Welt

"Hungrige Venezolaner fallen an der Grenze um"

Wegen der Wirtschaftskrise migrieren täglich Tausende Venezolaner nach Kolumbien. An der Grenze kommt es oft zu dramatischen Szenen.

Heute Redaktion
Teilen

Seit Wochen versuchen täglich Tausende Venezolaner über die Grenze in die Nachbarländer Kolumbien und Brasilien einzureisen. Sie flüchten vor der eskalierenden wirtschaftlichen und politischen Krise in ihrem Land.

Vergangenen Freitag verschärften die kolumbianischen Behörden die Einreisebestimmungen, was am Wochenende zu einem Run auf die Grenzübergänge führte. Bilder zeigen, wie sich Menschen dicht an dicht in einer endlos scheinenden Schlange drängen. Viele, die mit ihrem Hab und Gut unter der prallen Sonne ausharrten, kollabierten.

"Wir sehen viele unterernährte Kinder, aber auch Erwachsene, die ohnmächtig werden, weil sie seit Tagen nichts gegessen haben", sagt Fabiola Ruiz zur "Deutschen Welle". Sie leitet eine Suppenküche in der kolumbianischen Ortschaft Cúcuta.

15 Stunden lang Schlange stehen

Auf der Brücke Simón Bolívar zwischen dem venezolanischen Bundesstaat Táchira und dem kolumbianischen Dörfchen La Parada im Department Norte de Santander überqueren bis zu 37.000 Menschen pro Tag die Grenze. Einige kommen, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen – wegen des Devisenmangels und der Hyperinflation kann Venezuela kaum noch Nahrungsmittel, Medikamente oder Dinge des täglichen Bedarfs einführen. Bargeld ist so wertlos, dass daraus sogar schon Taschen geflochten werden.

Andere wiederum planen die Weiterreise: "Ich will nach Ecuador", sagt eine Frau, die nach 15 Stunden in der Schlange den Busterminal erreicht. Zwei Männer wollen nach Peru. Auch die argentinische Regierung meldet, dass sich in den letzten fünf Jahren die Ankunft von venezolanischen Migranten versechsfacht hat.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hatte zuletzt gesagt, die Migration aus Venezuela sei außer Kontrolle geraten. Den humanitären Notstand ausrufen will die Regierung aber nicht. Der Bürgermeister von Cúcuta, César Rojas, kritisiert: "Die Regierung will den Flüchtlingsstatus für Venezolaner nicht anerkennen, damit sich nicht herumspricht, dass wir ihnen hier helfen können. Das können wir den Menschen nicht bieten."

(kle)