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Darum ist Himalaja-Salz eine totale Mogelpackung

Das etwas teurere Himalaja-Salz soll den Blutdruck senken und auch sonst positiv auf den Körper wirken. Stimmen tut das leider nicht.

Heute Redaktion
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Ein Supermarkt, der seinen Kunden vom Kauf eines seiner Produkte abrät? Das gibt es tatsächlich, wie ein Foto aus Leipzig beweist, das derzeit viral geht.

Auf einem direkt vor der entsprechenden Ware platzierten Schild weisen die Betreiber des Ladens Biomare darauf hin, dass sie Himalaja-Salz nur unter Protest – oder wie sie schreiben: "auf mehrfachen Wunsch" – wieder im Regal hätten.

Angaben auf dem Prüfstand

Anschließend begründen sie, was ihrer Meinung nach gegen das vermeintliche Supersalz spricht, das von den Herstellern oft als mineralienreiches Allheilmittel angepriesen wird.

20 Minuten hat geprüft, ob sie mit ihren Argumenten richtig liegen.

1. Kommt Himalaja-Salz echt nicht aus dem Himalaja?

Das ist korrekt. Auch wenn es den Namen des asiatischen Hochgebirges trägt, hat das Salz nichts mit diesem zu tun. Schließlich gibt es im Himalaja gar keine Salzvorkommen. Die rosa schimmernden Kristalle stammen aus dem etwa 200 Kilometer entfernten Salzgebirge in Pakistan. Wegen der Nähe zu der Stadt Lahore wurde das Salz einst unter dem Namen Lahoresalz verkauft.

2. Was genau ist Himalaja-Salz?

Im Grunde genommen handelt es sich dabei um ein ganz gewöhnliches Steinsalz. So besteht es zu 97 bis 98 Prozent aus Natriumchlorid. Der Anteil an sonstigen Mineralien und Spurenelementen ist laut Experten mit dem von Meersalz vergleichbar.

Seine typische Farbe verdankt es Eisenionen, die von Eisenoxidverunreinigungen stammen. Möglicherweise tragen auch mikroskopisch kleine Algen dazu bei, die in den Kristallen eingeschlossen sind.

3. Warum hat Himalaja-Salz dann so einen guten Ruf?

Diesen verdankt es einem Mann, der vor allem unter seinem Pseudonym Peter Ferreiras bekannt ist. In seinem 2001 erschienenem Buch "Wasser und Salz, Urquell des Lebens" propagierte er das Salz – sofern regelmäßig konsumiert – als Allheilmittel für Zivilisationskrankheiten. Darin behauptete er, das Salz könne Fehlernährung korrigieren, da es 84 chemische Elemente enthalte, die in einem ähnlichen Mischungsverhältnis wie das menschliche Blut daherkämen. Außerdem habe das Salz dieselben "energetischen Schwingungen" wie der menschliche Organismus.

Interessant ist auch, dass Ferreira Inhaber der Firma "Lichtkraft" war, die dazumal als größter Vertreiber von Produkten aus Himalaja-Salz galt.

4. Gibt es dafür wissenschaftliche Beweise?

Nein! Zwar wird angegeben, die Informationen zur Wirkungsweise seien durch ein gewisses Institute of Biophysical Research in Las Vegas bestätigt worden, allerdings gibt es ein solches gar nicht.

5. Kann Himalaja-Salz denn schaden?

Ja, das kann es. Zumindest, wenn man es als einziges Salz konsumiert. Das Problem: Ihm wird kein Jod zugefügt. Das ist aber wichtig, denn das Spurenelement Jod wird vom menschlichen Körper für die Bildung der Schilddrüsenhormone benötigt, die wiederum Herz, Kreislauf und Nervensystem anregen und den Stoffwechsel sowie den Darm regulieren.

Nimmt der Körper zu wenig davon auf – was immer häufiger der Fall ist –, vergrößert sich die Schilddrüse, und es bildet sich eine sogenannte Struma, auch bekannt als Kropf. Um einer solchen vorzubeugen, wird in der Schweiz seit 1922 Speisesalz mit Jod angereichert. (F. Riebeling)