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Hit-Shooter "Battlefield V" unter Beschuss

Die Gefechte rund um "Battlefield V" zeigen – Frauenfeindlichkeit ist in der Game-Szene noch immer ein großes Thema.

Heute Redaktion
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Eigentlich herrscht gerade Waffenstillstand. Mit der Verschiebung von "Battlefield V" auf Ende November ist eines der meist diskutierten Spiele des Jahres vorübergehend aus dem Fokus geraten – könnte man zumindest meinen.

Doch die Diskussionen rund um den Hit-Shooter werden ungebrochen befeuert. Vor allem, wenn es um das Thema Frauenfeindlichkeit geht. Denn seit bekannt wurde, dass Entwickler Dice in "Battlefield V" spielbare weibliche Charaktere programmiert hat, ist in der Gamer-Szene der Teufel los. Dabei gibt es zwei Lager: Solche, die Frauen im Shooter begrüßen – und solche, die an die Decke gehen.

Frauen an der Heimatfront

Während die Befürworter spielbarer Frauen in einer notorisch männlichen Szene wie der Shooter-Community für eine tolerante Tendenz stehen, können auch die Gegner achtbare Argumente ins Feld führen. Sie monieren, dass die Dice-Charaktere das Spiel historisch verfälschen würden. Mehr noch: Mit der Kreation von Kampfamazonen würde das Andenken an jene Frauen in den Dreck gezogen, die in den Weltkriegen tatsächlich gewirkt hätten.

Denn Frauen waren aufgrund des Kriegsdienstes ihrer Männer nicht nur für den Erhalt und die Ernährung der Familie verantwortlich, sie mussten auch den Mangel an männlichen Arbeitskräften kompensieren. Und neben den Frauen an der so genannten Heimatfront gab es auch noch jene, die ihren Kriegseinsatz direkt an der Front leisteten: Krankenschwestern, weibliche Hilfskräfte und ja – auch Soldatinnen.

Doch die Wut der Gamer richtet sich nicht nur gegen das Geschlecht in "Battlefield V". Auch die Hakenhand einer Soldatin bringt etwa den populären US-Game-Vlogger Razörfist auf die Palme. Denn das Spiel würde damit all jene verspotten, die im Krieg tatsächlich Arme oder Beine verloren hätten. Zudem habe Entwickler Dice bereits in "Battlefield I" ein ähnliches – und politisch überkorrektes – Konzept mit dunkelhäutigen Soldaten verfolgt:

Keine Seltenheit

Der Entwickler selbst hat inzwischen reagiert. Das Studio Dice stellt sich auf den Standpunkt, dass es in der "Battlefield"-Reihe noch nie um Realismus, sondern immer nur um Spielspaß gegangen sei. Tatsächlich aber ist das Thema damit nicht vom Tisch. Denn eine latente Frauenfeindlichkeit wird der Game-Szene schon lange nachgesagt. Was nicht verwundert, wenn Exponenten wie "Fortnite"-Starstreamer Ninja öffentlich erklären, sie würde nicht mit Frauen spielen.

Zwar begründete er das damit, dass er keine Eifersuchts-Probleme mit seiner Ehefrau kriegen will. Doch dass Frauen oft wegen ihres Geschlechts beleidigt werden, hat Twitch-Streamerin Annemunition erst kürzlich aufgezeigt, als sie sich bei einer "Rainbow Six Siege"-Session als Frau zu erkennen gab.

In der "Süddeutschen Zeitung" erklärte die Wissenschafterin Nina Kiel von der Technischen Hochschule Köln vergangene Woche einen möglichen Grund für die Ablehnung: So würden Spiele seit den 1980ern vor allem für junge Männer produziert. Frauen dagegen kommen in Zusammenhang mit Games vor allem als Störfaktor vor – etwa als mahnende Mutter oder als Freundin, die den Gamer vom Spielen abhält.

Ob es "Battlefield V" gelingen wird, dieses Image ein für allemal in den Wind zu schießen? Ab 20. November wird man mehr wissen. (srt)