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"Herrenbesuch" – Schulhotel verpfeift Schülerin (18)

Eine Schülerin erhielt vom Schulhotel Regina einen Verweis mit Kopie an ihren Betrieb. Das sei für sie sehr unangenehm gewesen, sagt die Schülerin.

20 Minuten
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    Strenge Regeln zu BHs und "Herren- und Damenbesuch": Das Schulhotel Regina in Matten bei Interlaken BE.
    Strenge Regeln zu BHs und "Herren- und Damenbesuch": Das Schulhotel Regina in Matten bei Interlaken BE.
    BOM/Bruno Petroni

    Das Schulhotel Regina sorgte kürzlich für Aufsehen, weil zwei Schülerinnen sich über die dort herrschende BH-Pflicht ärgerten. Nun meldete sich eine ehemalige Schülerin bei 20 Minuten, die sich an den starren Regeln des Schulhotels stört.

    Schülerinnen und Schüler dürfen nämlich das Zimmer des anderen Geschlechts nicht betreten. Das führte während der Corona-Pandemie zu einer unangenehmen Situation. Weil sie mit einem Klassenkameraden im Zimmer gelernt hatte, erhielt sie im November 2020 einen Verweis.

    Kopie geht an Ausbildungsbetrieb

    Einen weiteren, weil an einem Sonntagabend beim "Einrücken" ein männlicher Kollege kurz zum Hallo-Sagen vorbeikam. Eigentlich eine Bagatelle. "Wir waren drei Frauen im Zimmer, er ist nur schnell vorbeigekommen", erinnert sich die ehemalige Schülerin.

    Doch im schriftlichen Verweis heißt es: "Offensichtlich haben Sie Mühe, sich an die geltende Schul- und Hausordnung zu halten. Sie hatten am Mittwoch nach 20 Uhr Herrenbesuch im Zimmer. Für Ihr Verhalten erteilen wir Ihnen einen disziplinarischen Verweis." Und weiter: "Da dies bereits der zweite Verstoß gegen die geltende Schul- und Hausordnung ist, werden wir eine Kopie dieses Dokuments an Ihren Ausbildungsbetrieb senden."

    "Es ist demütigend und rufschädigend"

    "Ich verstehe die Regel schon", sagt die Schülerin zu 20 Minuten. "Aber die Art und Weise, wie die Schule sie durchsetzt, entspricht nicht der aktuellen Zeit. Ich finde es sehr dreist, so einen Brief an meinen Lehrbetrieb zu schicken. Für mich war das sehr rufschädigend und auch demütigend. Zum Glück hatte ich ein gutes Verhältnis mit meinen Vorgesetzten."

    Die Schülerin findet den Brief sehr zweideutig geschrieben und stört sich daran, dass er Interpretationen zulässt, die nicht zutreffen. "Ich finde es auch schade, dass die Schule den Besuch im Zimmer einer anderen Person, die nicht dem gleichen Geschlecht angehört, direkt mit sexuellem Kontakt assoziiert", sagt sie.

    "Beim Schulhotel Regina kümmert man sich viel zu sehr darum, uns an den Türen zu belauschen, um zu überprüfen, ob wir 'Herrenbesuch' oder 'Damenbesuch' haben», sagt die Schülerin. "Es ist nicht mehr 1950 und es wäre schön, wenn auch die Schule in der Gegenwart ankäme."

    "Es gibt keine aktive Belauschung"

    Davon, dass Schülerinnen und Schüler belauscht werden, will René Glücki, seit August 2021 Rektor des Schulhotels Regina, nichts wissen. "Meine bisherige Erfahrung zeigt, dass keine aktive ‹Belauschung› stattfindet", sagt er zu 20 Minuten. Das Internatsteam sei angehalten, bei ungewöhnlich großem Lärm in den Zimmern die Schülerinnen und Schüler auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen. Dabei fallen laut Glücki solche reglementswidrigen Aufenthalte auf.

    Ist die Regel, dass der Aufenthalt in Zimmern des anderen Geschlechts verboten ist, zeitgemäß? Als Berufsfachschule mit integriertem Internatsbetrieb unterstehe man einer besonderen Aufsichts- und Sorgfaltspflicht, sagt Glücki und verweist darauf, dass viele Lernenden unter 18 oder gar unter 16 Jahre alt sind.

    "Hausregeln gelten für alle"

    Doch die Schülerin war zum Zeitpunkt, an dem sie die Verweise erhielt, bereits älter als 18 Jahre. Warum gilt die Regel auch für Volljährige, wenn es doch vor allem um die Sorgfaltspflicht gegenüber Minderjährigen geht? "In jedem Schul-/Internatsbetrieb gelten die Regelungen der Schul-/Hausordnung für alle Personen, unabhängig von ihrem Alter", sagt Glücki.

    Dazu, dass die Schülerin sich durch den Brief an ihren Ausbildungsbetrieb bloßgestellt fühlte, möchte Glücki keine Stellung nehmen, weil er den Sachverhalt nicht selbst als Rektor miterlebt hat. Er betont aber, dass die Verweise an die Schülerin und auch die Kopie an den Lehrbetrieb reglementskonform gewesen seien.

    Seit seinem Amtsantritt habe es im Schulhotel Regina keine schriftlichen Verweise für Damen- bzw. Herrenbesuche gegeben.

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