. Und wer Milch nicht verträgt, hat bei Haferdrinks und anderen Getränken auf Getreidebasis keine Probleme mit seiner Laktoseintoleranz. Nur für Zöliakie-Patienten und Menschen, die auf Gluten verzichten müssen oder wollen, ist der Drink nicht geeignet.

Auch in Umweltfragen punktet der Pflanzendrink. Er hat eine bessere Ökobilanz als Kuhmilch oder andere pflanzliche Drinks wie Soja- oder Mandelmilch, deren Anbau viel mehr Wasser benötigt und oft längere Transportwege mit sich bringt.

Wenig Kalzium und Eiweiß



Haben wir also die ideale pflanzliche Milch gefunden? So einfach ist es nicht: Wer per sofort auf Kuhmilch verzichtet, muss seinen Speiseplan ergänzen. Aus ernährungsphysiologischer Sicht besitzt Kuhmilch zwei besonders wertvolle Inhaltsstoffe: Protein und Kalzium. Die Eiweiße aus der Kuhmilch sind wichtig für den Aufbau von Muskelmasse. Kalzium stärkt die Knochen und Zähne und unterstützt das Nervensystem.

Hier kann Hafermilch nicht mithalten. In einem Deziliter stecken weniger als ein Gramm (Kuhmilch hat etwa 3,4 Gramm). Und auch der Kalziumgehalt ist kaum erwähnenswert. Für eine ausreichende Kalziumversorgung sollten also kalziumreiche Lebensmittel wie frisches grünes Gemüse, Früchte und Kräuter (zum Beispiel Beeren, Brokkoli, Kohl, Spinat sowie Kresse und Peterli) zusätzlich auf dem Speiseplan stehen.

Wer auf eine figurbewusste Ernährung achtet, wird sich zudem nicht über die Kohlenhydrate freuen, die in Hafermilch stecken. Zwar sättigen die Ballaststoffe, aber eine Tasse ungesüßter Hafermilch alleine enthält etwa 30 Gramm Kohlenhydrate, was etwa zwei Scheiben Brot entspricht.

Die meisten Baristas verwenden zudem gesüßte Hafermilch, was den Kaffee besonders fein macht, aber eben zusätzlichen Zucker und somit Kalorien hinzufügt. Wie die meisten anderen pflanzlichen Milchersatzprodukte besteht Hafermilch vor allem aus Wasser, etwa 4 bis 5 Prozent Ersatzprodukt (also Hafer, oder in anderen Fällen Soja oder Mandeln), der Rest sind Öle (Sonnenblumenöl) und eventuell zugefügte Vitamine oder auch chemische Stärkemittel, um eine milchige Konsistenz zu erreichen. Da ist Kuhmilch einiges natürlicher.

Wenn du dich also in Zukunft für Hafermilch entscheidest, solltest du dies nicht tun, weil du denkst, dass es viel gesünder als Kuhmilch ist, sondern einfach, weil du Lust darauf hast oder der Umwelt etwas Gutes tun willst.

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