Gesundheit

Hitze lässt fleischfressende Bakterien gedeihen

Weil die Meere sich aufheizen, vermehren sich gefährliche Vibrionen. Sie können schwere Durchfälle und Wundinfektionen auslösen - oder zum Tod führen.

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Die fleischfressenden Bakterien können je nach Einfallsort am menschlichen Körper Durchfälle oder Wundinfektionen auslösen.
Die fleischfressenden Bakterien können je nach Einfallsort am menschlichen Körper Durchfälle oder Wundinfektionen auslösen.
iSTock

Das Aufheizen der Meere kann für Menschen schneller als gedacht ein Problem werden. Denn "durch den Klimawandel wird aufgrund steigender Wassertemperaturen weltweit eine Zunahme von Vibrionen erwartet", warnen die Experten vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung BfR.

Dabei handelt es sich um Bakterien, die je nach Einfallsort am menschlichen Körper Durchfälle oder Wundinfektionen auslösen können:

Kontaminierte Lebensmittel oder verseuchtes Wasser

Zu einer Infektion mit Vibrionen kann es einerseits durch den Verzehr kontaminierter Meeresfrüchte – vor allem von Austern, rohem Fisch und nicht ausreichend erhitzten Produkten – und das Schlucken von kontaminiertem Wasser kommen.
Neben einer solchen lebensmittelbedingten Vibrio-Infektion, die vor allem Durchfälle hervorruft, kann es durch den Kontakt mit vibrionenhaltigem Wasser zu Ohr- und Wundinfektionen kommen. Verantwortlich dafür ist meist der Keim Vibrio vulnificus, der mitunter lebensgefährliche Blutvergiftungen (Sepsis) hervorrufen kann. Die Bakterien dringen durch offene Wunden ein und gelangen so ins Blut.

Infektionen, Amputationen, Tod

Wird nicht schnell genug gegengesteuert, endet der Kontakt mit Vibrionen mitunter mit Amputationen oder sogar tödlich, wie das Robert-Koch-Institut mitteilt. Nicht umsonst werden die Erreger als fleischfressende Bakterien bezeichnet.

Wie schnell eine Vibrionen-Infektion voranschreiten kann, zeigen Fälle aus den letzten Jahren. Problematisch ist, dass die Betroffenen oft nicht merken, wenn sich die Keime am Körper zu schaffen machen. Als erste Symptome gelten lokaler Schmerz, Fieber und Schüttelfrost. Manche Betroffene erzählen aber auch, dass sie lediglich einen kleinen Fleck am Körper entdeckten, diesen aber auf einen Spinnenbiss zurückführten.

Menschen mit einem schwachen Immunsystem, Krebserkrankte oder solche mit Leber- oder Nierenschwäche sind besonders gefährdet.

Schnelles Handeln wichtig

Besteht der Verdacht auf eine Vibrionen-Infektion, sollte man keine Zeit verlieren und sich sofort zum Arzt oder ins Spital begeben. Denn Hausmittelchen helfen nicht, und die Infektion schreitet rasch voran. Um schlimme Verläufe zu verhindern, müssen – gerade bei Risikopatienten – Antibiotika gegeben werden, wie das Robert-Koch-Institut betont. Es empfiehlt außerdem, einen Wundabstrich zu machen, um den genauen Erreger identifizieren zu können. Bei "dringendem Verdacht" sollte die Therapie jedoch "unverzüglich erfolgen".

Gefahr steigt weltweit

Die stäbchenförmigen Erreger fühlen sich bei Wassertemperaturen ab 20 Grad pudelwohl und vermehren sich dann rasant, so das BfR. Die Keime kommen weltweit vor allem in Meeren und Flussmündungen vor. Auch in Brackwasser und Lagunen sind sie anzutreffen. "Gewässer mit Süßwasser sind in der Regel nicht betroffen."

Wie stark die Gefahr durch Vibrionen zugenommen hat, zeigt unter anderem eine im Januar im Fachjournal "Advances in Atmospheric Science" veröffentlichte Auswertung von Forschern um den Ozeanografen und Atmosphärenphysiker Cheng Lijing. Demnach sind die vergangenen fünf Jahre die fünf wärmsten Jahre, die je gemessen wurden. Auch in der Nord- und Ostsee sind die Temperaturen zuletzt deutlich gestiegen. Das gab kürzlich das deutsche Bundesverkehrsministerium auf Nachfrage einer Grünen-Politikerin bekannt.

Auf ein erfrischendes Bad muss jedoch niemand verzichten: Das Wasser an den Badeorten wird regelmäßig kontrolliert, und die Behörden warnen bei bestehender Gefahr.

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