Ärzte schlagen Alarm

"Hochansteckend" – diese Husten-Fälle nehmen massiv zu

Die Infektionskrankheit Pertussis (Keuchhusten) ist für Säuglinge potentiell lebensbedrohlich. Andere quält der Husten Monate lang.

Heute Life
"Hochansteckend" – diese Husten-Fälle nehmen massiv zu
Für Säuglinge ist der Keuchhusten besonders gefährlich und führt in einem von tauschend Fällen zum Tod.
Matej Kastelic / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Österreichs Ärzte rechnen mit einer starken Keuchhusten-Saison. Während der Jahresbericht für 2023 noch erstellt wird, geht die Ages bereits von rund 2.700 Fällen aus - mehr als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. 2018 wurden 2.202 Keuchhusten-Fälle gemeldet, im Jahr darauf waren es 2.233.

Während der Pandemie gab es dank Quarantäne, Maskenpflicht und anderer Schutzmaßnahmen nur einen Bruchteil dieser Fälle - offenbar allerdings auch eine erhöhte Impfversäumnis. So wurden alleine in Graz seit November 2023 über 100 Fälle nachgewiesen. Betroffen seien Berichten zufolge überwiegend Kinder im Schul- und Kindergartenalter – der Großteil davon ohne Impfschutz.

Impflücken bereits im Schulalter

"Die Impfraten waren schon vor der Corona-Pandemie zu niedrig, während der Pandemie sind sie jedoch noch weiter abgesunken. Vor allem die Auffrischungsimpfungen im Schulalter haben sehr gelitten", berichtet der Grazer Kinder- und Jugendfacharzt Hans-Jürgen Dornbusch, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) gegenüber "Heute".

Eine Problematik, die auch für Rudolf Schmitzberger, Wiener Kinderarzt und Leiter des ÖÄK-Referates für Impfangelegenheiten, ganz klar besteht: "Einerseits wurde Pandemie-bedingt auf Auffrischungsimpfungen vergessen, andererseits fehlt oft grundsätzlich das Wissen, dass die Schutzimpfung gegen Keuchhusten überhaupt aufgefrischt werden muss", erklärt der Mediziner im "Heute"-Gespräch.

Keuchhusten-Impfung alle 10 Jahre

Die Grundimmunisierung findet im Rahmen der 6-fach-Impfung im 3., 5. und 11.-12. Lebensmonat statt. Im Schulalter wird eine Kombinationsimpfung mit Diphtherie, Wundstarrkrampf (Tetanus) und Kinderlähmung im 7.-9. Lebensjahr wiederholt. Anschließend sollte alle 10 Jahre eine Auffrischungsimpfung erfolgen – ab dem vollendeten 60. Lebensjahr alle 5 Jahre.

Oft werde nach einem Unfall im Spital nur der Tetanus-Schutz aufgefrischt, die Auffrischung für den Keuchhusten gerade dadurch allerdings versäumt. "Die Keuchhusten-Impfung gibt es nicht als Einzelimpfstoff, sondern nur als 3- oder 4-fach-Kombinationsimpfung mit Tetanus, Diphtherie beziehungsweise Kinderlähmung."

Außerdem wisse man, dass "der Impfschutz ungefähr 5 Jahre nach der Grundimmunisierung dramatisch abnimmt", so Schmitzberger. Deshalb arbeite man gerade daran, die erste Auffrischungsimpfung schon früher zu empfehlen. "Für Fünfjährige, noch vor dem Schuleintritt im Rahmen der derzeit letzten Mutter-Kind-Pass-Untersuchung", sagt Dornbusch, der außerdem darauf hinweist, dass selbst eine Erkrankung nur eine gewisse Zeit lang schütze und kein Ersatz für die Auffrischungsimpfungen sei. 

1/10
Gehe zur Galerie
    <strong>Platz 10:</strong> Das <strong>Dengue-Fieber (Gelbfieber)</strong> ist das durch Mücken am stärksten verbreitete Virus und infiziert jährlich zwischen 50 und 100 Millionen Menschen in beliebten Urlaubsgebieten wie Thailand und Indien. Symptome sind Fieber, Ausschlag sowie Kopf-, Muskel-, Glieder-, Knochen- und Gelenkschmerzen. Eine speziell gegen das Virus gerichtete Therapie existiert bislang nicht. Auch gibt es keinen Impfstoff. Die Wahrscheinlichkeit einer Dengue-Infektion im Rahmen eines Tropenurlaubs liegt derzeit bei unter 0,2 Prozent. Bei Reisen in Risikogebiete empfehlen sich Vorsorge-Maßnahmen wie ausreichender Schutz vor Mückenstichen.
    Platz 10: Das Dengue-Fieber (Gelbfieber) ist das durch Mücken am stärksten verbreitete Virus und infiziert jährlich zwischen 50 und 100 Millionen Menschen in beliebten Urlaubsgebieten wie Thailand und Indien. Symptome sind Fieber, Ausschlag sowie Kopf-, Muskel-, Glieder-, Knochen- und Gelenkschmerzen. Eine speziell gegen das Virus gerichtete Therapie existiert bislang nicht. Auch gibt es keinen Impfstoff. Die Wahrscheinlichkeit einer Dengue-Infektion im Rahmen eines Tropenurlaubs liegt derzeit bei unter 0,2 Prozent. Bei Reisen in Risikogebiete empfehlen sich Vorsorge-Maßnahmen wie ausreichender Schutz vor Mückenstichen.
    Getty Images/iStockphoto

    Lebensgefährlich für Säuglinge

    Das klassische Symptom der durch Tröpfcheninfektion übertragbaren Erkrankung seien schwere Hustenanfälle: "Ein wirklich quälender, stakkatoartiger Husten, bei dem es sich nicht einfach um ein bisschen Hüsteln handelt. Diese Anfälle gehen, wenn die Infektion nicht sofort therapiert wird, wochenlang dahin", erklärt Schmitzberger. Allerdings sei die Diagnostik schwierig und nur mittels eines PCR-Tests möglich. "Der ist leider noch keine Kassenleistung und damit kostenpflichtig." Deshalb würden viele Fälle unbemerkt bleiben.

    "Unbehandelt ist die Erkrankung jedoch lange hochansteckend, diese Zeit ist vor allem für Säuglinge besonders gefährlich", sagt Dornbusch. "Der stakkatoartige Husten geht bei Säuglingen meistens mit ganz dramatischer Atemnot einher und führt leider auch in einem von tausend Fällen zum Tod." 

    Nur durch die rechtzeitige Behandlung mit Makrolidantibiotika kann der Krankheitsverlauf deutlich abgemildert werden, bei späterem Therapiebeginn ist zumindest die Ansteckungsgefahr nach fünf Tagen gebannt.

    red
    Akt.