Wien

Heurigen-Stimmung statt Auto-Lärm in der Kellergasse

Die Umgestaltung der legendären Kellergasse rückt näher. Nach einem breit angelegten Beteiligungsprozess liegen nun die konkreten Pläne vor.
Yvonne Mresch
28.06.2022, 17:32

An traditionellen Wiener Heurigen kommt man in der Floridsdorfer Kellergasse nicht vorbei – an jeder Ecke heißt es "Ausg'steckt is". Die Stammersdorfer Wein-Gegend gehört neben Grinzing, Sievering oder Nußdorf zu den bekanntesten Heurigen-Gegenden Wiens. Getrübt wird die vermeintliche Idylle durch die Verkehrsbelastung. Mitunter ein Grund, warum der Bezirk nun auf eine Umgestaltung der legendären Gasse pocht. 

Verkehrsberuhigung als zentraler Punkt in der Umgestaltung

Um Kellerbesitzer, lokale Gewerbetreibenden sowie die Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer bei den Entscheidungen einzubinden, wurde ein breit angelegter Beteiligungsprozess gestartet – wir berichteten. Befragt wurden 183 Personen. Ein Großteil davon sprach sich für eine Verkehrsberuhigung aus – diese soll nun umgesetzt werden.

Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) die Ergebnisse der Befragung. Ziel der Umgestaltung sei es, das charakteristische Erscheinungsbild der Kellergasse zu erhalten. Dazu habe die Stadt Wien durch die Verordnung einer flächendeckenden Schutzzone bereits vor Jahren die Weichen gestellt. Die Widmung als Wald- und Wiesengürtel soll außerdem die Struktur der Kellergasse bewahren. Zentraler Punkt ist der Verkehr. 

Durchfahrt nur mehr eingeschränkt möglich

Und so sieht der Plan aus: Die Durchfahrt von Hagenbrunn über die Kellergasse nach Stammersdorf soll durch ein "Einfahrt verboten"-Zeichen in Höhe des Senderparkplatzes nicht mehr möglich sein. Ausgenommen sind der Linienbus, der Heurigenexpress, landwirtschaftliche Fahrzeuge sowie Fahrräder. Der Senderparkplatz kann von Hagenbrunn noch angefahren werden. 

Von Stammersdorf kommend ist die Durchfahrt nach Hagenbrunn mit mehrspurigen und einspurigen Kraftfahrzeugen in Höhe des Senderparkplatzes von März bis Oktober (Freitag bis Sonntag von 10 Uhr bis 22 Uhr und werktags von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 16 Uhr bis 22 Uhr) verboten. Auch hier gelten dieselben Ausnahmen. Die derzeit bestehende Durchfahrt am Parkplatz wird durch bauliche Maßnahmen unterbunden werden, um eine Umfahrung der Verkehrsregelung zu vermeiden. Die neuen Pläne sollen noch in diesem Jahr umgesetzt werden.

Papai: "Müssen weg von Durchzugsstraße zur Ruhe"

Der Bezirkschef zeigt sich vom Engagement der Anrainer beeindruckt: "Ich bedanke mich bei allen, die sich bei der Befragung und im weiteren Beteiligungsprozess so konstruktiv eingebracht haben. Eines war allen Beteiligten von Anfang an klar: Wir müssen weg von einer stark befahrenen Durchzugsstraße zurück zu einer Kombination aus Erreichbarkeit und Ruhe, um die traditionelle Heurigen- und Weinkultur wieder besser erlebbar zu machen. Das ist uns mit diesem Entwurf gelungen." 

Für Norbert Walter, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien steht die Stärkung der Attraktivität der Gasse im Fokus: "Weinbaubetriebe und Buschenschenker*innen sollen ungehindert wirtschaften können, während Gäste und Anrainer sich wohlfühlen. Der Bezirk war vom Plan einer Neugestaltung sofort begeistert und wir haben dank toller Unterstützung durch Behörden und Gebietsbetreuung ein tolles Konzept entwickelt."

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