Wintersport

"Heute" haust bei Hinterseer im Streif-Zimmer

Guido Hinterseer war Weltcup-Fahrer. Heute betreibt er in Kitzbühel die Pension seines Vaters Ernst, dem Olympiasieger. "Heute" buchte sich ein.

Erich Elsigan
Die Pension Hinterseer in Kitzbühel
Die Pension Hinterseer in Kitzbühel
HEUTE

Die "Heute"-Quartier-Suche für die Hahnenkammrennen endete heuer in der Pension Hinterseer. Ein Glücksgriff. Hausherr Guido – Sohn von Ski-Legende Ernst und Halbbruder von Tausendsassa Hansi – teilt dem "Heute"-Reporter das Zimmer mit dem Namen "Streif" zu. Der Name ist Programm. Traverse und Red-Bull-Bogen sind vom Fenster aus zu sehen.

Das Haus gleicht einem Museum. Pokale und alte Fotos zieren die Wände. "Mein Vater hat das Grundstück für seinen Olympiasieg 1960 bekommen", erzählt Guido. "Er konnte zwischen diesem hier am Schattberg und einem im Zentrum wählen, hinter Toni Sailer und Andreas Molterer. Er meinte: 'Ich war in einem ganzen Leben hinter den beiden, jetzt will ich nicht auch noch hinter ihnen bauen.'"

    "Heute" zu Gast bei den Hinterseers
    "Heute" zu Gast bei den Hinterseers
    HEUTE

    Guido startete selbst im Weltcup, durchaus erfolgreich. Drei Goldene eroberte der heute 58-Jährige bei Junioren-Weltmeisterschaften. Im Weltcup gelangen 14 Top-Ten-Platzierungen. 1984 wurde er in der Kitz-Kombi Vierter. "Ich bin bis heute der letzte Einheimische, der auf der Streif im Weltcup gefahren ist. Traurig, aber wahr. Und der letzte Hahnenkamm-Sieger aus Kitz war der Hansi 1974 im Slalom. Das ist bald 50 Jahre her."

    Das wird sich nicht so schnell ändern. "Bei den Herren ist niemand in Aussicht. Obwohl der Skiclub sehr viel tut und finanzielle Ressourcen hat. Ich weiß nicht, warum es nicht klappt", steht Guido Hinterseer vor einem Rätsel. "Vielleicht ist bei uns die Versuchung zu groß, etwas anderes zu machen, gibt es zu viele Ablenkungen. Wenn man schaut, wo die Spitzenläufer herkommen, sind das meist kleine Orte, auch Nicht-Skigebiete. Vielleicht wachsen die mit mehr Biss auf."

      Endlich Winter-Feeling in Kitzbühel! Zwei Tage vor den Hahnenkammrennen zuckert eine Neuschnee-Schicht die bis dahin grüne Gamsstadt an.
      Endlich Winter-Feeling in Kitzbühel! Zwei Tage vor den Hahnenkammrennen zuckert eine Neuschnee-Schicht die bis dahin grüne Gamsstadt an.
      Heute

      Bei Sohn Lukas war schon früh klar, dass es nichts mit einer Ski-Karriere wird. "Wir haben in den 90er-Jahren in Wien gelebt, weil ich für Nike tätig war. Lukas ist in der Stadt aufgewachsen – Gott sei Dank. Meine Frau und ich haben den Skisport bei unseren Söhnen nicht gefördert. Der Sport ist sehr gefährlich, Kinder reißen sich mit 13, 14 die Kreuzbänder."

      Nach Stationen bei Ingolstadt, Bochum, dem HSV, Ulsan Hyundai in Korea und Hannover 96 kickt der 13-fache ÖFB-Teamspieler mittlerweile bei Hansa Rostock. "Zu Weihnachten war er mit seiner Familie hier. Und während der Fußball-WM haben wir gemeinsam in Dubai Urlaub gemacht, das war sehr nett. Meine Frau fährt in zwei Wochen zu ihm, weil das zweite Kind kommt."

      Guido, der noch Kontakt zu Ex-Kollegen wie Armin Assinger und Günther Mader pflegt, betreibt mit Gattin Kerstin seit 2002 die Pension. Die Ski schnallt er nur noch selten an. "Am Ende meiner Karriere hatte ich eine schwere Knieverletzung, ich bin ein bisschen eingeschränkt. Ich bin ein Schönwetterfahrer."

      "Papa fährt mit 91 besser als alle anderen"

      Im Gegensatz zu Papa Ernst. "Er lebt hier nebenan im Privatbau. Er wird 91 Jahre alt, ist noch im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte. Er fährt besser als 99 Prozent aller anderen, die auf der Piste unterwegs sind, es schaut sehr elegant bei ihm aus."

      Mit Spannung verfolgen die Hinterseers die Abfahrten am Wochenende. Trotz Weltcup-Vergangenheit sagt Guido: "Die Streif ist wunderschön, wenn sie in der Ferienzeit um halb neun schön präpariert ist. Aber jetzt, bei Weltcup-Bedingungen, ist es nicht möglich, ohne Top-Material zu fahren. Es hat nichts mit einer Schneeauflage zu tun, ist blankes Eis. Man kann sich das einfach nicht vorstellen, es ist faszinierend. Die Athleten sind Künstler."

      ;