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Hallelujah! So feiert Papst Benedikt 85. Geburtstag

Am Montag feiert Papst Benedikt XVI. seinen 85. Geburtstag. Nur drei Tage später jährt sich seine Wahl zum siebten Mal.

Heute Redaktion
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"Groß feiern", das passt allerdings nicht zu dem zurückhaltenden Theologen aus dem bayerischen Marktl am Inn. Kurz nach seinem langen Pastoralbesuch in Mexiko und Kuba und den stressigen Feierlichkeiten zu Ostern würde er eine längere Ruhezeit in seiner päpstlichen Residenz Castel Gandolfo sicherlich schätzen. Doch dazu wird es nicht kommen.

Sein Geburtstag werde "stark bayerisch unterfüttert" sein, sagte sein Privatsekretär Georg Gänswein dem Domradio. Immerhin reist eine Delegation aus dem Freistaat an, allen voran Regierungschef Horst Seehofer (CSU). Edmund Stoiber, bayerischer Ex-Ministerpräsident, brachte Benedikt schon am Ostermontag in Castel Gandolfo das von Gänswein herausgegebene Buch "Prominente über den Papst" vorbei.

Krisen und Kritik

Seit sieben Jahren schon führt der Heilige Vater als Hüter und Bewahrer auf dem Stuhl Petri die katholische Weltkirche. Auf den Spuren seines Vorgängers Johannes Paul II. verfolgt Joseph Ratzinger dabei vor allem das eine Ziel, die Herde der weit über eine Milliarde Katholiken zusammenzuhalten. Er will sie gegen die Versuchungen einer "gottabgewandten" und konsumorientierten Welt wappnen. Und er ruft zur neuerlichen Verbreitung des christlichen Glaubens auf.

Krisen wie der Missbrauchsskandal prägten sein Pontifikat. Riesige Begeisterung, wie sie ihm in Lateinamerika und Afrika entgegenschlägt, die er aber auch bei seinen Deutschland-Besuchen erlebte, ist dagegen Balsam.

Gesundheitlich angeschlagen

Dem Papst gehe es gut, wird Vatikan-Sprecher Federico Lombardi nicht müde zu betonen. Seit einigen Monaten steht Benedikt für den langen Gang im Petersdom ein fahrbares Podium zur Verfügung - das schont die Knie. Das neueste Modell stammt im Übrigen von der Tiroler Tischlerei Handl. Und unlängst stützte er sich beim Gang zum Flugzeug auf einen Stock.

Die geistliche Gesundheit seiner Herde liegt Benedikt besonders am Herzen. Am Gründonnerstag beklagte er in seiner Predigt die "oft dramatische Lage der Kirche" und verlangte Gehorsam. Er meinte damit auch ohne Namensnennung eindeutig die österreichische "Priesterinitiative" um Helmut Schüller, die zu Ungehorsam in der Kirche aufruft - und die Frauen sowie verheiratete Männer zum Priesteramt zulassen will.

Dialog der Religionen

Ratzinger sitze einsam hinter Vatikanmauern, es mangele ihm an Beratern, meinen Kritiker. Wobei Interview-Bücher und seine Auftritte vor den Medien einen durchaus lockeren und aufgeschlossenen Pontifex zeigen. Auch manche seiner Reden machten Schlagzeilen. So beim Besuch seiner bayerischen Heimat 2006, als der Ex-Professor mit einem Zitat, das eine Verknüpfung von Islam und Gewalt nahelegte, teils gewalttätige Proteste in der islamischen Welt auslöste. Doch das vertiefte dann einen von ihm gewollten "Dialog der Religionen".

Benedikt veröffentlichte drei Enzykliken, zu Liebe und Hoffnung sowie zu Sozialfragen. Prägender scheinen seine Reisen zu sein: Er betrat als erster Papst eine Synagoge in Deutschland und sprach im ehemaligen KZ Auschwitz sowie in Jerusalems Holocaust-Gedenkstätte. Und er traf immer wieder Missbrauchsopfer. Als dieser Skandal sich ausbreitete und immer mehr Kirchenleute am Pranger standen, versuchte er mit einer "Null-Toleranz"-Politik und einer Bitte um Vergebung die Schmach seiner Kirche zu mildern.

Kühler Denker und Dogmatiker

Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 als Sohn eines Gendarmeriemeisters in Marktl am Inn in der Nähe von Passau geboren. Nach dem Theologie- und Philosophiestudium wurde er 1951 zum Priester geweiht, mit 30 Jahren habilitierte er und wurde Dogmatik-Professor an der Freisinger Hochschule. Die Wissenschaft hatte ihn gepackt, er lehrte dann in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. 1977 wurde er Erzbischof von München und Freising und wenig später auch Kardinal.

1981 machte ihn Johannes Paul zum Chef der Glaubenskongregation, jener Vatikan-Behörde also, die sich dem Schutz der  Glaubens- und Sittenlehre verschrieben hat. Dieser Posten schien maßgeschneidert für den kühlen Denker und Dogmatiker. Ob die Zurückweisung der künstlicher Geburtenregelung, die Ablehnung weiblicher Priester oder die Kritik an vielen Strömungen der Befreiungstheologie in Lateinamerika: Das oberste Urteil im Vatikan trug zumeist die Handschrift des Vertrauten von Johannes Paul II.

(APA/ red)