Sein letztes Rennen ist der Salzburger vor knapp zwei Jahren gefahren, dann kam der Entschluss zum Rücktritt. Im Red-Bulletin-Interview bestätigt Hirscher, dass die Entscheidung die absolut richtige war.
"Der Rücktritt selbst war, als hätte ich in meinem Leben den Knopf 'Auf Werkseinstellung zurücksetzen' gedrückt. Ich kannte bis dahin ja nichts anderes als ein fremdbestimmtes Athletenleben nach Excel-Listen. Der Brustpanzer war dann mal weg, und das hat sich angefühlt wie der erste Urlaubstag, nachdem man ewig durchgehackelt hat", erklärt der 32-Jährige.
Der achtfache Gesamtweltcupsieger genießt seine neu gewonnene Freiheit: "Meine Herausforderung war überhaupt nicht, dass ich nicht gewusst hätte, was ich mit meiner Zeit sinnvoll anfangen soll. Sondern: Was will ich als Erstes tun? Denn auf einmal und zum ersten Mal hatte ich unendlich viele Möglichkeiten, mein Leben und meinen Alltag zu gestalten. Aus dieser neuen Freiheit schöpfe ich extrem viel Energie."
Seine Zeit als erfolgreichster Ski-Star der Welt hat der Familienvater in Ruhe überdacht: "Entscheidend für mich war wirklich, meine Karriere gedanklich zu verarbeiten, zu verbuchen, zu reflektieren, die Eindrücke und Erfahrungen einzuordnen. Dafür war nie Zeit. Selbständige kennen das: Es ist ja nicht so, dass man rund um die Uhr am eigenen Projekt arbeitet, aber die Birne rattert dauernd für dieses Projekt, das einem so wichtig ist."
"Ich war überhaupt nie nicht der Skirennläufer – nicht einmal im Sommer, in der Badehose am Strand", lässt Hirscher aufhorchen.
Umso mehr genießt er sein "neues" Leben: "Im Spitzensport nimmt man für diese 'Yesss-Momente' vieles auf sich. Und, klar: Da war viel dabei im Skirennsport, jedes Mal mit Bestzeit ins Ziel kommen, jede Kugel, jede Medaille und Millionen winziger Meilensteine dazwischen. Der Unterschied ist: Jetzt hole ich mir meine 'Yesss-Momente' so oft und wo immer ich will. Wenn ich jetzt auf meinem Handy scrolle, ist die Galerie voller Erlebnisse und lachender Gesichter."