Österreich

Hier greift Landes-Chef Stelzer nach der Zukunft

Heute Redaktion
Teilen

Ein Auto aussuchen, ohne wirklich darin zu sitzen? Das soll künftig möglich sein. Mit virtueller Realität. Im Auto-Mekka Stuttgart wird daran getüftelt.

Ein abgeriegelter Bereich in einer bisher noch streng geheimen Versuchshalle am Rande von Stuttgart. Auf 130 mal 45 Metern wurde hier in kürzester Zeit ein Gebäude aus dem Boden gestampft. Alles hochmodern. Schlicht. Kein Schnickschnack. Im Inneren stehen Roboter, Maschinen, Bildschirme flimmern. Es ist die "Arena 2036", das größte Auto-Forschungslabor der Welt. Fotos aus dem Inneren sind streng verboten.

Kein Wunder: Hier ist ein Blick in die Zukunft möglich. LH Thomas Stelzer und eine Delegation aus Oberösterreich besuchte Baden-Württemberg, um diesen Blick zu wagen, Kontakte zu knüpfen und zu stärken, vom brummenden Wirtschaftsmotor in Südwestdeutschland zu lernen. Bei Treffen mit Spitzenpolitikern versuchte Stelzer zudem, weitere "Brücken zu bauen", um die Wirtschaftsbeziehungen anzukurbeln.

Daimler, BASF, die Fraunhofer Gesellschaft, Robert Bosch GmbH oder die Uni Stuttgart zählen zu den insgesamt 30 Mitgliedern der Arena 2036. Sie zahlen einen Beitrag, dürfen dafür hier ihre neuen Innovationen testen.

Österreich hat starke Wirtschaftsbeziehungen zu Baden-Württemberg. Nach Bayern (15 Milliarden) gab es hierher im Vorjahr mit 6,6 Milliarden Euro die zweitmeisten Exporte. Österreich ist neben der Schweiz der beliebteste Handeslpartner für Baden-Württemberg.

Im Büro- und Labortrakt mit Blick auf die Halle unten darf fotografiert und gefilmt werden. Die Daimler AG (mehr als 282.000 Mitarbeiter, 153 Milliarden Euro Jahresumsatz, bekannteste Marke Mercedes Benz) hat hier ein Labor, testet beispielsweise mittels Virtual Reality (VR) das mögliche Autohaus der Zukunft.



Stelzer im VR-Test


LH Stelzer selbst machte den Test: Über den Kopf kommt eine VR-Brille, an die Hand ein Handschuh mit Sensoren. Durch die Brille ist nun in der virtuellen Realität z.B. ein Tisch mit Gegenständen zu sehen. Greift man mit dem Handschuh, kann man den Gegenstand angreifen. Obwohl der Arm eigentlich nur in der Luft ist, sorgt der Handschuh für Widerstand, man glaubt, den Gegenstand wirklich anzugreifen.



Hier ein Video aus dem Labor:



Autokauf der Zukunft?


Der Autokauf der Zukunft könnte dann bald so aussehen: Der Kunde geht in einen schicken kleinen Shop in der City, setzt sich in ein "virtuelles Auto", kann mit dem Handschuh den Innenraum fühlen, sich Farbe und Ausstattung virtuelle aussuchen - und so schon vor einer möglichen Probefahrt eine erste Entscheidung treffen.



Neues Cyber-Valley


Die Region Baden-Württemberg, ein Mekka der Autoindustrie, rüstet sich mit solchen Projekten wie der Arena 2036 für die Zukunft. In Fellbach, wenige Kilometer von Stuttgart entfernt, wird am Virtual Dimension Center geforscht. Auch hier wird erforscht, wie virtuelle Realität künftig eingesetzt werden kann.

Und in Tübingen, wo ein neues Zentrum für Künstliche Intelligenz entsteht, forscht die Uni Tübingen mit Hochdruck. Das Ziel ist klar: Mithalten mit den USA und China, die Europa bereits abhängen.

In diesem Labor des "Cyber Valley" wird an der Lichtreflexion von verschiedenen Objekten geforscht. Das Wissen daraus hilft z.B. bei der Entwicklung von Sensoren für Autos.



------------------------------------------------------------------------

Was OÖ, das ja in der Auto-Zulieferindustrie sehr stark vertreten ist, von Baden-Württemberg lernen kann, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer im Interview.

Was nehmen Sie vom Besuch in Baden-Württemberg mit nach OÖ?



Thomas Stelzer:
Die zwei Länder sind vergleichbar, weil wir zwei starke Industrieregionen sind. Wir sehen hier, dass man massiv nach vorne schaut, sehr stark in Forschung investiert. Es geht um die Frage: Was sind die nächsten Schritte? Wir können von einem Miteinander profitieren. Hier sitzt die große Automobilindustrie, bei uns ist die Zulieferindustrie.

Inwiefern hilft so ein Kurzbesuch dabei?



Thomas Stelzer:
Bei einem solchen Besuch geht es auch darum, Türöffner zu sein, eine Brücke zu schlagen. Konkret geht es auch um Partnerschaften in der Forschung.

Ein gemeinsames Problem ist der Fachkräftemangel. Was kann man hier von Baden-Württemberg lernen?





Thomas Stelzer:
Hier gibt es wie in Österreich die duale Ausbildung. Worauf ebenfalls gesetzt wird: Leute international anzuziehen. Man braucht einen gesteuerten Zuzug mit klaren Bedingungen, um Fachkräfte anzulocken. Da ist unsere Industrie, die Wissenschaft, die wir anbieten können, und natürlich hier wie in OÖ die hohe Lebensqualität.

(rep)