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Häuser von Aleviten mit Kreuz markiert

Heute Redaktion
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Bild: Screenshot

In Malatya wurden in der Nacht auf Mittwoch Türen von Aleviten bewohnten Häusern mit Kreuzen gekennzeichnet – wie 1978 vor dem „Pogrom von Maras".

Aleviten werden erneut per rotem Kreuz gebrandmarkt – und Erdogans Regierung schaut zu: Mindestens 13 Wohnungstüren wurden im Stadtteil Cemal Gürsel beschmiert, die Bewohner sind in Sorge.

Die Kennzeichnung ihrer Häuser ruft bei den Aleviten schreckliche Angst hervor – weil es an die Pogrome von Maras am 23. Dezember 1978 (111 Tote) erinnert: Damals wurde nach einem Bombenattentat in einem Kino (es lief ein Film mit nationalistischem Gedankengut) die Tat den Aleviten in die Schuhe geschoben, das Drama nahm seinen Lauf. Mullahs riefen zum Heiligen Krieg gegen die Aleviten auf.

Aleviten wurden aus Häusern gezerrt, gefoltert und ermordet

In mehreren Vierteln, wo viele Aleviten lebten, wurden deren Häuser mit rotem Spray besprüht. Bewohner aus markierten Gebäuden wurden herausgezerrt, gefoltert, vergewaltigt und getötet. 111 Aleviten starben beim Massaker.

Der Vorfall in Malatya ist keine Einzelfall: Immer wieder werden Wohnhäuser von Aleviten gekennzeichnet. Anfang 2013 wurden in Istanbul Häuser beschmiert, die türkische Polizei nahm drei Personen fest, die mit den Beschmierungen in Verbindung standen.

Wer sind die Aleviten?

Aleviten sind nach den Sunniten die zweitgrößte Religionsgemeinschaft (20 Millionen Menschen) in der Türkei. Die Regierung in Ankara erkennt das Alevitentum aber nicht als eigenständige Religion an, die Gläubigen gelten offiziell als Muslime. Daher haben Aleviten in der Türkei nur wenige Gebetshäuser, müssen sich meist für ihre Gebete in Wohnungen der Gemeindemitglieder treffen. Die Aleviten fordern als zweitgrößte türkische Religionsgemeinschaft staatliche Fördermittel und wollen, dass ihre religiösen Führer Beamtenstatus bekommen und ihre Gebetshäuser und Gottesdienste in der Türkei offiziell anerkannt werden.

(isa)