Politik

Strache vs. Kern: Streit, Sticheleien und eine Wette

Heute Redaktion
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Der Besuch von FPÖ-Chef Heinz Christian Strache und SPÖ-Boss Christian Kern im Rahmen der Ö1-Sendung "Klartext" am Mittwochabend artete beinahe aus.

Während Vizekanzler Strache die von der türkis-blauen Regierung verübte Arbeit wie gewohnt in höchsten Tönen lobte, hatte der Ex-Bundeskanzler Kern einiges zu bekritteln. Die Diskussion mit Klaus Webhofer von Ö1 entwickelte sich zu einem richtigen Streitgespräch, bei dem auch einige Unfreundlichkeiten ausgetauscht wurden.

Strache erklärte, dass der jüdische US-Milliardär George Soros an der Unterstützung der Flüchtlingsbewegungen nach Europa beteiligt war. Das wollte Kern nicht hören. Laut Ansicht des Oppositionschefs würde Strache mit solchen Aussagen vielen den Magen umdrehen. Soros werde von Neonazis und Identitären zum Feindbild gemacht – "und Sie dreschen jetzt auch auf ihn drauf". Dabei würde der FP-Chef die "Grenzen des Anstands und der Moral überschreiten". In diesem Zusammenhang warf Kern Strache Antisemitismus vor. Der Vizekanzler möge einmal auf seine Social-Media-Kanäle nachschauen, welchen "Abschaum" er damit dort anziehe.

Diese Vorwürfe wollte Strache wenig überraschend nicht auf sich sitzen lassen. Es seien "miese Unterstellungen, die man nicht im Raum stehen lassen kann". Außerdem bezeichnete er Kerns Anschuldigungen als "absurd" und "letztklassik". Kritik an Soros sei legitim.

Prinzessin-Anspielung

Abgesehen vom Thema Soros, betonte Kern mehrmals, dass sich Strache bzw. die Regierung in ein gemachtes Bett legen würden. Der Vizekanzler wiederum unterstellt Kern Frustration, weil dieser der "kürzeste Kanzler der Zweiten Republik" sei. Außerdem würden sich laut dem Chef der Freiheitlichen nach den Landtagswahlen viele Parteimitglieder einen neue Parteispitze wünschen. "Lieber ein Kaiser als eine Prinzessin" sei etwa das Motto der Kärntner. "Das war jetzt kein Vizekanzler-würdiger Auftritt Herr Strache. Sie müssen noch ein wenig üben, wenn ich das sagen darf", reagierte Kern prompt.

Wette um gute Flasche Wein

Im weiteren Verlauf des Streitgesprächs bot Kern seinem Gegenüber eine Wette an: "Ich wette eine gute Flasche Rotwein, dass ich länger SPÖ-Chef bin als Sie bei den Freiheitlichen", konterte Kern. Sein Kontrahent nahm die Wette "gerne" an.

Die Arbeit der Regierung in Sachen Mindestpension, Sozialversicherungsreform, Gesundheitspolitik, Arbeitszeitflexibilisierung oder die EU-Politik waren weitere heiß diskutierte Themen, über die man sich wenig überraschend nicht einig war. Der Oppositionsführer warf dem Vizekanzler "Umfaller" vor und dass ein Großteil der Wählerschaft laut Umfragen schon jetzt nicht mehr zufrieden sei. Letztendlich sei es aber die Regierungsarbeit, die zähle. Und da wirft die SPÖ den Freiheitlichen Verrat am kleinen Mann vor. So gebe es nun "ganz viele Leute, die durch die Finger schauen und die Zeche zahlen."

Strache hingegen meint, angesichts der Arbeit der vorangegangenen Koalition allen voran Aufräumen zu müssen. Außerdem sei er stolz darüber, viele Punkte, die den Freiheitlichen immer wichtig waren, nun mit dem Koalitionspartner ÖVP durcharbeiten zu können: "Ein Fremdenrechtspaket beispielsweise wäre mit Ihnen nicht ansatzweise möglich gewesen", warf er Kern vor.

"Die Aufgabe der Regierung ist es, das Land zusammenzuhalten und nicht Menschen gegeneinander aufzuspielen. Und das ist die Handschrift der Freiheitlichen. Und das ist es, worum es in Wahrheit geht. Es geht um Steigbügelhaltertum für die Großsponsoren der ÖVP", teilte Kern aus.

Direkte Demokratie - Ausrutscher?

Strache wiederum konterte, die FPÖ habe schon jetzt genügend Wahlversprechen eingehalten und umgesetzt, neben Deutsch vor der Schule oder Fremdenrecht vor allem auch "den Meilenstein direkte Demokratie". "Zwar erst ab 2021", dennoch sei es "ein Meilenstein in der Geschichte", immerhin hätte die SPÖ diese Verfassungsänderung seit 1945 verhindert. "Das hätten Sie jetzt nicht sagen sollen", meinte Kern daraufhin in Anspielung auf das Volksbegehren zum Rauchverbot.

So zog sich das "Klartext"-Gespräch knapp 30 Minuten durch. Die beiden Parteichefs kamen auf keinen grünen Zweig, stichelten, was das Zeug hält und ließen kein gutes Haar am Gegenüber – im Grunde nichts Neues. SP-Chef Kern und FP-Chef Strache standen sich übrigens schon zum dritten Mal beim Ö1-"Klartext" gegenüber. Am Mittwoch allerdings erstmals mit "vertauschten Rollen": Strache als Vizekanzler, Kern als Oppositionschef.

Im Video: Strache und Kern über das Verbot von Ustascha-Symbolen:

Die "besten Sprüche" kurz zusammengefasst:

Regierungsarbeit

Strache: "Wir haben in 120 Tagen mehr auf die Reise gebracht als in zwölf Jahren SP-Kanzlerschaft." Kern: "Von FP-Wahlversprechen ist herzlich wenig übrig geblieben außer Postenbesetzungen."

"Leuchtturmprojekte" der Regierung

Kern: "Ihre Leuchtturmprojekte bestehen aus einem Berg leerer Zigarettenschachteln."

SP-FP-Koalition

Strache: "Nach der Wahl ist Herr Kern auf meinem Teppich gestanden." Kern: "Ich bin froh, dass schnell klar war, dass es keine Grundlagen für eine Zusammenarbeit gibt."

SP-Zukunft

Kern: "Ich wette eine gute Flasche Rotwein, dass ich länger SP-Chef bin als Sie FP-Chef. Ich trink' gerne Chianti." Strache: "Viele in der SP hätten lieber einen Kaiser (Kärntens SP-Landeshauptmann, Anm.) als eine Prinzessin."

Einsparungen bei Sozialversicherung

Strache: "Wir wollen das Privilegien-System abschaffen." Kern: "Die FP ist Steigbügelhalter für die Großsponsoren der VP."

Direkte Demokratie erst 2021

Strache: "Wir haben keine Absolute, mussten mit der VP eine Einigung finden." Kern: "Sie sind im Tigerkostüm gestartet, als Bettvorleger gelandet."

(red)