Ukraine

Hunderte NATO-Panzer – Ukraine bereit für Offensive

Die Ukraine hat von westlichen Unterstützern bereits 230 moderne Kampfpanzer erhalten. Sie sollen die Russen aus besetzten Gebieten vertreiben.

Deutschland hat ukrainische Soldaten an seinen modernen Leopard 2 Kampfpanzern ausgebildet.
Deutschland hat ukrainische Soldaten an seinen modernen Leopard 2 Kampfpanzern ausgebildet.
WOJTEK RADWANSKI / AFP / picturedesk.com

Der Westen hat der Ukraine in den vergangenen Monaten mehr als 230 Panzer und mehr als 1.550 gepanzerte Fahrzeuge für die nächste Offensive gegen die russischen Besatzer geliefert, erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag am Rande eines Treffens mit dem luxemburgischen Regierungschef Xavier Bettel in Brüssel.

"Damit wird die Ukraine in eine starke Position versetzt, besetztes Territorium zurückzuerobern", fügte der Norweger hinzu. Mittlerweile seien schon mehr als neun komplette Panzerbrigaden ausgebildet und ausgestattet worden. Eine jede besteht aus mehreren Tausend ukrainischen Soldaten.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
IMAGO/TT

Ein NATO-Sprecher präzisierte am Nachmittag, dass sich die von Stoltenberg genannten Zahlen nur auf die Lieferungen für die Gegenoffensiv-Brigaden beziehen. Insgesamt habe die Ukraine seit Kriegsbeginn bereits "Hunderte Panzer" und "Tausende andere gepanzerte Fahrzeuge" erhalten. Genauere Angaben machte er nicht.

Schlamm bestimmt den Zeitpunkt

Wann der vom Westen und auch in Russland antizipierte Gegenschlag der ukrainischen Armee starten wird, ist hingegen noch unklar. In Kiew hält man sich bedeckt, alles rund um die Operation ist streng geheim. Oberst Markus Reisner des Österreichischen Bundesheeres mahnte in seiner Analyse vor wenigen Tagen zu Geduld. 

Oberst Markus Reisner ist Leiter der Entwicklungsabteilung an der Theresianischen Militärakademie.
Oberst Markus Reisner ist Leiter der Entwicklungsabteilung an der Theresianischen Militärakademie.
Screenshot YouTube / Bundesheer

"Der Faktor Zeit ist im Moment bestimmt durch die Umfeldbedingungen", so der Militär-Experte. Das Terrain sei durch die weiter andauernde Schlammzeit – ukrainisch "Bezdorizhzhya"  – weiterhin eine Gatsch-Hölle und für westlichen Waffensysteme wie den Leopard mit seinen 60 Tonnen Gewicht nur schwer passierbar.

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    Ukrainische Truppenverbände haben nahe der nördlichen Grenzstadt Sumy einen russischen Konvoi aus ...
    Ukrainische Truppenverbände haben nahe der nördlichen Grenzstadt Sumy einen russischen Konvoi aus ...
    Irina Rybakova/Ukrainian Ground Forces/Handout via REUTERS

    "Ich denke, wir müssen da noch etwas zuwarten, bis der Boden entsprechend hart ist", sagt Reisner. Putins Uralt-Panzer hätten da aufgrund ihre leichteren Bauweise sogar einen Bewegungsvorteil. Dennoch glaubt er nicht daran, dass es noch zu klassischen Panzerschlachten wie im Zweiten Weltkrieg kommen wird.

    T-14 "Armata" erstmals im Einsatz

    Derweil soll auch Putins "Super-Panzer", der T-14 "Armata", erstmals auf dem Gefechtsfeld in Erscheinung getreten sein. Der modernste Kampfpanzer der russischen Streitkräfte soll der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge an einer nicht näher definierten Stelle der Front ukrainische Stellungen beschossen haben. 

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      T-14 "Armata": Bislang war Russlands modernster Kampfpanzer reines Paraden-Gerät.
      T-14 "Armata": Bislang war Russlands modernster Kampfpanzer reines Paraden-Gerät.
      Alexei Yereshko / Tass / picturedesk.com

      Gleichzeitig musste das staatliche Medium aber hinzufügen, dass der Panzer "noch nicht an direkten Angriffsoperationen beteiligt" gewesen sei.

      Ob nun tatsächlich auch "Armata" an der Front kämpfen, lässt sich nicht unabhängig feststellen – ohnehin ist dieser jahrelang von Produktionsproblemen geplagte Panzer höchstwahrscheinlich nur in äußerst geringer Stückzahl verfügbar.

      China schaltet sich ein

      Auch auf diplomatischer Front tut sich etwas. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping hat am Mittwoch erstmals seit Kriegsbeginn persönlich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski telefoniert. "Ich hatte ein langes und bedeutsames Telefongespräch mit Präsident Xi Jinping", teilte Selenski Mittwochabend via Twitter mit. Er hoffe, dass dieser Kontakt den bilateralen Beziehungen einen "starken Impuls" verleihen könne. Xi kündigte später an, einen Sonderbeauftragten in die Ukraine und andere Länder schicken zu wollen, um sich mit allen Parteien über eine politische Lösung auszutauschen.

      Xi Jinping ist Chinas langjähriger Staatschef.
      Xi Jinping ist Chinas langjähriger Staatschef.
      Ju Peng Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

      Gleichzeitig zeigte das mächtige Reich der Mitte aber den imperialistischen Machtgelüsten Wladimir Putins Grenzen auf. Die Regierung in Peking hat an Mittwoch mehreren zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken den Schutz ihrer Unabhängigkeit zugesichert. China werde sich weiter für die Souveränität, Sicherheit und territoriale Integrität von Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan einsetzen.

      Kreml hält an Kriegszielen fest

      Der Kreml hat zurückhaltend auf das erste Telefonat zum Krieg Xi und Selenski reagiert. "Wir sind bereit, alles zu begrüßen, was eine Beendigung des Konflikts und das Erreichen aller von Russland gesteckten Ziele näher bringt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

      Russland fordert etwa einen Verzicht der Ukraine auf einen NATO-Beitritt, weil sich die Atommacht in ihrer zwiespältigen Narrative durch das Bündnis angeblich in ihrer Sicherheit bedroht sieht. Gleichzeitig wird von den staatlichen Medien und Internet-Trollen des Regimes innen wie außen propagiert, dass man die NATO im Falle eines Krieges in kürzester Zeit besiegen könne.

      Dmitri Peskow ist Wladimir Putins Pressesprecher.
      Dmitri Peskow ist Wladimir Putins Pressesprecher.
      REUTERS

      Moskau besteht vor möglichen Verhandlungen etwa darauf, dass die Ukraine auf ihre von russischen Truppen besetzten Gebiete verzichtet. Kiew wiederum verlangt als eine Grundbedingung für Gespräche, dass Russland seine Truppen komplett abzieht. Beide Seiten erklärten zudem, dass sie wegen der Unvereinbarkeit der Bedingungen den Kampf auf dem Schlachtfeld fortsetzen.

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        Getty Images/iStockphoto