Zweithöchste Rate

Hochansteckende Masern – Fälle sind "dramatisch"

Die Zahl der Masernfälle ist stark gestiegen. Das sorgt bei Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Referates für Impfangelegenheiten, für Entsetzen. 

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Hochansteckende Masern – Fälle sind "dramatisch"
Die Masern verursachen einen typischen Ausschlag. Doch schon bevor dessen Ausbruch, ist die infizierte Person ansteckend.
Science Photo Library / picturedesk.com

Obwohl es sich gerade bei den Masern um eine leicht auszurottende Virusinfektion handelt, sind die Fälle in Österreich zuletzt enorm gestiegen. Seit Jänner 2023 wurden 189 Fälle gemeldet. Damit belegt Österreich europaweit den zweiten Platz bei der Durchseuchungsrate – nur in Rumänien gab es mehr Fälle.

"Das ist dramatisch und beunruhigend. Österreich muss sich hier wirklich schämen", erklärt Rudolf Schmitzberger, Wiener Kinderarzt und Leiter des ÖÄK-Referates für Impfangelegenheiten. Immerhin hätte man es ausgerechnet in einem riesengroßen Land, wie den USA mit über 300 Millionen Einwohnern geschafft, die Masern fast auszurotten. "Das ist für uns, relativ kleines Land schon sehr bedenklich, vor allem deshalb, weil es sich um eine Erkrankung handelt, die durch eine Impfung leicht auszurotten wäre."

Rudolf Schmitzberger ist Wiener Kinderarzt und Leiter des ÖÄK-Referates für Impfangelegenheiten.
Rudolf Schmitzberger ist Wiener Kinderarzt und Leiter des ÖÄK-Referates für Impfangelegenheiten.
Medizinische Universität Wien/APA-Fotoservice/Hörmandinger / OTS

Schon vor Ausschlag ansteckend

Problematisch an der Viruserkrankung seien einerseits die Symptome. Denn, bis der tatsächliche Hinweise auf Masern eintrete, leide die infizierte Person bereits an "Fieber, Husten, Schnupfen und vielleicht einer Bindehautentzündung. Zu diesem Zeitpunkt ist man bereits ansteckend." Bis das charakteristische Exanthem auftrete, habe man damit das Virus schon weiterverbreitet.

Andererseits würden sich über die Masernimpfung viele Fehlmeldungen hartnäckig halten. "Die Masernimpfung ist gut, wichtig und sicher. Sie schützt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor einer Ansteckung - außer, du hast irgendein immunologisches Problem. Kurz gesagt: Impfen schützt!" Das Lieblingsbeispiel des Mediziners zur hohen Ansteckungsgefahr ist eine Hochzeitsfeier im vergangenen Jahr in Graz. "Die halbe Hochzeitsgesellschaft hatte sich angesteckt, weil sie nicht geimpft waren."

Aufgrund dieser Impflücken werde die Virusinfektion immer wieder eingeschleppt. Zuletzt vermehrt durch die nach der Pandemie wieder aufgenommene Reiseaktivität. "Hier gilt vor allem Rumänien als Reisecluster, aber auch Kriegsländer, wie die Ukraine haben damit zu kämpfen."

red
Akt.
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