Politik

Holocaust: "Es tat weh und es wird immer wehtun"

Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus: Historikerin und Holocaust-Überlebende Gertrude Schneider hielt eine berührende Rede im Parlament.

Heute Redaktion
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Sie sei eine der letzten derer, die den Holocaust überlebt haben und noch darüber erzählen können. Deshalb sei sie hier. Das betonte die Historikerin Gertrude Schneider anlässlich des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus im Parlament. In berührender Weise schilderte Schneider bei der traditionellen Veranstaltung im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nicht nur ihre eigenen Erlebnisse, sondern auch die ihres Mannes, Eric Schneider, der die Shoah ebenfalls überlebte und mit dem sie seit 65 Jahren verheiratet ist.

Deportation in "eine teuflische Welt"



Sie habe alles erlebt: Drohungen, Vertreibung, Verarmung und Deportation "in eine teuflische Welt" mit Ghettos, Konzentrationslagern und Todesmärschen. Der Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich sei der Auftakt zum Völkermord gewesen: "Eine Katastrophe, die man weder erwartet hatte noch vergessen kann."

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Schneider berichtete unter anderem vom Verweis 1938 von ihrer Schule, die Delogierung der Familie und die Novemberpogrome. "Ich durfte nicht weinen", obwohl "es weh tat und immer noch wehtue".

Es habe aber auch bessere Zeiten gegeben. So sei das Jahr 1940 relativ friedlich gewesen. Sie sei in die Schule gegangen und habe dort sogar Mittagessen bekommen. "Wir fingen zu hoffen an." Ab 1941 hätten dann aber die Deportationen in großem Stil begonnen.

Standing Ovations



Schneider erntete minutenlange Standing Ovations vom Auditorium, mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Kern, Nationalratspräsidentin Doris Bures und Bundesratspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann an der Spitze. Auch ihr Mann Eric Schneider war unter den Gästen.

Gertrude Schneider wurde als 13-Jährige mit ihren Eltern und ihrer jüngerer Schwester im Februar 1942 aus Wien nach Riga deportiert. Als das dortige Ghetto liquidiert wurde, brachte man sie in das Konzentrationslager Kaiserwald. Im August 1944 schafften die Nazis die Familie mit Schiffen über die Ostsee nach Danzig und von dort weiter in das KZ Stutthof. Während ihr Vater im Konzentrationslager Buchenwald zu Tode kam, überlebte Schneider, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester, den Holocaust. 1947 wanderte die Familie, nicht zuletzt wegen der schlechten Behandlung nach ihrer Rückkehr nach Wien, in die USA aus. Heute lebt sie in New Jersey und Miami Beach.

(plo)

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