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Hollande machte sich bei Amtsübergabe nass

Heute Redaktion
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Das war's für "Sarko": Frankreichs scheidender Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat am Dienstag seinen gewählten Nachfolger Francois Hollande zur Amtsübergabe empfangen. Der Sozialist Hollande wurde im Innenhof des Pariser Élysée-Palastes von Sarkozy begrüßt.

<Das war's für "Sarko": Frankreichs scheidender Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat am Dienstag seinen gewählten Nachfolger Francois Hollande zur Amtsübergabe empfangen. Der Sozialist Hollande wurde im Innenhof des Pariser Élysée-Palastes von Sarkozy begrüßt.

Der erste Vertreter der Linken im Élysée seit dem Ende der Amtszeit von Francois Mitterrand vor 17 Jahren führte ein knapp halbstündiges Vieraugengespräch mit Sarkozy, der ihm den Atom-Code für die Aktivierung der französischen Nuklear-Sprengkörper aushändigte. Nach der Verabschiedung Sarkozys wurde Hollande offiziell in sein Amt eingeführt.



Die französische Verfassung sieht keinen Eid des Präsidenten auf die Verfassung oder ein Amtsgelöbnis vor. Höhepunkt der Zeremonie war die feierliche Übergabe der Insignien des Großmeisters des Ordens der Ehrenlegion.

Hollandes nasser Auftritt

Nach seiner Amtseinführung fuhr Hollande über den Prachtboulevard Champs-Élysées. Der 57-Jährige wollte sich schlicht, aber auch als moderner Präsident präsentieren. Deswegen hatte er ein Hybridauto der Marke Citroen, das sowohl einen Diesel- als auch einen Elektromotor hat, für die Fahrt gewählt. Extra für den neuen Staatschef hatte Citroen in den silbergrauen DS5 ein Verdeck eingebaut, so dass Hollande im Auto stehen und der Menge zuwinken konnte.

Wer so einen Freiluft-Auftritt wählt, muss aber auch mit schlechtem Wetter rechnen. Es regnete in Strömen und Hollande beendete die Fahrt völlig durchnässt. Unverdrossen lächelnd winkte der bis auf die Haut durchnässte Präsident mit verschmierter Brille den wenigen Zuschauern am Straßenrand zu. Dann legte er am Triumphbogen einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten nieder. Danach hatte Hollande aber genug von der Nässe und fuhr in einem Auto mit geschlossenem Dach weiter.

Wie sein Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy hat auch der neue französische Präsident Francois Hollande eine große Familie. Im Gegensatz zum scheidenden Staatschef präsentierte Hollande allerdings seine vier erwachsenen Kinder am Dienstag zur Amtseinführung nicht der Öffentlichkeit. Die Kinder hätten sich bewusst gegen eine Teilnahme an der Zeremonie entschieden, um nicht ein ähnliches Bild wie bei der Amtseinführung Sarkozys vor fünf Jahren zu bieten, sagte die Mutter seiner Kinder, die sozialistische Politikerin Ségolène Royal. Auch die drei Söhne von Hollandes jetziger Lebensgefährtin Valérie Trierweiler fehlten.

Hollande ernennt neuen Regierungschef

Der 62-jährige Sozialist Jean-Marc Ayrault wird neuer französischer Regierungschef. Das teilte das Präsidialamt am Dienstag in Paris mit. Ayrault ist ein langjähriger Vertrauter des neuen Präsidenten Francois Hollande und kennt Deutschland seit einem Studium sehr gut.

Hollande fliegt am späteren Nachmittag nach Berlin, wo er mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel über den europäischen Fiskalpakt und seine Forderung nach mehr Wachstumsimpulsen sprechen wird. Vor einem gemeinsamen Abendessen werden beide am Abend vor die Presse treten. Hollande fliegt noch am Abend zurück nach Paris.

Gehalt des Staatschef soll um 30 Prozent gekürzt werden

Sein Amt wolle er mit "Würde" und "Schlichtheit" ausüben, kündigte der 24. Präsident der Republik an. Er nannte insbesondere Arbeitsplätze statt "kurzfristiger Profite" als Ziel. Bei der Wirtschaft sei es Zeit für einen Wandel. Es gehe darum, "die Produktion vor die Spekulation zu setzen." Beim ökologischen Umbau der Energiewirtschaft seien ebenfalls neue Akzente notwendig. Direkt nach dem Amtsantritt soll wie versprochen das Gehalt des Staatschefs und der Regierungsmitglieder um 30 Prozent gekürzt werden. Dazu gehört auch eine "Charta" für ein ethisches Handeln der Regierungsmitglieder.

Den europäischen Partnern will der neue französische Präsident einen Pakt vorschlagen, der den Schuldenabbau mit Wachstumsförderung verbindet. Um die Krise überwinden zu können, brauche Europa Projekte, Solidarität und Wachstum, sagte Hollande. Neben dem "notwendigen Schuldenabbau" müsse es auch eine "Ankurbelung des Wachstums" geben.