Keine KV-Einigung
Handel streikt rund um 1. Advent in ganz Österreich
Auch die KV-Verhandlungsrunde des Handels am Dienstag brachte keine Einigung. Jetzt gibt es mitten im Weihnachtsgeschäft Warnstreiks.
Am späten Dienstagabend nach der KV-Verhandlungsrunde für den Handel zeigte sich die Arbeitgeberseite entrüstet. "Die heutige KV-Runde hat gezeigt, dass die Streikbereitschaft der Gewerkschaft offenbar höher ist als ihre Verhandlungsbereitschaft. Das bedauern wir sehr, da wir einen großen Schritt auf die Arbeitnehmervertreter:innen zu gemacht haben", so Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die Erwartungen der Gewerkschaften auf Arbeitnehmerseite und das Angebot der Arbeitgeber lagen (zu) weit auseinander.
Das Angebot der Arbeitgeber: 6 Prozent KV-Erhöhung plus 1.000 Euro abgabenfreie Prämienzahlung. Oder, wie es der Handel rechnet: Ein Plus von 12,02 Prozent bei Einstiegsgehältern, ein Plus von 10,74 Prozent bei einem Bruttogehalt von 2.500 Euro und ein Plus von 10,05 Prozent bei einem Gehalt von 3.000 Euro. Die Gewerkschaft dagegen sei nur minimal von ihrer Forderung abgerückt und habe ihre Erwartung auf im Schnitt um 9,92 Prozent mehr reduziert, hieß es. Kurios: Mit der Einmalzahlung eingerechnet, würde das Arbeitgeberangebot mit einer Steigerung von 12,02 Prozent sogar über den von den Gewerkschaften geforderten 10,17 Prozent liegen.
"Mir fehlt daher jegliches Verständnis, warum man sich auf einen Justament-Standpunkt versteift und Prämienzahlungen, die einen klaren Nettovorteil für die Beschäftigten bringen, von vornherein ablehnt. Gerade jetzt wären die 1.000 Euro netto für viele Arbeitnehmer:innen eine willkommene Aufbesserung ihres Weihnachtsbudgets", so Trefelik. Die Forderungen der Gewerschaften seien "für die Unternehmen in der aktuellen Lage nicht finanzierbar und weit weg von kreativen Lösungen, wie sie angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen notwendig sind", so der Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich.
„Längerfristig würde eine Erhöhung in einer Größenordnung, wie sie die Gewerkschaft fordert, bedeuten, dass Unternehmen sich die Mitarbeiter:innen nicht mehr leisten können“
Trefelik warnte zudem vor einem "Pyrrhussieg" der Gewerkschaften: "Ein solcher Erfolg wäre teuer erkauft und die Freude darüber nur von kurzer Dauer. Denn längerfristig würde eine Erhöhung in einer Größenordnung, wie sie die Gewerkschaft fordert, bedeuten, dass Unternehmen sich die Mitarbeiter:innen nicht mehr leisten können. Schon jetzt gibt es einen enormen Anstieg von Insolvenzen und Schließungen im heimischen Handel. Weitere Schließungen und Jobverluste wären die Folge."
Die Gewerkschaft wiederum kocht ihrerseits über die Arbeitgeberseite. "Nach wie vor sind die Arbeitgeber nicht bereit, ein Angebot vorzulegen, das über der rollierenden Inflationsrate von 9,2 % liegt. In ganz Österreich finden nun in ausgewählten Standorten vom 30.11. bis 3.12. erste Warnstreiks statt", heißt es am Dienstagabend. "Sechs Prozent Gehaltserhöhung plus Einmalzahlung sind angesichts der hohen Teuerung ein Affront gegenüber den Beschäftigten, die teilweise nicht mehr wissen, wie sie finanziell über die Runden kommen."
„In ganz Österreich finden nun in ausgewählten Standorten vom 30.11. bis 3.12. erste Warnstreiks statt“
Und: "Dass die Arbeitgeber unser Angebot für einen sozial gestaffelten Abschluss, der die unteren Gehaltsgruppen stärker angehoben hätte, nicht aufgegriffen haben zeigt, wie weit sie von der Lebensrealität der eigenen Beschäftigten entfernt sind", so die Chefverhandlerin der GPA, Helga Fichtinger. Die Forderung der Gewerkschaft liege bei 9,4 % zuzüglich 15 Euro Fixbetrag, "was durchschnittlich eine Gehaltserhöhung von 9,97 % bedeutet". "Die erste Welle von Warnstreiks wurde heute von der Arbeitgeberseite losgetreten. Die Unterstützung von Seiten der Beschäftigten ist groß und wird von Tag zu Tag größer. Wir haben für 5. oder 6. Dezember einen weiteren Verhandlungstermin angeboten", so Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA.