Wienerin kämpft mit Kosten

Heizen zu teuer: "Ich sitze mit zwei Pullover am Sofa!"

120 Euro hat Maria D. monatlich zur Verfügung. Essen kauft sie bei der Caritas, Kleidung am Flohmarkt. Die Heizkosten machen ihr sehr zu schaffen.

Yvonne Mresch
Heizen zu teuer: "Ich sitze mit zwei Pullover am Sofa!"
Maria D. lebt von der Mindestpension. Ihr Mann starb früh, sie musste drei Kinder alleine großziehen und konnte nur Teilzeit arbeiten.
Sabine Hertel

"Oft tut es verdammt weh, das gebe ich zu", sagt Maria D. im Gespräch mit "Heute". Doch die 72-jährige will positiv bleiben, lässt sich von ihrer Lebenssituation nicht unterkriegen. Leicht hatte es die Wienerin nie. Ihr Mann verstarb völlig überraschend im Alter von 40 Jahren, seine Frau zog die drei gemeinsamen Kinder alleine groß.

"In meiner Wohnung hat es 17 Grad"

"Natürlich konnte ich dann nicht mehr so viel arbeiten und hatte weniger Geld zur Verfügung. Gearbeitet habe ich oft nachts, weil es sonst ja nicht ging", erinnert sich die gelernte Frisörin. Heute lebt sie von der Mindestpension. Nach Abzug der Fixkosten bleiben ihr in etwa 120 Euro zum Leben. Jeder Einkauf muss eingeteilt, jeder Groschen drei Mal umgedreht werden. Lebensmittel bekommt Maria D. bei der Caritas, Kleidung am Flohmarkt. "Ich brauche nicht viel. Das Essen teile ich mir gut ein und komme lange aus. Es ist mir egal, wenn Brot hart ist."

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    Maria D. kämpft mit ihren Heizkosten – mehr als 17 Grad hat es in ihrer Wohnung nicht.
    Maria D. kämpft mit ihren Heizkosten – mehr als 17 Grad hat es in ihrer Wohnung nicht.
    Sabine Hertel

    Die kalte Jahreszeit ist für die Seniorin eine besondere Herausforderung. "Im Vorjahr hatte ich eine Nachzahlung von 800 Euro. Ich konnte das nicht zahlen, nicht mal in Raten." Die Caritas und die Erlöserkirche in Liesing unterstützten dabei. Noch einmal will es Maria D. nicht dazu kommen lassen: "Ich heize nicht viel, in meiner Wohnung hat es maximal 17 Grad. Am Sofa sitze ich mit zwei Pullover und einer Decke. Ich traue mir nicht mehr aufzudrehen, ich kann es nicht bezahlen und will nicht in die Schuldenfalle kommen." Auch beim Strom sei Sparen angesagt, im Standby laufe nichts, sagt sie. 360 zahlt sie monatlich für Strom und Heizung.

    Luxus ist für Maria D. ein Fremdwort: "Ich kann gar nicht sagen, wann ich das letzte Mal im Theater oder Kino war. Ich gehe am Christkindlmarkt, aber kaufen kann ich dort nichts. Ich schaue mich nur um." Die Weihnachtszeit sei immer schwierig: "Ich kann meinen Enkerl und Urenkerl nur selbst Gebasteltes schenken. Sie wissen das aber und verstehen es. Wir haben ihnen erklärt, dass die Oma eben nicht so viel Geld hat."

    Caritas unterstützt

    Maria D. ist kein Einzelfall, wie Caritas Wien-Chef Klaus Schwertner weiß: "In unseren 71 Sozialberatungen in ganz Österreich sehen wir, dass immer mehr Menschen aufgrund der Teuerungen unter Druck geraten: Rund zwei Drittel der Anfragen kommen hier von Menschen, die sich die Energiekosten nicht mehr leisten können. Insgesamt zählten wir im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr Erstanfragen. Besonders betroffen sind dabei Haushalte im untersten Einkommensdrittel. Außerdem konnten etwa 148.000 Menschen bereits vor den Teuerungen ihre Wohnungen nicht angemessen heizen."

    Trotz ihrer prekären Situation gibt die Pensionistin nicht auf – und hilft sogar anderen: "Draußen frieren die Menschen und haben keine warme Mahlzeit. Ich gebe, was ich entbehren kann. Einen Euro oder 50 Cent. Denn eigentlich geht es mir ja gut. Anderen geht es viel schlechter." Die Caritas sei ihre Rettung: "Ich bin so dankbar, dass es sie gibt. Ohne die Lebensmittelausgabe könnte ich gar nicht leben." Wünsche hat Maria D. kaum: "Ich wünsche mir nur Gesundheit für mich, meine Familie und die Caritas Mitarbeiter. Das ist das Wichtigste!"

    ym
    Akt.
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