Wintersport

So wurde Rahlves zum ersten Skifahrer mit Red-Bull-Helm

Vor 20 Jahren gewann Daron Rahlves in Kitzbühel die Abfahrt. Ein Sieg, der den US-Star zum ersten Ski-Athleten mit Red-Bull-Helm machte.

Erich Elsigan
Daron Rahlves schwelgt in Erinnerungen.
Daron Rahlves schwelgt in Erinnerungen.
Red Bull, GEPA

Am 25. Jänner 2003 schrieb Daron Rahlves Ski-Geschichte. Als erster Amerikaner konnte der Super-G-Weltmeister von 2001 die Abfahrt auf der Streif gewinnen. Zwar auf wegen dichten Nebels stark verkürzter Piste – dennoch setzte er sich gegen die Topstars Didier Cuche (+0,05) und Kjetil Andre Aamodt (+0,08) durch.

Der Triumph sollte Rahlves Sportler-Leben verändern. Red Bull spielt dabei eine zentrale Rolle, wie der 49-Jährige im "Heute"-Interview verrät.

"Heute": Herr Rahlves, kommen Sie gerne nach Kitzbühel?

"In den ersten Jahren nach dem Karriereende 2006 war es hart für mich, zu meinem Lieblingsrennen als Zuschauer zu kommen. Ich habe sieben Jahre gebraucht, um zurückzukehren. Mittlerweile genieße ich es."

Heuer sind Sie nicht nur wegen Ihres Jubiläumssieges hier.

"Ich habe ein interessantes Film-Projekt mit Lindsey Vonn laufen. Sie will die Streif bezwingen, aber in einzelnen Abschnitten. Sie filmt seit Samstag. Ich werde ihr als Mentor ein paar Tipps geben. Ich selbst möchte aber nicht runterfahren. Besichtigung ja, aber weiter gehe ich nicht mehr."

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren Abfahrtssieg vor 20 Jahren?

"Kitzbühel war auf der Liste jener Rennen, die ich gewinnen will, immer an allererster Stelle. 2001 war ich Dritter, Hermann Maier hat gewonnen. 2002 war ich zu aggressiv unterwegs, bin gestürzt. 2003 war es anders. Ich bin aufgewacht, das Wetter war schlecht, aber ich wusste: Heute passiert es. Es war surreal, als es wirklich geklappt hat, der Traum in Erfüllung ging."

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    Haben Sie sich auf Kitz speziell vorbereitet?

    "Ich bin am ersten Abend der Rennwoche im Dunkeln zum Zielsprung gegangen. Niemand war dort, maximal ein paar Pistenarbeiter. Ich habe die Atmosphäre eingeatmet, wurde mit dem Hügel eins, habe mit dem Berg geredet. Ich sagte: 'Ich bin hier, ich freue mich hier zu sein. Hilf mir, schnell zu sein, aber tu mir nichts.' Diese Art von Beziehung hat mir geholfen. In Kitzbühel heißt es nicht du gegen die anderen, sondern du gegen den Berg."

    Wenn Sie die Streif von heute mit jener von 2003 vergleichen – wurde sie gefährlicher oder zahmer?

    "Die Bedingungen zu meiner Zeit waren wirklich herausfordernd. Wir haben Chemikalien benutzt, um den Untergrund richtig eisig und aggressiv zu machen. Heute präparieren sie die Piste ein bisschen glatter. 2003 war es allerdings warm, sehr holprig. Jedoch nichts im Vergleich zu den 70er und 80er-Jahren. Das waren echte Hardcore-Abfahrten. Sie hatten die Maschinen noch nicht, um die Piste schön herzurichten. Es wurde dann mit den Jahren immer sicherer – was gut ist. Sie nahmen viele Bäume raus, haben Sturzräume geschaffen, die Piste verbreitert. Enttäuscht war ich im Vorjahr, als die Hausbergkante entschärft und in der Traverse eine neue Linie gefahren wurde. Das sind traditionelle Passagen. Das ist ja das Großartige an Kitzbühel: Es gibt Sektoren, in denen es einfach ums Überleben geht. Es gab viel negatives Feedback. Du kannst die Kitz-Abfahrt nicht in einen Super-G verwandeln."

    Sie waren der erste Skifahrer, der im Weltcup mit Red-Bull-Helm aufgekreuzt ist. Wie kam es dazu?

    "Eine kuriose Geschichte. Ich war ein Fan von Red Bull, noch bevor ich mit ihnen zu tun hatte. Ich mag Motorsport, surfe gerne, fahre Motorrad – alles Dinge, in denen Red Bull die Finger im Spiel hatte. Ich habe meinen Manager darauf angesetzt, für mich einen Deal mit ihnen auszuhandeln. Sie lehnten zunächst ab, sagten, der alpine Skisport sei viel zu traditionell, passt nicht zur Marke. Sie wären mehr an Extremsport interessiert. Sie haben dann aber doch eingelenkt und mir eine Wasserflasche und Dosen für Pressekonferenzen zur Verfügung gestellt. Der Deal war aber auch: Wenn ich in Kitzbühel gewinne, bekomme ich den Helm. Ein Jahr später war es soweit. Das hat vieles verändert."

    Was zum Beispiel?

    "Red Bull hat für Athleten und Betreuer vieles verbessert, sie haben in Kitzbühel am Start die Energy-Station gebaut. Früher haben wir uns in der Hütte aufgewärmt, umgeben von rauchenden und trinkenden Menschen. Red Bull hat mich gefragt, wie sie mir bestmöglich helfen können. Ich erinnerte mich an Ricky Carmichael, den besten Motocross-Fahrer. Er hatte ein riesiges Wohnmobil, mit dem er herumgereist ist. Also habe ich gesagt, ich möchte auch so etwas haben. Ich habe einen riesigen schwarzen Bus inklusive Fahrer bekommen, wie ein Rockstar. Inklusive Essen und einem Ergometer zum Aufwärmen. Ich konnte Videos analysieren, bekam Massagen. Es war beeindruckend."

    Im Ski-Zirkus wird viel über Marcel Hirschers Van-Deer-Projekt diskutiert. Haben Sie seinen Ski schon getestet?

    "Nein, aber ich bin sehr interessiert. Ich kenne Marcel ganz gut. 2018 kam ich nach Österreich, um für den Franz-Klammer-Film 'Chasing the Line' zu drehen. Ich habe ein paar Stunts gemacht. Danach hatte ich noch zwei Tage Zeit, da bin ich mit Marcel nach Obertauern zum Freeskiing gefahren. Er war auf einem Prototyp von Atomic unterwegs, war sehr interessiert. Ich habe daher nicht gedacht, dass er jemals Atomic verlassen würde. Ich habe dann von seinen Plänen erfahren. Das Team, das er zusammengestellt hat, ist großartig. Er hat so ein gutes Auge fürs Detail. Ich wusste, sie würden schnell konkurrenzfähig sein, vor allem mit Kristoffersen. Das war ein schlauer Schachzug. Der nächste Schritt muss sein, im Speedbereich schnell zu sein."

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