Oberösterreich

Halloween-Prozess – nach Urteil lächelte 22-Jähriger

Für viel Aufsehen sorgte am Donnerstag der erste Prozess nach den Halloween-Krawallen. Der 22-Jährige nahm das Urteil sofort an.

In Linz startete am Donnerstag der Prozess nach den schweren Ausschreitungen zu Halloween.
In Linz startete am Donnerstag der Prozess nach den schweren Ausschreitungen zu Halloween.
"Heute"

Gerade einmal zweieinhalb Stunden dauerte der erste Prozess nach den schweren Krawallen zu Halloween in Linz. Ein 22-Jähriger aus Syrien stand unter großen Sicherheitsvorkehrungen vor Gericht, schon gegen 15.30 Uhr fiel dann das Urteil: 1,5 Jahre Haft, davon sechs Monate unbedingt. 

Der Angeklagte reagierte zunächst völlig ruhig auf das Urteil. Beim Hinausgehen zur Beratung mit seiner Anwältin hatte er dann ein deutlich sichtbares Lächeln der Erleichterung im Gesicht. Nach wenigen Minuten nahm er das Urteil dann auch sofort an. Kein Wunder: Schließlich hätten ihm im schlimmsten Fall drei Jahre Haft gedroht.

Eine Kehrtwende im Prozess könnte für den Mann (22) gerade noch rechtzeitig eine eher geringe Haftstrafe gebracht haben. Denn zunächst war die Verteidigungslinie des jungen Vaters eines Babys ja jene, dass er nur zufällig zu den Krawallen gekommen wäre.

Er habe alles für ein Spiel und für einen "Spaß" gehalten, so der Syrer zunächst. Von geplanten Krawallen habe er keine Ahnung gehabt. "Er wusste nichts von der geplanten Aktion. Als er den Ernst der Lage erkannt hatte, hätte er den Ort verlassen müssen. War ein riesen Fehler, dass er dort geblieben ist. Er hat die gesamte Aktion massiv unterschätzt", so seine Anwältin.

Zeugen brachten ihn zum Weinen

"Ich bin schuldig, dass ich beim Taubenmarkt ausgestiegen bin. Aber ich habe keine Steine geworfen", so der Angeklagte. Er bekannte sich zunächst nicht schuldig im Sinne der Anklage. 

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    Zunächst musste ein 22-jähriger Syrer auf der Anklagebank Platz nehmen.
    Zunächst musste ein 22-jähriger Syrer auf der Anklagebank Platz nehmen.
    "Heute"

    Doch diese Verteidigungslinie hielt nicht lange. Ein Zeuge berichtete von einem Telefonat, indem der Angeklagte gesagt haben soll: "Heute wird Linz gef****".

    Als der Richter dem Angeklagten dann mitteilte, dass auch andere Zeugen (insgesamt vier) ausgesagt hätten, er habe die Leute aufgefordert, gegen die Polizei vorzugehen, begann der 22-Jährige zu weinen. "Das stimmt nicht".

    Plötzliche Kehrtwende

    Was folgte, war eine kurze Pause und eine Beratung des Angeklagten mit seiner Anwältin. Danach schwenkte er doch um, zeigte sich in vollem Umfang geständig.

    Das milderte das Urteil dann tatsächlich ab, wie das Gericht in seinem Urteilspruch auch festhielt. Auch, dass der 22-Jährige bisher unbescholten war, kam mildernd hinzu.

    Das Gericht befand ihn der schweren gemeinschaftlichen Gewalt und der schweren Körperverletzung schuldig. Er habe Steine und Böller geworfen, habe wissentlich an der Aktion teilgenommen. Urteil: 1,5 Jahre Haft, davon sechs Monate unbedingt, Probezeit drei Jahre. Auch die Verfahrenskosten muss er tragen. Das Urteil ist rechtskräftig.

    Kurze Zeit in Haft

    Bei guter Führung könnte der junge Mann allerdings nach einer kürzeren Haftzeit schon wieder entlassen werden. Da ihm die U-Haft (dort sitzt er seit Dezember) auch angerechnet wird, könnte das eine sehr kurze Zeit im Gefängnis für den 22-Jährigen bedeuten.

    Der Prozess am Donnerstag war nur der Auftakt. Sechs weitere stehen in der Causa bis April auf dem Programm. Auf der Anklagebank müssen nach ihm noch ein 19-jähriger Spanier, eine 15-jähriges Mädchen und ihre beiden 15- und 16-jährigen Freunde, drei weitere 18-ährige und ein 16-jähriger Österreicher Platz nehmen. In den Fällen geht es ebenfalls um den Verdacht der "schweren gemeinschaftlichen Gewalt und der versuchten schweren Körperverletzung".

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      Rund 200 junge Männer attackierten Passanten und warfen Böller.
      Rund 200 junge Männer attackierten Passanten und warfen Böller.
      FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR