Wiens Gemeinderabbiner

"Hetze und Hass, die wir so noch nicht erlebt haben"

Schlomo Hofmeister ist Gemeinderabbiner in Wien. Seit dem Angriff der Hamas spielt Antisemitismus in seiner Gemeinde eine große Rolle. 

Wien Heute
"Hetze und Hass, die wir so noch nicht erlebt haben"
Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister saß ebenfalls im ÖBB-Zug, in dem die Hitler-Rede abgespielt wurde. "Es war verstörend."
privat

Die Zahl der Antisemitischen Übergriffe in Wien hat sich seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober verdreifacht. Zuletzt gab es einen antisemitischen Brandanschlag auf den jüdischen Teil des Zentralfriedhofs samt Hakenkreuz-Schmierereien an den Friedhofsmauern. "Ich war schockiert und angewidert, dass so etwas bei uns auch in möglich ist", so Hofmeister.

"Fühle mich nicht mehr so sicher"

Der Rabbiner erzählt in der ORF-Sendung "Bei Budgen" von den Problemen seiner Gemeinde. Anfeindungen auf der Straße, anonyme Anrufe oder Beschimpfungen passieren demnach immer häufiger. Juden kämen in eine Rolle, für viele Dinge einfach beschuldigt zu werden. Er selbst versuche zwar, keine Angst zu haben, gibt aber zu: "Ich fühle mich nicht mehr so sicher wie vor dem 7. Oktober."

Hofmeister kritisiert vor allem Fake News, die in sozialen Netzwerken kursieren und sich auch bereits unter Schülern oder Studenten verbreiten. Auch in intellektuelleren Kreisen würde Terror der Hamas nicht nur relativiert, sondern immer öfter sogar verteidigt, so der Rabbiner. 

Freude über Rückhalt bei Lichtermeer

Ein Lob kommt von Hofmeister für die österreichische Politik. "Ich denke, dass die Politik in Österreich tatsächlich vorbildlich ist im Vergleich zu den allermeisten europäischen Regierungen", meint Hofmeister. Sie müsse nun daran arbeiten, dass Bildungsarbeit geleistet wird und das Problem des Antisemitismus in der Gesellschaft auch weiterhin erkannt wird. 

Das Lichtermeer am vergangenen Donnerstag war für den Rabbiner "einer der Lichtmomente der letzten drei Wochen". Es habe ihn besonders gefreut, dass die Kundgebung von nicht jüdischer Seite organisiert wurde. Dass etwa 20.000 Menschen bei dem Lichtermeer waren, gebe auch gewissen Rückhalt. "Ich hoffe, dass das auch so beibehalten bleibt, in den nächsten Wochen und Monaten, die nicht leicht werden für die jüdische Gemeinde", so Schlomo Hofmeister abschließend.

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