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Herzog zerlegt ÖFB-Pleite knallhart, auch Foda im Fokus

Admira-Trainer Herzog analysiert die ÖFB-Niederlage gegen Israel, zeigt knallhart die Fehler auf. Auch Teamchef Foda nimmt er dabei nicht aus.

Sebastian Klein
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Andreas Herzog (Admira) und ÖFB-Teamchef Franco Foda.
Andreas Herzog (Admira) und ÖFB-Teamchef Franco Foda.
Gepa

2:5! Österreich blamierte sich am Samstagabend in Israel. Die WM-Qualifikation ist auf dem direkten Weg damit praktisch unmöglich. Nach der eindrucksvollen EM-Endrunde, dem mageren 2:0 gegen Moldawien und der jüngsten Abfuhr rauchen die Köpfe.

Teamchef Franco Foda, der im Vorfeld der EURO bereits in der Kritik gestanden hatte, steht wieder im Fokus. Gegen Israel begann das ÖFB-Team mit einer Fünferkette in der Abwehr. Bei den Spielern gilt sie als nicht sehr beliebt. Horrende Fehler in der Defensive führten zu fünf Gegentoren. Foda stellte klar: Am System lag es nicht.

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    Israel blamiert das ÖFB-Team in der WM-Quali am 4. September 2021 mit 5:2. Die Noten für die Österreicher fallen leistungsgemäß schlecht aus.
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    Gepa

    Er wehrte sich damit auch gegen die Kritik von ORF-Experte Roman Mählich, der das ständige Wechseln zwischen den Systemen kritisierte. Foda könne das nicht nachvollziehen. Herbert Prohaska eilte seinem TV-Kollegen live auf Sendung zur Hilfe, sagte: "Wenn das System nicht schuld war, warum hat er es dann zur Pause gewechselt?" Pausenstand: 1:3.

    Die Gründe für die Niederlage

    Am Sonntag folgte nun die Analyse von Andreas Herzog. Seine Worte haben Gewicht. Der heutige Admira-Trainer war Israel-Teamchef. Beispielsweise auch, als Israel die ÖFB-Auswahl vor zweieinhalb Jahren bereits mit 4:2 blamiert hatte. Brisant: Herzog war auch Fodas aussichtsreichster Gegenkandidat vor dessen Bestellung zum Teamchef.

    Jetzt sprach der 52-Jährige bei "Sport am Sonntag" Klartext. Ob Fodas System an der Niederlage Schuld war? Nein. "Man spricht immer über Systeme, über Formationen, das ist im heutigen Fußball schon wichtig, keine Frage. Damit die Spieler die Mechanismen in der Offensive und Defensive wissen. Aber wenn man dann das Spiel sieht, kommt es immer wieder auf die Grundlagen an, auf die es seit 40, 50 Jahren im Fußball ankommt. Dass du eben, wenn du eine Torchance hast und der Gegner Schwächen zeigt, zuschlagen musst."

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      David Alaba wechselte im Sommer 2021 von den Bayern zu Real. Seine erste "königliche" Saison in Bildern.
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      Imago

      Möglichkeiten auf Treffer ließ Österreich vor allem in der ersten Hälfte viele aus. Dafür häuften sich in der Abwehr individuelle Patzer. "Machst du Fehler hinten – was gestern zuhauf passiert ist in der Abwehr – schlägt der Gegner zu. Da kann man sagen 3-5-2, 4-4-2, 4-2-3-1 – das war gestern nicht der Grund." Herzog weiter: "Es sind einfach Fehler passiert, die einer Mannschaft mit der Qualität von Österreich nicht passieren dürfen. Und selbst, wenn du einmal schlecht spielst, oder die eine oder andere Zuordnung nicht so passt, darfst du keine fünf Gegentreffer bekommen. Und das ist für mich gestern der Hauptgrund gewesen, warum sie das Spiel verloren haben."

      Was hinter den Fehlern stecken könnte: "Ich glaube, dass die Mannschaft einfach den Spirit von der Europameisterschaft nicht mitgenommen hat. Sie haben einfach nicht ins Alltagsgeschäft zurückgefunden. Und dann wirst du halt in Israel bestraft. Was ich mir eigentlich nicht gedacht hätte. Nach dem 2:4 vor zwei Jahren habe ich mir schon gedacht, dass man aus den Fehlern lernt. Und gestern war es eigentlich noch einmal eine Spur schlechter."

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        ÖFB-Juwel Yusuf Demir schreibt beim FC Barcelona Geschichte. Der Wiener feiert in der zweiten La-Liga-Runde sein Pflichtspieldebüt. Mit 18 Jahren und 80 Tagen ist Demir der jüngste Nicht-Spanier der Blaugrana seit Lionel Messis erstem Einsatz im Jahr 2004.
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        Herzog kritisiert und verteidigt Foda

        Das System an sich entlastete Herzog also. Dennoch stimmte der Admira-Coach Mählich in dessen Analyse zu, dass eine Top-Mannschaft im Grunde nur ein System brauche: "Ja, der Meinung bin ich auch. Wenn du eine richtig gute Mannschaft hast. Und wie Österreich auch bei der EURO mit dem einen oder anderen System – ich will jetzt gar nicht über ein bestimmtes sprechen – gezeigt hat, dass die Abläufe da relativ gut sind."

        Seine Botschaft an den Teamchef: "Da musst du dich als Trainer dann natürlich auch der Kritik aussetzen, wenn es wieder umgedreht wird und du bist nicht erfolgreich. Auf der anderen Seite ist es natürlich schon so: Der Franco sieht seine Spieler, hat seine Ideen. Dann muss man ihm auch zugestehen, dass er das eine oder andere Mal eine Systemumstellung macht. Wenn es nicht aufgeht, ist es logisch, dass es Diskussionen gibt. Das ist leider gestern passiert."

        Er nahm seinen Kollegen in Schutz, wenngleich sehr vorsichtig: "Dass solche Fehler passieren, man meine ehemaligen Spieler so zu Toren einlädt, da kann man nicht dem Trainer die Schuld geben. Da will ich den Franco auch ein bisschen verteidigen, auch wenn es viele Fans vielleicht anders sehen. Trotzdem ist es so, dass er der Mannschaft bis zum Spiel gegen Schottland die Fehler gnadenlos aufzeigen wird, das muss er auch."

        "Das schaffen wir Österreicher nicht"

        Herzog ortete ein grundsätzliches Problem im heimischen Fußball. Gegen kleinere Gegner schafft es das ÖFB-Team nicht immer, die volle Qualität auf den Platz zu bringen: "Da ist schon ein Unterschied gewesen beim Spiel gegen Italien bei der Europameisterschaft zum Spiel gegen Moldawien und gegen Israel. Natürlich weiß jeder: Gegen Italien muss ich 100 Prozent geben, damit wir ein gutes Spiel liefern. Auf der anderen Seite, wenn ich eine richtig gute Mannschaft bin, spiele ich gegen Moldawien 45, 60 Minuten absolutes Top-Niveau, dann führst du 2:0, dann kannst du die letzten Minuten ein bisschen das Tempo herausnehmen. So wie es große Nationen machen. Das schaffen wir Österreicher nicht, auch wenn wir eine sehr gute Generation haben, die beste seit Langem."

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