Oberösterreich

"Horrende Kosten" – jede 3. Firma mit weniger Aufträgen

Schwierige Zeiten für das Gewerbe und Handwerk: Die Teuerung drückt ordentlich auf die Stimmung. Die Wirtschaftskammer reagiert mit einem Hilferuf.

Tobias Prietzel
Macht sich Sorgen um das Gewerbe und Handwerk: Wirtschaftskammer-Vertreter Pecherstorfer
Macht sich Sorgen um das Gewerbe und Handwerk: Wirtschaftskammer-Vertreter Pecherstorfer
Starmayr, Getty Images

"Die nächsten Monate werden für das Gewerbe und Handwerk alles andere einfach", blickt der zuständige oberösterreichische Spartenobmann Michael Pecherstorfer in eine mehr als ungewisse Zukunft.

Die Unternehmen kämpfen an zahlreichen Fronten: massive Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Materialien, nach wie vor löchrige Lieferketten, zusätzlich Arbeitskräftemangel und ein drohendes Schrumpfen der Wirtschaft. Alleine in Oberösterreich sind rund 46.000 Firmen mit etwa 160.000 Beschäftigten betroffen.

Und die Probleme sind zahlreich und zum Teil massiv: Stromtarife, die sich verzehnfacht haben, dazu Betriebe, die keinen Energieversorger mehr finden. Pecherstofer berichtet außerdem von "Rohstoffen, Vormaterialen oder Zwischenprodukten, die nicht zeitgerecht oder nur zu überhöhten Preisen zu haben sind".

Unternehmen könnten die Preissteigerungen nicht in ihren Verkaufspreisen unterbringen, beklagt der Spartenobmann. Andere wiederum würden "seit Monaten erfolglos Arbeitskräfte suchen".

Negative Stimmung
Laut der Konjunkturerhebung der KMU Forschung Austria rechnen nur 21 Prozent der Betriebe mit einem Plus bei den Auftragseingängen und Umsätzen. Im Vorjahr waren es noch 27 Prozent.
33 Prozent erwarten Rückgänge. Zum Vergleich: 2021 lag dieser Wert bei gerade einmal zwölf Prozent.
Nur die Gewerbe-Segmente Kreativ und Design sowie Lebensmittel sind noch leicht positiv gestimmt. Alle anderen Bereiche befürchten zum Teil kräftige Rückgänge bei Umsätzen und Auslastung.
Besonders schlecht sind die Erwartungen im Baugewerbe, im Bereich Holz und Kunststoff sowie bei Kfz und Mechatronik. In diesem Segment rechnet fast die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) mit einem Minus bei Umsätzen und Aufträgen.

Man werde einen langen Atem und eine breite Unterstützung brauchen, "bis sich die Teuerungen auf ein vernünftiges Maß eingependelt haben", so der Wirtschaftskammer-Vertreter. Er hofft auf eine Rückkehr von Konsum- und Investitionsbereitschaft sowie Plan- und Kalkulierbarkeit.

Aus Pecherstorfer Sicht gehört die Rolle von Gewerbe und Handwerk als verlässlicher Lieferant stärker ins Blickfeld gerückt. "Auch um die alternativlose Weitergabe der horrenden Kostenbelastungen argumentieren zu können."

"Wer bereits Energie gespart hat, wird bestraft. Das kann nicht sein." Spartenobmann Pecherstorfer über den kürzlich beschlossenen Kostenzuschuss

Am kürzlich beschlossenen Energiekostenzuschuss bemängelt der Obmann, dass viele typische Gewerbebetriebe um ihm umfallen würden. "Unter anderem, weil nur jene in den Genuss kommen, deren jährliche Energiekosten sich auf mindestens drei Prozent belaufen. Wer bereits Energie gespart hat, wird bestraft. Das kann nicht sein."

Es brauche "unbedingt und rasch die Entkoppelung der europaweit irrationalen Strompreise vom Gaspreis", betont Pecherstorfer. Er pocht auf ein europäisches Strompreissystem, das sich zumindest vorübergehend an den tatsächlichen Produktionskosten orientiere.