Politik

"Unterschätzen Sie die Menschen nicht"

"Heute"-Herausgeberin Eva Dichand kommentiert das Skandal-Video, das Heinz-Christian Strache seine Polit-Karriere gekostet hat.

Heute Redaktion
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"Heute"-Herausgeberin Dr. Eva Dichand.
"Heute"-Herausgeberin Dr. Eva Dichand.
Bild: Sabine Hertel

"Bananenrepublik". Dieser Ausdruck fällt seit Freitag oft, wenn ich mit Freunden über Österreich rede, viele davon sind aus dem Ausland und so fassungslos wie ich. Man müsste sich fast bei den Bananen entschuldigen, dass sie ständig mit Österreich in einen Topf geworfen werden.

Nein, zum Lachen ist das alles nicht mehr. Dreist, lächerlich, größenwahnsinnig oder naiv ist das, was man auf dem Video auch über Medien zu hören bekommt, vor allem über die "Krone". Man spürt direkt, wie Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus, der eine ein halbes Jahr später Vizekanzler, der andere Wiener FP-Chef, richtiggehend elektrisiert werden von der Aussicht, Österreichs größte und wichtigste Zeitung in die Finger zu bekommen.

"Das ist dreist, lächerlich, größenwahnsinnig, naiv"

"Zack, zack, zack" werde man vier, fünf Journalisten austauschen und durch "eigene", willfährige ersetzen.

Nein, geehrte FPÖ, geehrter Herr Strache, werden Sie nicht.

Erstens gibt es dort die Familie Dichand, der seit Jahrzehnten 50 % der "Kronen Zeitung" gehören, und auch Christoph Dichand, der nunmehr seit über zehn Jahren Chefredakteur und Herausgeber ist. Und nur er und seine Redaktion bestimmen den Inhalt der Zeitung. Wie naiv muss man sein zu glauben, man kaufe sich Zeitungsanteile und bestimme dort dann "zack, zack" den Inhalt? Auch Jeff Bezos musste das bei der Washington Post lernen. Herr Strache, Journalisten sind keine dumpfbackigen täglichen Befehlsempfänger, sondern frei denkende Menschen mit eigener Meinung und eigenem Willen. Je besser sie sind, desto ausgeprägter sind diese zwei Eigenschaften.

"Oligarchen-Medien werden niemals erfolgreich sein"

"Staats-" oder "Oligarchen"-Medien wie in Ungarn oder Russland mögen zwar die dortigen Politiker erfreuen, erfolgreiche Medienprodukte werden sie jedoch niemals sein.

Der "Kronen Zeitung" und auch "Heute" wurden ja schon die unterschiedlichsten Dinge vorgeworfen: zu Faymann-nahe (SPÖ), Unterstützer der FPÖ, zu viel Kurz (ÖVP), zu freundlich zur Stadt Wien (SPÖ) usw.

Manchmal muss ich lachen, wenn ich solche Vorwürfe höre. Aber zumindest zeigt das eines: Die beiden Medien sind eben nicht parteipolitisch zuordenbar. Und das ist gut so. Weil die Summe der durchaus verschiedenen Meinungen in einer Redaktion eben ein Medium prägen und erfolgreich machen. Wäre es so einfach, wie Politiker und Investoren sich das vorstellen, dann müsste es von wirtschaftlich erfolgreichen Medien ja nur so wimmeln.

Und glauben Sie mir: Unterschätzen Sie die Menschen nicht. Die haben häufig eine feinere Nase und ein besseres Gespür als viele unserer Politiker.