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Hunderte Menschen gedachten der Texas-Opfer

Heute Redaktion
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Dunkle Wolken lagern über den mit Trümmern übersäten Straßen, überall liegen Scherben, Krankenwagen mühen sich an den verkohlten und fensterlosen Häuserfassaden vorbei. Doch West ist kein Kriegsgebiet, liegt nicht in Syrien oder Afghanistan, sondern mitten in Texas. In der kleinen Stadt, 100 Kilometer südlich von Dallas, ist am Mittwochabend (Ortszeit) eine Düngemittelfabrik explodiert.

Dunkle Wolken lagern über den mit Trümmern übersäten Straßen, überall liegen Scherben, Krankenwagen mühen sich an den verkohlten und fensterlosen Häuserfassaden vorbei. Doch West ist kein Kriegsgebiet, liegt nicht in Syrien oder Afghanistan, sondern mitten in Texas. In der kleinen Stadt, 100 Kilometer südlich von Dallas,

Nach der verheerenden Explosion haben Hunderte Menschen bei einer Gedenkmesse der Opfer gedacht. Mit Kerzen versammelten sie sich am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Kirche der Kleinstadt, um zu singen und zu beten. Unterschiedliche Angaben zur Zahl der Opfer der Explosion, die das Fabrikgelände und Dutzende Häuser in der Nachbarschaft völlig verwüstet hatte, sorgten unterdessen für Verwirrung.

40 Menschen noch vermisst

Die Polizei, die zunächst von fünf bis 15 Toten gesprochen hatte, wollte bei einer späteren Pressekonferenz keine genaue Zahl mehr nennen und bestätigte lediglich, dass es Tote gegeben habe. Der Bürgermeister von West, Tommy Muska, sagte, dass bis zu 40 Menschen noch vermisst würden und wahrscheinlich tot seien. Unter den Toten sind laut Muska auch vier Sanitäter. Mitarbeiter des Rettungsdienstes hatten zunächst aber auch bis zu 70 Tote für möglich gehalten. Bis zu 180 Menschen wurden verletzt.

Region ist Katastrophengebiet

"Die letzte Nacht war für diese Gemeinde ein Albtraum", sagte der Gouverneur von Texas, Rick Perry. "Diese Tragödie hat wahrscheinlich jede Familie in dieser kleinen Gemeinde getroffen." Die Region um die kleine Stadt West wurde zum Katastrophengebiet erklärt. US-Präsident Barack Obama, der am Donnerstag an der Gedenkfeier für die Opfer des Bostoner Terroranschlags teilnahm, sicherte der Stadt Unterstützung zu.

Verstoß gegen Naturschutzauflagen

Rettungsteams durchkämmten unterdessen weiter das betroffene Gebiet auf der Suche nach Überlebenden. Die Ursache der Explosion war den Behörden zufolge zunächst völlig unklar. Die Polizei geht von einem Unfall aus. Angaben der US-Umweltschutzbehörde zufolge war die Fabrik in der Vergangenheit bereits wegen Verstößen gegen die Naturschutzauflagen abgemahnt worden.

Am Anfang wirkte es eher wie ein Fall höchstens für das Lokalfernsehen: In West brennt das Düngemittelwerk! Hoch loderten die Flammen, Umstehende halten das Spektakel mit der Handy-Kamera fest. Bis 19.53 Uhr Ortszeit.

Oh mein Gott! Oh mein Gott!"

Mit einem gewaltigen Knall, der noch fast 80 Kilometer entfernt zu hören ist, und einem 30 Meter hohen Feuerball explodierte das Werk und verwandelte den Umkreis in eine Ruinenlandschaft. Auf den Videos der Schaulustigen wechselt das berauschte "Wow, was für ein Feuer!" in blankes Entsetzen. Und immer wieder die gleichen Rufe: "Oh mein Gott! Oh mein Gott!"

Notdienst liegt lahm - Helfer selbst verletzt

"Es sah aus wie eine Atombombe", sagte Wests Bürgermeister Tommy Muska weiter. "Eine große Pilzwolke" über der kleinen Stadt. "Es war wie im Irak", meinte Polizist D. L. Wilson. "Besonders in der einen Straße sieht es aus wie im Kriegsgebiet", sagte Rettungsdienstchef Smith. "Die Häuser sind eingestürzt, und es könnten noch Menschen drin sein. Die sind entweder schwer verletzt oder tot." Eine für die toten Feuerwehrmänner eingerichtete Facebook-Seite mit dem Titel "The Last Alarm", etwa "Der letzte Einsatz", wächst minütlich um Dutzende Unterstützer.

Mehr als 1.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Darunter sind auch rund 130 Bewohner eines Altersheims, die ihr Zuhause gleich bei der Fabrik räumen müssen.

"Wir kämpfen hier um Menschenleben, nicht um Güter"

Die Rettungsarbeiten sind nicht nur durch die Angst vor giftigen Gasen erschwert, die Helfer fürchten vor allem auch weitere Explosionen. Das Feuer sollte zwar gelöscht werden, nicht aber um jeden Preis, betont Staatspolizist Wilson: "Wir kämpfen hier um Menschenleben, nicht um Güter."